Essen. . Noch nie wurde in Essen der Bau eines Radwegs so heftig diskutiert wie derzeit die Fortführung des Radschnellwegs RS1. Woran das liegt.
- Der Landtagswahlkampf, der ansteht, beflügelt die Entwicklung rund um den Weiterbau des Radschnellwegs
- Am Wochenende gab es weitere Entwicklungen: Womöglich kein aufwändiges Planungsverfahren nötig
- Unterdessen schießen immer wildere Gerüchte ins Kraut - und mancher vergreift sich im Ton
Der bevorstehende Landtags-Wahlkampf beschleunigt die Entwicklung rund um den Weiterbau des Radschnellwegs RS1. Längst hat sich Landesverkehrsminister Michael Groschek in die Diskussion eingeschaltet. Am Wochenende gab es neue Entwicklungen. Wir fassen die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.
Worum geht es?
Umweltgesetze verhindern den zügigen Weiterbau des Radschnellwegs RS1 entlang des Evonik-Geländes im Ostviertel. Nötig ist eine aufwändige Umweltverträglichkeitsprüfung. Doch Bauausschuss-Vorsitzender Rolf Fliß (Grüne, Essener Fahrrad-Initiative EFI), der eigenen Angaben zufolge zuletzt mit Regierungspräsidentin Anne Lütkes in der Angelegenheit sprechen konnte, wartete am Sonntag mit Neuigkeiten auf: Ob eine Prüfung wirklich nötig sei, müssten die NRW-Ministerien Verkehr und Umwelt erst mal entscheiden: Womöglich haben wir es mit einer Grauzone zu tun. Eine endgültige Interpretation der Bundesgesetze stehe aus.
Was ist das Problem im Eltingviertel?
Zeitgleich wird diskutiert, ob der Damm der alten Trasse „Rheinische Bahn“, der hinter dem Viehofer Platz steht, in voller Ausprägung für den künftigen Radweg RS1 benutzt werden soll. Am Wochenende hatte sich SPD-Planungsexperte Gerd Mahler für die komplette Abtragung ausgesprochen. So hatte im November auch der Planungsausschuss entschieden. Argument: Der Damm wirke wie ein Riegel und verhinderte städtebaulich eine Perspektive. Der Radclub ADFC hält dagegen: Nicht der Bahndamm sei das Problem, sondern die Häuserzeile am Viehofer Platz samt jüngst saniertem Hochhaus sowie die vierspurige Friedrich-Ebert-Straße/Viehofer Platz. So schlussfolgern die Radler: Der Damm sollte bleiben, wie er ist – und sofort benutzt werden, um den Radschnellweg nach Osten hin fortzuführen.
Was sagt der Oberbürgermeister?
Thomas Kufen war am Sonntag zu Gast beim Neujahrsempfang des „Runden Umwelttisches Essen“, dem Dachverband der Umweltorganisationen. Es sei keine Frage, erklärte Kufen, dass der Radschnellweg in Essen weitergebaut werde. Schon am Freitag hatte die Bezirksregierung erklärt, dass das dritte Teilstück östlich von Evonik bis zum Bahnhof Kray Nord – in etwa dort beginnt die Trasse Kray-Wanner Bahn – sofort gebaut werden könne. Auch Schnitt- und Rodungsarbeiten könnten gleich beginnen, hieß es. Nur im Februar ist das noch erlaubt, danach ist der Tierschutz an der Reihe wegen der beginnenden Brutzeit.
Warum ist die Diskussion so hitzig?
Radverbände vermuten, dass Teile der Stadtverwaltung das Projekt „Radschnellweg“ bewusst verschleppen. Dagegen wehrt sich die Stadt vehement. Grün und Gruga hat zum Beispiel schon 2016 eine provisorische Alternativ-Strecke entwickelt für die zu bauende Trasse entlang des Evonik-Geländes, die „Intercity-Route“. Sie soll bald benutzbar sein können – einfach, weil der RS1 im Grüne-Hauptstadt-Jahr noch nicht fertig ist. Kritiker sprachen von einem „vergifteten Geschenk“, was einigermaßen unredlich ist. Überhaupt schießen die Gerüchte ins Kraut – Evonik wolle keine Radstrecke an seinem Gelände entlang, behaupten manche, wegen „erhöhter Terrorgefahr“ – doch für solche Spekulationen gibt es keine ernstzunehmenden Anhaltspunkte.