Essen. Das Eltingviertel kann sein Schmuddel-Image langsam abstreifen. Investor Vonovia plädiert für bessere Anbindung an die City.

  • Viertel im Norden der Innenstadt gilt inzwischen als Musterbeispiel für zukunftsweisenden Stadtumbau
  • Beispiel Viktoriahof: Aus heruntergekommenem Häuserblock ist ein Schmuckstück geworden
  • Vonovia zur Radweg-Debatte: Alles, was zur Aufwertung des Quartiers beiträgt, sei willkommen.

Jahrzehntelang schlummerte das Eltingviertel in einem Dornröschenschlaf, was zugegebener Maßen eine sehr freundliche Umschreibung ist. Andere sprechen von einer Schmuddelecke. Unstrittig ist: Das Quartier, das sich am nördlichen Rand der Innenstadt hinter der Trasse der ehemaligen Rheinischen Bahn wegzuducken scheint, hat städtebaulich Potenzial.

Das Wohnungsunternehmen Vonovia, dem ein Drittel des Wohnungsbestandes gehört, hat das, wenn auch erst sehr spät, erkannt. Dank der finanziellen Förderung des Landes im Rahmen des Projektes Innovation City gilt das Viertel inzwischen als Musterbeispiel für einen zukunftsweisenden Stadtumbau. Wer es mit Dornröschen hält, der würde sagen: Das Eltingviertel wird wachgeküsst.

2015 feierte Vonovia Startschuss für Sanierung


Im Eltingviertel finden sich viele Häuser aus der Gründerzeit.
Im Eltingviertel finden sich viele Häuser aus der Gründerzeit.

2015 feierte Vonovia den Startschuss für die energetische Sanierung von 1400 der insgesamt 3500 Wohnungen im Viertel. Stromfressende Nachtspeicherheizungen fliegen raus, die Häuser werden ans Fernwärmenetz angeschlossen, Fenster erneuert, Fassaden gestrichen, Balkons angebaut.

Das Ergebnis lässt sich am Viktoriahof bestaunen: Aus dem heruntergekommenen Häuserblock mit seinem begrünten Innenhof ist ein Schmuckstück geworden. Zwei weitere Wohnblöcke sollen diesem Beispiel folgen: 27 Millionen Euro fließen bis 2020 in das Quartier, sagt Robert Stellmach, zuständiger Regionalleiter bei Vonovia.

Siedlung im Stil der Gründerzeit

Die Unterführung an der Altenessener Straße verbindet das Eltingviertel mit der Innenstadt und wirkt alles andere als einladend. left Der Betrachter bekommt einen Eindruck davon, wie es Ende früher einmal im Eltingviertel ausgesehen haben könnte, als der Unternehmer und Sägewerksbesitzer Hermann Elting in der Nachbarschaft zur Zeche Victoria Mietshäuser bauen ließ. Innerhalb von zwanzig Jahren entstand eine Siedlung im Stil der Gründerzeit. Was im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wurde nahe am Original wieder aufgebaut, weshalb sich das Eltingviertel wohltuend unterscheidet von Straßenzügen aus den 1950er-Jahren, die das Stadtbild prägen.

© Stepmap

Bei Innovation City bauen sie darauf, dass sich private Hauseigentümer von der Aufbruchstimmung anstecken lassen. Günstige Kfw-Kredite sollen es ihnen schmackhaft machen. Hier und dort heben sich bereits einige Perlen heraus aus den Häuserreihen, die nicht nur einen frischen Anstrich vertragen könnten. Gerade im südlichen Teil des Eltingviertels, in Nähe des mächtigen Bahndamms, käme es auf privates Engagement an, weiß Vonovia-Mann Stellmach.

Hitzig geführte Debatte um gründes Band

Die aktuell hitzig geführte Debatte um die Trasse der ehemaligen Rheinischen Bahn und die Fortführung des Radschnellweges RS1 ist dem Wohnungsunternehmen nicht verborgen geblieben.

Schon 2014 hatte sich Vonovia in einer Studie mit der Frage befasst, ob der Bahndamm verschwinden soll, ohne sich dabei festzulegen. Es blieb bei Varianten, denen eines gemein ist: Der ehemalige Trassenverlauf ist ein freundliches grünes Band.

Blick auf unaufgeräumte Innenhöfe

Alles, was zu einer Aufwertung des Quartiers beiträgt, sei willkommen. Dass sie sich bei Vonovia sehr wohl mit dem Gedanken anfreunden könnten, dass die trennende Barriere verschwindet, klingt im Gespräch durch. Eine Fläche von 15 000 Quadratmetern nimmt der Bahndamm ein, ein Vielfaches dessen, was für eine sechs Meter breite Radtrasse benötigt würde, heißt es aus der Planungsverwaltung.

Auf dem Damm verteilen sich bis zu fünf Gleise auf einer Fläche, die so breit ist, wie eine vierspurige Straße. In Richtung Innenstadt schließt sich eine Häuserzeile an. Auch sie wirkt wie ein Riegel zum Eltingviertel. Der Blick fällt auf unaufgeräumte Innenhöfe.

RWE-Tochter zurück zu den Wurzeln

Kein Zweifel besteht für Vonovia daran, dass die düstere Unterführung an der Altenessener Straße so nicht bleiben kann. Es ist das Eingangstor ins Eltingviertel. „Für viele Menschen ist es nicht einladend“, weiß Ralf Feuersenger, bei Vonovia verantwortlich für die Quartiersentwicklung.

Die Altenessener Straße für den Autoverkehr zu sperren und den Radweg dort ebenerdig weiterzuführen, wäre eine Option. Es gäbe genügend Wege ins Quartier. RWE-Tochter Innogy wird seinen Sitz ins Eltingviertel verlegen, es ist ein Zurück zu den Wurzeln des Energiekonzerns an der Altenessener Straße. 1000 Arbeitsplätze kommen dort hinzu. Das gelte es zu berücksichtigen. Die Stadt favorisiert deshalb eine neue Brücke.

Nicht jede Frage lässt sich so leicht beantworten, wie die der Shisha-Bar. Vonovia erwarb das Haus und richtete in dem Ladenlokal eine Galerie ein. In diesem Fall erwies sich das Problem als viel Rauch um nichts.