Bottrop-Kirchhellen. . Ehrenamtliche Helfer kümmern sich im Waldpädagogischen Zentrum um kranke oder verwaiste Baby-Hörnchen. Sind sie fit - geht's ab in die Freiheit.

Bottrops berühmten Eichhörnchen Polly gefällt das garantiert sehr gut: Das bundesweite Netzwerk „Eichhörnchen Notruf“ hat jetzt auch eine Auffangstation in Grafenwald. Hilflos aufgefundene Jungtiere werden zunächst von ehrenamtlichen Helfern aufgepäppelt und werden dann in der neuen Voliere am Waldpädagogischen Zentrum auf das Auswildern vorbereitet. „Sie müssen hier alles lernen, was sie draußen brauchen.“ Und wenn sich die Tiere noch nicht sicher genug fühlen, kommen sie gern zur Station zurück.

Vorbereiten auf das Auswildern

Ihr erstes Eichhörnchen fand Claudia Schäfer aus Dorsten im Jahr 2010 hilflos auf der Fensterbank. Sie hat es am Leben erhalten, später immer mehr aufgefundenen Tiere in einer Voliere im Garten auf das Auswildern vorbereitet und in die Freiheit entlassen.

Inzwischen hat sie eine ganze Menge gelernt über die Tiere, betreibt mit dem Tierschutzverein „Wilde Kreaturen“ die Eichhörnchenhilfe in Dorsten, sitzt dort am Notfalltelefon und im Bundesvorstand des Vereins „Eichhörnchen Notruf“ und gilt als medizinische Expertin für die Versorgung der aufgefundenen Jungtiere. Gut 200 Tiere hat sie inzwischen selbst aufgepäppelt: „Ich habe eine Überlebensquote von 85 Prozent.“

Die neue Station am Waldpädagiogischen Zentrum ist eine Auffangstation für Jungtiere, die aus den verschiedensten Gründen hilflos geworden sind, sagt Claudia Schäfer: „Das können Opfer von Autounfällen oder von Baumfällungen sein. Sie können ihre Eltern oder ihr Revier verloren haben. Die suchen dann auch wirklich Hilfe. Deshalb darf man sie auch mitnehmen.“ Und nein: „Eichhörnchen sind keine Tollwut-Träger.“

Eichhörnchen vertragen Erdnüsse nicht gut

Die erste Stufe der Hilfeleistung ist das Aufpäppeln und die medizinische Versorgung. Das richtige Futter bist wichtig, sagt die Expertin: Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Kiefernzapfen. „Das Eichhörnchen hat eine empfindliche Magen-Darm-Flora. Erdnüsse verträgt es nicht gut.“ Das richtige Futter ist deshalb auch nicht ganz billig: „Ich verbrauche inzwischen 50 Kilo Walnüsse im Jahr.“

Die ersten fünf Tiere haben Claudia Schäfer und Revierförster Markus Herber am Montag ausgewildert. Ganz jung sind die Tiere gesellig, im Alter von 12 bis 13 Wochen werden sie Einzelgänger. „Man kann verfolgen, wie sie rappelig werden“, sagt Herber. „Dann müssen sie raus in den Wald.“

Viele Rückkehrer

Aber wie bei Trude Herr heißt es auch bei den Eichhörnchen: Niemals geht man so ganz. Die Erfahrungs-Faustformel von Claudia Schäfer heißt: „80 Prozent aller ausgewilderten Tiere kommen zurück, 30 Prozent gehen sogar zurück in die Voliere.“ Deshalb hat Markus Herber die Tür offen gelassen. Und tatsächlich: Eins der ausgewilderten Tiere ist zurück gekehrt, ein weiteres hat es sich nebenan im Baum gemütlich gemacht und erkundet von dort aus die nähere Umgebung. Claudia Schäfer ist optimistisch: „Das Tier wirkt relativ tiefenentspannt.“

Gar nicht entspannt reagiert die Expertin, wenn sie auf die schwarzen Hörnchen angesprochen wird, die angeblich die heimische Art verdrängen. „Es gibt keine bösen Hörnchen. Wir haben das Grauhörnchen in Deutschland noch gar nicht. Ob rot, ob braun, ob schwarz: Bei uns gibt es nur das europäische Eichhörnchen.“

Mehr Infos zum Waldpädagogischen Zentrum und zur neuen Eichhörnchenstation in Grafenwald gibt es auch im Internet: www.sdw.wpz-bottrop.de.