Essen. . Nur jeder zweite RE 1 kam 2015 pünktlich in Essen an, insgesamt sind 20 Prozent der Regionalzüge verspätet. Besser sieht es bei den S-Bahnen aus.
Ein ganz normaler Werktag im November, ein Blick auf die Bahnhofstafel am späten Nachmittag: Fünf Minuten Verspätung für den Regionalexpress 6 mit dem Ziel Düsseldorf, der RE 16 nach Siegen fährt zwölf Minuten später los – und die S1 lässt ihre Fahrgäste auf dem Weg in den Feierabend sogar 13 Minuten am Bahnsteig warten. Verspätungen gehören für Bahnreisende zum Alltag.
Die größten Probleme im Nahverkehr gibt es bei den Regionalexpressen: Laut dem „Qualitätsbericht SPNV“ war im Jahr 2015 in NRW jeder fünfte RE verspätet. Die aktuellsten Zahlen stammen aus 2015. Bei den Regionalbahnen waren durchschnittlich zwölf Prozent der Verbindungen verspätet, bei den S-Bahnen 6,4 Prozent.
Als verspätet gilt ein Zug erst, wenn er mindestens vier Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit losfährt – alles darunter findet gar nicht den Weg in die Statistik.
Jeder zweite RE1 war 2015 zu spät
„Der Hauptbahnhof in Essen ist nicht der Auslöser für Verspätungen, sondern leidet darunter“, sagt Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn. Ein gutes Beispiel dafür ist der Regionalexpress 1, der zwischen Paderborn und Aachen unterwegs ist. Er gehört ohnehin zu den unpünktlichsten Zügen in NRW, erreicht aber aus Aachen kommend seinen Tiefpunkt in Essen. So geht aus dem Qualitätsbericht der Nahverkehrsverbünde hervor, dass nur jeder zweite RE1 pünktlich hier abfährt – 20 Prozent haben sogar eine Verspätung von mehr als elf Minuten.
Der Essener Hauptbahnhof in Zahlen
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Minuten dauert die Fahrt vom Hauptbahnhof zum S-Bahn-Halt Essen West. Kein Bahnhof ist näher dran am Hauptbahnhof. 609 Minuten im ICE sind es hingegen zum Hauptbahnhof in Wien, dem am weit entferntesten von Essen ohne Umsteigen erreichbare Ziel.
6
Eisenbahnverkehrsunternehmen fahren den Hauptbahnhof derzeit an: DB Regio, Abellio und die Nordwestbahn im Regionalverkehr, DB Fernverkehr, Thalys und der Hamburg-Köln-Express (HKX) im Fernverkehr. In diesen Markt kommt in den nächsten Jahren ordentlich Bewegung.
5700
Quadratmeter Vermietungsfläche gibt es insgesamt im Hauptbahnhof. Im Vergleich mit Köln (11.500 Quadratmeter), Düsseldorf (9928 Quadratmeter) und Dortmund (9693 Quadratmeter) steht Essen deutlich zurück.
40
Mieter hat der Bahnhof derzeit – von der Bahnhofsbuchhandlung über mehrere Bäcker bis zum Schnellrestaurant. Mit Starbucks, McDonalds oder Subway findet man die typischen Gastronomie-Ketten, zu den Besonderheiten gehört die Filiale des Discounters Lidl, auch die Drogeriekette DM hat dort eine Niederlassung.
12
Kassen gibt es in der Lidl-Filiale, 54 Mitarbeiter arbeiten dort, 1600 Produkte sind im Angebot. Mehr will die Pressestelle des Unternehmens nicht über das Geschäft verraten.
0
Bahnhofskneipen gibt es im Hauptbahnhof. Die Traditionskneipe „Bierfass“ mit ihrer rustikalen Eichenholzeinrichtung überlebte den Umbau zur Kulturhauptstadt nicht, passte nicht mehr ins Konzept.
170 000
Besucher hat der Essener Hauptbahnhof am Tag. Gemessen an dieser Zahl gehört er zu den zehn größten in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen zählen lediglich die zentralen Bahnknotenpunkte in Köln (280.000) und Düsseldorf (250.000) mehr Besucher.
81 Prozent
der Deutsche-Bahn-Kunden denken beim Stichwort Bahn zuerst an den Bahnhof. Das hat zumindest eine Kundenumfrage der Bahn ergeben. Demnach ist der Bahnhof der Identifikations-Faktor Nummer eins für Zugreisende, deutlich vor dem ICE.
55
Bahnhöfe werden insgesamt vom Bahnhofsmanagement Essen betreut. Dazu gehören insgesamt 26 Bahnhöfe auf Essener Stadtgebiet, zuvorderst der Hauptbahnhof. Hinzu kommen unter anderem die Hauptbahnhöfe in Bochum, Gelsenkirchen, Wanne-Eickel oder Witten. Das Bahnhofsmanagement kümmert sich um Organisation und Service.
57
Millionen Euro hat der Umbau des Hauptbahnhofes rechtzeitig zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gekostet. Gearbeitet und saniert wurde insgesamt 16 Monate lang. Zum Vergleich: Für die im kommenden Jahr beginnende Modernisierung des Duisburger Hauptbahnhofes sind rund 150 Millionen Euro veranschlagt.
24
Stunden am Tag ist der Bahnhof für die Öffentlichkeit zugänglich. Es halten auch die gesamte Nacht über Züge im Bahnhof. Wer mitten in der Nacht Hunger verspürt: Das McDonalds-Restaurant schließt seine Türen nie.
800
Züge im Linienverkehr halten durchschnittlich am Bahnhof – und das jeden Tag: 400 S-Bahnen, 220 Regionalzüge und 180 Fernverkehrszüge.
664
Meter misst der längste Bahnsteig in Essen - der Bahnsteig an Gleis 4. Essen ist damit in der Rangliste der längsten Bahnsteige in Deutschland weit vorne, angeblich hat Mainz den längsten mit über 700 Meter. Zum Vergleich: Der neue ICE 4 ist 346 Meter lang.
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Gleise gibt es im Hauptbahnhof insgesamt. Gleis drei hat keinen Bahnsteig, acht Gleise sind Durchgangsgleise, außerdem gibt es fünf sogenannte Stumpfgleise. Diese Gleise enden am Hauptbahnhof. Die abgetrennten Seitenbahnsteige 21/22 weichen von der durchgehenden Nummierung ab. Die Bahnsteige 13 bis 20 fehlen deshalb komplett.
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Stellwerke im Stadtgebiet sind ständig besetzt. Neben dem am Hauptbahnhof noch die in Steele und Altenessen. Vom großen Stellwerk aus wird nicht nur der Bahnhofsverkehr gesteuert, sondern unter anderem die S6-Strecke bis Ratingen.
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Jahre musste die Essener Bundespolizei darauf warten, wieder in den Bahnhof einziehen zu können. Während des Umbaus wurde die Wache 2009 an die Herkulesstraße verlegt, 800 Meter vom Ort des Geschehens entfernt. Eigentlich war der Rückumzug früher geplant, doch weil eine bei den Arbeiten beteiligte Firma pleite ging, verzögerte er sich bis Juli 2016.
Hauptgrund dafür ist der hochbelastete Abschnitt zwischen Köln und dem Ruhrgebiet. Hier muss der Regionalexpress immer wieder verspätete Fernverkehrszüge vorbei lassen. Das Problem gibt es auch aus der anderen Richtung, wenn der RE nach Dortmund auf die zentrale Strecke wechselt. Hier sind die Werte für Essen allerdings besser (74 Prozent der Züge sind pünktlich).
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 verkehrt der RE 1 nur noch bis Hamm und nicht mehr bis Paderborn – das könnte die Verspätungsstatistik aufbessern. Dennoch: „Das Netz in Nordrhein-Westfalen ist ausgelutscht“, sagt Ebbers. Nicht nur die überholenden Fernzüge seien Gründe für Verspätungen, sondern auch kurzfristige Baustellen, Langsamfahrstellen, knappe Standzeiten an Wendepunkten und Halten.
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