Essener Süden. . Die Pfarrei St. Lambertus schreibt alle Gläubigen der vier Gemeinden an. Sie sollen Antwort darauf geben, wie wichtig ihnen Kirche ist.

Die Pfarrei St. Lambertus startet an diesem Wochenende eine der größten Erhebungen im Ruhrbistum: 18 000 Gläubige der vier angeschlossenen Gemeinden St. Lambertus Rellinghausen, St. Andreas Rüttenscheid, St. Hubertus und Raphael Bergerhausen und St. Ludgerus und Martin Rüttenscheid werden angeschrieben und aufgerufen, die Zukunft der Kirchen vor Ort mitzugestalten.

Mit dem Namen „Emmaus 2017“ will die Pfarrei zum einen den sperrigen Begriff des Pfarrentwicklungsprozesses umgehen und zum anderen Aufbruchstimmung vermitteln. Dafür steht schließlich der im Lukasevangelium erwähnte Ort Emmaus nahe Jerusalem, in dem zwei Jünger dem wieder auferstandenen Jesus begegneten.

Alle kirchlichen Angebote auf dem Prüfstand

Entsprechend gehe es auch in dem Fragebogen eher um die praktische Seelsorge vor Ort als die Wirtschaftlichkeit der Gemeinden, betont Wolfgang Hofemeister, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats von St. Lambertus: „Wir wollen wissen, mit welchen Angeboten wir die Menschen richtig ansprechen.“ Kindergottesdienste, Bibelkreise, Pfarrbüchereien, Kindertagesstätten, Altenheime, Sonntagsgottesdienste: Sämtliche kirchlichen Angebote kommen auf den Prüfstand: Kennen die Befragten die Angebote? Wie wichtig sind sie ihnen?

Von der Beantwortung erhofft sich die Pfarrei die Grundlage, auf deren Basis sie ihre Arbeit neu ausrichten kann. Erstmals im Bistum würde dabei jedes Gemeindemitglied persönlich angeschrieben. Die Teilnahme erfolgt anonym. „Wir wollten nicht allein über die Haushalte gehen, sondern jeden ansprechen, um auch jene zu erreichen, die zwar noch in der Kirche sind, aber nicht aktiv daran teilhaben“, begründet Verwaltungsleiter Ferdinand Lütke Daldrup, der auf einen Rücklauf von zehn bis zwanzig Prozent hofft.

Umgang mit dem Priestermangel

Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass auch die Pfarrei St. Lambertus bis 2030 an ihrer Wirtschaftlichkeit arbeiten müsse. Die Schließung von Standorten oder die Zusammenlegung von Gemeindezentren, wie sie in anderen Pfarreien des Bistums diskutiert und umgesetzt werden, schließen die Verantwortlichen zurzeit aber aus. „Kirche muss vor Ort sein. Sonst erreichen wir die Menschen gar nicht mehr“, sagt Wolfgang Hofemeister.

Auch der Umgang mit dem Priestermangel wird die Pfarrei beschäftigen: In Rüttenscheid etwa sollen künftig hauptamtlich Mitarbeiter die Verwaltung übernehmen, während der Pfarrer sich allein um die Seelsorge kümmert. „Zudem springen Geistliche im Ruhestand und Gemeindereferenten ein, so dass die Gottesdienste gesichert sind“, sagt Lütke Daldrup.