Essen. . Der offizielle Film zur Grünen Hauptstadt feiert am Mittwoch in der Lichtburg Premiere. Die Redaktion durfte ihn schon sehen. Eine Kritik.
Nebel liegt über der Ruhr, die Sonne bricht sich ihren Bann durchs Blätterwerk, die Natur erwacht. Wer noch nie in aller Herrgottsfrühe durch die Heisinger Aue spaziert ist, der muss sich nach diesen Bildern keinen Wecker stellen, sondern wird von Tatendurst beschwingt aus den Federn springen.
Der Tiefflug mit der Kamera über Essens Naturschutzgebiet von europäischem Rang ist das Intro von „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017. Der Film“, der am Mittwochabend in der ausverkauften Lichtburg Premiere feiert. Und schon bei den ersten Sequenzen wird klar, wohin die Reise geht.
Beste Werbung für die Stadt Essen
50 Stunden Drehmaterial haben die Filmemacher Johannes Kassenberg und Frank Bürgin gedreht und zu 60 Minuten verdichtet.
Herausgekommen ist beste Werbung für diese Stadt. Ein Streifen, der auf der nächsten Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) als Endlosschleife laufen könnte. Wer sich immer noch fragt, warum Essen Grüne Hauptstadt Europas geworden ist, der muss sich nur diesen Film ansehen.
„Es ist ein Blick, den man auf Essen haben kann“, sagt Frank Bürgin und meint damit nicht nur die bevorzugte Perspektive, die Kameramann Johannes Kassenberg gewählt hat. Die Grüne Hauptstadt zeigt uns der gebürtige Essener per Multicopter-Kamera aus der Vogelperspektive. Der Baldeneysee, Zollverein, die Gruga, der Rhein-Herne-Kanal, die vielen Stadtparks... – es sind Bilder von Orten, die einem als Essener vertraut sind, die man so aber noch nicht gesehen hat.
Es ist ein Blick auf die Stadt. Es ist nicht der journalistische Blick, nicht der kritische. Die Aufgabe, die das Projektbüro der Grünen Hauptstadt den beiden Filmemachern gestellt hatte, war eine andere. Und die haben Bürgin und Kassenberg höchstprofessionell erfüllt.
Fast wird einem schwindelig vor so viel Grün
Jeden Park, jede Grünfläche hatten die beiden im Kasten. Fast wird einem im Kinosessel schwindelig vor soviel Grün. Die Kunst bestand im Weglassen, sagt Bürgin. Nicht immer ist es ihnen gelungen. Zahlen und Fakten gehen zuweilen unter in der Flut der schönen Bilder. Geschenkt.
Und doch ist der offizielle Film zur Grünen Hauptstadt mehr als ein Werbefilm. Er ist auch eine Dokumentation mit geschickt eingebauten historischen Aufnahmen etwa von der Großen Ruhrländischen Gartenschau, der Gruga, oder vom Baden im Baldeneysee, das bald wieder möglich sein wird. Und manchmal ist er auch Heimatfilm, der ans Herz geht.
Dokumentar- und Heimatfilm – ohne Honoratioren
Besonders authentisch ist er dann, wenn Menschen zu Wort kommen. Dankenswerter Weise haben die Autoren darauf verzichtet, Honoratioren in Szene zu setzen. Kein Oberbürgermeister ist zu sehen und keine Umweltdezernentin, dafür Menschen wie Richard Spilok, Kleingärtner aus Karnap, der uns seine liebevoll gepflegte Scholle vorstellt: „Da passt alles“, sagt er. Viel mehr Worte braucht es nicht. Die Bilder aus der Laubenkolonie hinterm Kanal sprechen für sich.
Der Film sei vor allem ein Film für die Essener, sagt Frank Bürgin. Ein kleinwenig Argumentationshilfe soll er sein gegenüber allen, die ein ganz anderes Bild von Essen haben. Stellten die Menschen im Ruhrgebiet ihr Licht doch zu sehr unter den Scheffel, hat Bürgin festgestellt. Als Gelsenkirchener weiß der Mann, wovon er spricht.
Und Lust machen soll der Film. Lust darauf, etwas zu machen aus dem Grünen-Hauptstadt-Jahr. Dafür müssten ihn mehr Zuschauer zu sehen bekommen.
Ab Donnerstag gibt es den offiziellen Film zur Grünen Hauptstadt auf DVD im Buchhandel. Warum nicht gleich zum Runterladen im Internet? Ein größeres Publikum hätte er verdient.
>> FILM IM KINO UND FÜR 10 EURO AUF DVD
Der Film „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ wird am Sonntag, 5. März, um 18 Uhr in der Zeche Carl an der Wilhelm-Nieswandt-Allee in Altenessen gezeigt. Einlass ist ab 17 Uhr. Eintritt: 6 Euro (erm. 4 Euro).
Essen: Grüne Hauptstadt Europas 2017 Weitere Vorstellungen sind nach Angaben der Stadt geplant, aber noch nicht terminiert.
Die Premiere am heutigen Mittwoch in der Lichtburg ist ausverkauft, dies gilt im übrigen auch für die zweite Vorstellung am Sonntag, 26. Februar.
Wer beide Termine verpasst hat und nicht nach Altenessen kann: Die DVD zum Grüne Hauptstadt-Film zum Preis von 10 Euro gibt’s bereits ab Donnerstag, 23. Februar, im Buchhandel und in der Essener Touristikzentrale am Handelshof zu kaufen.