Essen-Kettwig. . Eine Mutter hat das späte Handeln am Schulstandort Mintarder Weg kritisiert: Ihr Sohn habe schon 2012 über Atemwegs-Beschwerden geklagt.

Kurz nach der Schließung des Schulstandorts Mintarder Weg der Schule an der Ruhr: Die Kinder haben schulfrei, die Lehrkräfte räumen Materialien zusammen – für unbestimmte Zeit geht es zur Gustavstraße bzw. in Räume der Albert-Einstein-Realschule. Schon in den Startlöchern steht Wolfgang Wolter-Griegel, bei der Immobilienwirtschaft der Stadt für Schadstoffe zuständig.

„Wir werden als erstes den Kriechkeller begehen“, kündigt er an. Von dort könnte, so die ersten Vermutungen der Behörde, das Tetrachlorethen kommen. Erhöhte Werte dieses Chlorkohlenwasserstoffs, der unter anderem für die Entfettung von Metall verwendet wird, wurden zunächst im linken Teil des Schulgebäudes gemessen – in insgesamt fünf Räumen. So auch in der Mädchentoilette oberhalb eben jenes Kriechkellers. Nun ergaben weitere Messungen, dass auch im rechten Gebäudeteil die Grenzwerte in 25 Räumen überschritten werden – die Schule wurde am Montag geschlossen.

Mutter berichtet von Asthma-Symptomen ihres Sohnes

Für eine Mutter aus Vor der Brücke, die ihren Namen nicht öffentlich machen will, hat das einen bitteren Beigeschmack. „Das kommt viel zu spät. Mein Sohn hat von 2012 bis 2016 die Schule besucht – seitdem leidet er an Asthma“, erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wenn wir im Urlaub waren, ging es gut, kaum war das Kind in der Schule, kamen die Beschwerden wieder.“

Beschwerden, die zum Teil mit Cortison-Inhalationen behandelt wurden und inzwischen chronisch sind. „Die damalige Schulleitung hat das abgetan. Dabei gab es meines Wissens andere Kinder, die zum Beispiel über Hautreizungen klagten“, sagt die Mutter.

Die jetzige Schulleiterin Tina Willaschek bestätigt am Dienstag in der Sitzung der Bezirksvertretung: „Häufig haben Kinder über Kopfschmerzen geklagt.“

Stadt prüfte vor zwei Jahren nur auf Schimmelsporen

„Getestet haben wir auf flüchtige Stoffe erst jetzt“, erklärt Wolter-Griegel. Als Eltern und Lehrer schon vor längerer Zeit über Feuchtigkeitsschäden im Gebäude und muffigen Geruch klagten, wurde vor zwei Jahren lediglich nach Schimmelpilzen geforscht. Diese Sporen wurden in dem Nachkriegsbau auch aufgefunden, „die Decke und die Stürze wurden daraufhin gedämmt“, erklärt der Schadstoffexperte. Einige Innenräume wurden damals aufwendig saniert.

Damit war die Sache für die Stadt erledigt, für weitere Messungen habe es keinen Anlass gegeben, erklärt Pressesprecherin Silke Lenz. „Ein Jahr war mein Kind an der Gustavstraße. Da ging es ihm dann plötzlich besser“, berichtet die Mutter in der Rückschau.

Kita-Ergebnis am Donnerstag

Die Immobilienwirtschaft ist nun um Transparenz bemüht: „Die benachbarte Kita wird nun ebenfalls getestet. Das Ergebnis kommt am Donnerstag. Dann werden wir weiter sehen“, sagt Wolter-Griegel. Sollten auch dort die Messwerte erhöht sein, werde dieses Gebäude ebenfalls geschlossen, kündigt Wolfgang Wolter-Griegel an.

Inzwischen führt die Stadt Gespräche mit dem Technischen Hilfswerk und der Feuerwehr – „denn ohne Schutzkleidung können wir nicht in den Kriechkeller“, weiß Wolter-Griegel. Zudem werden die Kanalisation und die Umgebung näher untersucht.

>> Weitere Schäden im Gebäude

Trotz der Dämm-Maßnahmen im Jahr 2014 stellt sich die klimatische Situation in den Räumen des Gebäudes Mintarder Weg als problematisch dar. „Durch die Fensterrahmen dringt Wasser ein“, berichtet Pressesprecherin Silke Lenz. Feuchtigkeit schlägt sich an den Scheibennieder – einmal im Monat, so die Stadt, werde dies kontrolliert. Weitere Maßnahmen werden nicht ergriffen. Seit 2009 ist die Jungen-Toilette überdies immer wieder Thema. „Wir führen erst einmal jeden dorthin, damit er eine Nase von dem Geruch nehmen kann“, sagt Schulleiterin Tina Willaschek. Getan habe sich nichts.