Essen. . Essens zurzeit wohl größte wilde Müllkippe ist ein Zuhause. Anwohner klagen: Täglich kommt neuer Sperrmüll hinzu.

  • Leere Bockwurstpackungen, Zigarettenschachteln: Hier verbringt jemand regelmäßig Zeit
  • Bisherige Versuche, den Unrat wegzuschaffen, scheiterten: Nachts wurde alles wieder unters Dach gestellt
  • Entsorgungsbetriebe und Grundstücksbesitzer unternehmen jetzt einen neuen Anlauf

Diese Geschichte hat, menschlich gesehen, ganz offensichtlich einen tragischen Hintergrund – doch die Folgen sind ein Ärgernis für Anwohner, und es wächst unaufhörlich: In Holsterhausen ist derzeit wohl Essens größte wilde Müllkippe zu besichtigen.

Schauplatz ist die ehemalige St. Stephanus-Kirche, ein markanter, ovaler Ziegelbau von 1953, prominent gelegen an der Hausackerstraße, kurz vor der Stadtteilgrenze Frohnhausen.

Kirche war 1953 erbaut worden

Anwohner stellen neuen Sperrmüll dazu.
Anwohner stellen neuen Sperrmüll dazu. © Knut Vahlensieck

Kirchenschiff und Turm sind durch einen schmalen, überdachten Gang miteinander verbunden, der durch massive Säulen gestützt wird -- genau dort hat sich ein Obdachloser eingerichtet.

Zwischen dicken Sesseln, Matratzen, Decken und jeder Menge Hausrat stehen einige Milchtüten, die erst vor kurzem geöffnet sein müssen, auch leere Bockwurstpackungen, Zigarettenschachteln, Senfglas und Ketchupflasche deuten darauf hin, dass hier jemand regelmäßig über längere Zeit verweilt. Dazwischen: Alte Skier, die keiner mehr benötigt, Kinderkleidung, Taschen und Kartons.

Kinderkleidung, Taschen, Kartons, alte Skier

Blick von der Hausackerstraße: Sperrmüll lehnt an den Säulen.
Blick von der Hausackerstraße: Sperrmüll lehnt an den Säulen. © Knut Vahlensieck

„Das geht seit mehreren Wochen so“, beklagt sich Anwohnerin Gisela Jacobi, die seit zehn Jahren in der Straße „An St. Stephan“ wohnt, direkt neben dem Kirchengebäude. Das Gotteshaus wurde im Jahr 2008 von der Katholischen Kirche aufgegeben. „In vielen Nächten kommen jetzt Bürger, die weiteren Sperrmüll dazustellen.“

Jacobi hatte auch direkt zu Beginn das Ordnungsamt angerufen, um den Fall zu melden – doch dann gewann die Geschichte eine gewisse Eigendynamik. Denn die Entsorgungsbetriebe (EBE) beseitigen Sperrmüll dann, wenn er am Straßenrand gelagert wird. „Privates Gelände betreten wir nicht“, erklärt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. Das Gelände der Kirche gehört der Heimstatt-Engelbert-Stiftung, die zum Franz Sales Haus gehört.

Entsorgungsbetriebe holen Sperrmüll ab

Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) nehmen Sperrmüll von Bürgern kostenlos mit. Er muss aber richtig angemeldet, ein Termin vereinbart werden. Anmeldung: 8541111

Die EBE bittet darum, Sperrmüll erst am vereinbarten Abhol-Tag bis morgens um 7 Uhr auf den Bürgersteig zu stellen, nicht schon Tage vorher – dann wachsen sofort wilde Kippen heran.

„Wir haben den Unrat an den Straßenrand stellen lassen, damit er von der EBE eingesammelt werden kann“, berichtet Valeska Ehlert, Sprecherin des Franz Sales Hauses. „Doch über Nacht sind große Teile des Sperrmülls dann wieder unter das Kirchendach gestellt worden.“ Ganz vermutlich von jenem, der sich dort eingerichtet hat, vermuten die Beteiligten.

Das Franz Sales Haus plant, die alte Kirche abzureißen. Das soll im April geschehen. Es sei unüblich, berichtet Bettina Hellenkamp, dass leere Kirchen als Sperrmüll-Ablagestelle missbraucht werden. Was jedoch auch in diesem Fall typisch sei: „Wenn einmal etwas herumsteht, kommt sofort das nächste hinzu – das geht ganz schnell.“

Sperrmüll soll jetzt weggeschafft werden

Franz Sales Haus und EBE wollen am Freitag einen neuen Anlauf nehmen: So schnell wie möglich, heißt es, soll der Sperrmüll verschwinden.