Essen. . In Essen fehlen freiwillige Helfer, die Igel aufnehmen. Bisher ist nur eine private Igel-Station bekannt. Tierschützer suchen Ehrenamtliche.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die Situation in Essen so schlimm ist, “ erzählt die Essener Igel-Freundin Tanja Mangels erstaunt. Genau das berichtet die Wuppertaler Igelschutz Interessengemeinschaft e.V.: In Essen herrsche ein akuter Mangel an privaten Igel-Pflegestellen, die Tierheime seien an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt, warnt die 1. Vorsitzende Kornelia Dudziak: „Privatleute, die Igel versorgen, werden dringend gesucht.“ Solche wie Tanja Mangels aus Werden.

Tanja Mangels hat so eine private Igel-Pflegestation, die zur Zeit einzige bekannte in Essen. „2014 habe ich den ersten Igel vom Tierheim zur Pflege und zur späteren Auswilderung übernommen“, erzählt die 35-Jährige. Seitdem wird sie regelmäßig vom Tierheim angerufen – und springt immer wieder ein. „Ende September letzten Jahres ging es wieder los, mittlerweile versorge ich 13 Igel, so viele hatte ich noch nie auf einmal.“

Die Wuppertaler Igelschutz Interessengemeinschaft beklagt, dass es in Essen zu wenige private Pflegestellen für Igel gibt.
Die Wuppertaler Igelschutz Interessengemeinschaft beklagt, dass es in Essen zu wenige private Pflegestellen für Igel gibt. © Feuerwehr Essen

Die Tiere in ihrem Garten an einer Anwohnerstraße in Werden stört sie so wenig wie möglich, damit sie die Scheu vor Menschen nicht verlieren. Auch wenn sie die stacheligen Gäste süß findet und alle bei ihr einen Namen bekommen: „Wir hatten schon einen Motzi, der hat immer rumgemotzt, wir hatten auch einen Bambelbi, eine Jolanda, einen Optimus und viele mehr“, zählt sie auf.

Mehr als ein ruhiges, abendliches Beobachten mit Sohn Christoph (7) und Ehemann Kai sei aber ihrer Meinung nach nicht drin.

Ein gekochtes Ei für den Igel

Für die 13 braunen Säugetiere, die sich bei Gefahr oder für den Winterschlaf zusammenrollen, trägt sie die monatlichen Futterkosten von etwa 100 Euro. Zu essen gibt es Hunde- und Katzendosenfutter, Igelfutter und ab und zu gebratenes Fleisch oder ein gekochtes Ei.

Bis die Igel ausgewildert werden können, müssen sie aufwendig aufgepäppelt werden.
Bis die Igel ausgewildert werden können, müssen sie aufwendig aufgepäppelt werden. © Igelschutz-Interessengemeinschaft

Neben den Kosten ist dieses Ehrenamt auch arbeitsintensiv: „Täglich müssen die sechs Käfige und Wasser-, und Futterschalen gesäubert-, sowie die Zeitungen auf dem Boden ausgewechselt werden“, berichtet Tanja Mangels. Igel sind Einzelgänger und müssen bis auf Muttertiere und Nachwuchs getrennt gehalten werden Deshalb sind bei Mangels gerade fünf der 13 Igel einzeln untergebracht.

Auch das Wiegen der Tiere und das Führen des Gewichtsprotokolls zählt zu den Aufgaben der Igel-Pflegerin. Wenn die Igel im Winterschlaf sind, so wie jetzt, sei die Arbeit überschaubar. „Erst Ende März, Anfang April, wenn der Winterschlaf vorbei ist, geht’s wieder richtig los“, berichtet sie. Dieses Ehrenamt mache sie neben ihrem Nebenjob, ihrem Haushalt mit großem Garten, dem Management der Familie mit Ehemann Kai, Sohn Christoph, der sich gerade die Nase gebrochen hat, und der Versorgung ihrer zwei Hunde, eines Chinchilla und ihrer Aquarium-Fische.

Raus mit der Bauwanne

„Meine Familie und Freunde kennen es gar nicht anders, ich war schon immer tierlieb.“ Viele helfen und sammeln zum Beispiel für die Igel alte Zeitungen, die zum Auslegen der Gehege benötigt werden.

Igelschutz-Vorsitzende Kornelia Dudziak (hier mit einem Igel im Sommer) appelliert an Essener Tierfreunde, sich als Igel-Pfleger zu engagieren.
Igelschutz-Vorsitzende Kornelia Dudziak (hier mit einem Igel im Sommer) appelliert an Essener Tierfreunde, sich als Igel-Pfleger zu engagieren. © OH

Ehemann Kai war beim ersten Igel auch tatkräftig dabei. „Als ich aber dann mal wegen einer Blinddarm-Operation ausfiel, hat er neben seinem Beruf fünf Igel versorgen müssen.“ Seitdem findet er, zwei bis drei seien genug. Und jetzt sind es 13. „Ich bekam einen Anruf, dass in einem Neubaugebiet eine Igelmutter mit sieben Babys gefunden wurde, die Igel mussten weg.“ Also raste Tanja Mangels mal wieder mit Gartenhandschuhen und Bauwanne los.

Wer um diese Jahreszeit draußen Igel sieht, könne sicher sein, dass das Tier Hilfe brauche, sagt Kornelia Dudziak. „Die Tiere finden jetzt keinesfalls genug Futter.“ Deshalb empfiehlt sie, das Tier mitzunehmen und zu wärmen, Futter und Wasser bereit zu stellen – und einen Igelverein zu kontaktieren.

>>TIPPS ZUM UMGANG MIT IGELN

  • Informationen gibt es auf: www.igelschutz-ev.de
  • Wer sich als private Pflegestelle anmelden möchte, kann das per Email machen: geschaeftsstelle@igelschutz-ev.de
  • Wer keinen Igel aufnehmen möchte oder kann und trotzdem helfen möchte, kann in seinem Garten katzensichere, überdachte Igel-Futterstellen aufstellen.
  • Igel gehören zu den geschützten Arten und dürfen nur für die nötige Pflege und Behandlung aufgenommen werden. Sobald es dem Tier wieder gut geht, muss es ausgewildert werden.
  • Igel sind standorttreu, sie sollten nach Möglichkeit wieder da ausgesetzt werden, wo sie aufgenommen wurden. Wenn das zu gefährlich ist (beispielsweise wegen viel befahrener Straßen in direkter Nähe) , muss ein anderer geeigneter Bereich gefunden werden.