Essen. Der Hauptbahnhof finanziert sich durch Miete und Nutzungsgebühren. Bei der Vermarktung setzt die Bahn auf die großen und bekannten Ketten.

Vermarktung der Verkaufsflächen, Gebühren für die einfahrenden Züge und Fördermittel aus unterschiedlichen Töpfen– auf diesen drei Stützpfeilern ist die Finanzierung eines jeden großen Bahnhofes in Deutschland aufgebaut.

Die Verkaufsfläche im Essener Hauptbahnhof wird dabei hauptsächlich von großen Ketten belegt: Schnellrestaurants wie McDonalds oder Subway, Bahnhofsbuchhandlungen oder dem Drogeriemarkt DM. Der Betreiber der Bahnhöfe, die Bahntochter DB Station&Service, möchte mit diesem Konzept einen einheitlichen Eindruck vom Geschäftsumfeld auf den großen Bahnhöfen schaffen. „Die Identifikation in ganz Deutschland soll ähnlich sein“, sagt Klaus Oberheim, der Essener Bahnhofsmanager.

Verkaufsflächen sind beliebt

Die Bahn arbeitet jedoch in einzelnen Fällen auch mit regionalen Unternehmen zusammen, das Blumengeschäft Große-Kock bildet deshalb eine Ausnahme. Die Verkaufsflächen im Bahnhof sind beliebt, versprechen sie doch bei rund 170 000 Besuchern am Tag eine hohe Kundenfrequenz.

Über die Mieteinnahmen finanziert Station&Service überwiegend die Reinigung und Instandhaltung des Empfangsgebäudes, dazu gehören auch die Personalkosten.

Essen ist Kategorie eins

Das zweite wichtige Standbein bei der Finanzierung sind die sogenannten Stationsentgelte. Nach einem bundesweiten System sind die Bahnhöfe in sieben verschiedene Kategorien eingeteilt: Vom einfachen Haltepunkt mit einem Bahnsteig bis zum großen Knotenpunkt. Der Essener Hauptbahnhof gehört zusammen mit 20 weiteren Stationen zur Kategorie 1.

Der Essener Hauptbahnhof in Zahlen

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Minuten dauert die Fahrt vom Hauptbahnhof zum S-Bahn-Halt Essen West. Kein Bahnhof ist näher dran am Hauptbahnhof. 609 Minuten im ICE sind es hingegen zum Hauptbahnhof in Wien, dem am weit entferntesten von Essen ohne Umsteigen erreichbare Ziel.

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Eisenbahnverkehrsunternehmen fahren den Hauptbahnhof derzeit an: DB Regio, Abellio und die Nordwestbahn im Regionalverkehr, DB Fernverkehr, Thalys und der Hamburg-Köln-Express (HKX) im Fernverkehr. In diesen Markt kommt in den nächsten Jahren ordentlich Bewegung.

5700

Quadratmeter Vermietungsfläche gibt es insgesamt im Hauptbahnhof. Im Vergleich mit Köln (11.500 Quadratmeter), Düsseldorf (9928 Quadratmeter) und Dortmund (9693 Quadratmeter) steht Essen deutlich zurück.

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Mieter hat der Bahnhof derzeit – von der Bahnhofsbuchhandlung über mehrere Bäcker bis zum Schnellrestaurant. Mit Starbucks, McDonalds oder Subway findet man die typischen Gastronomie-Ketten, zu den Besonderheiten gehört die Filiale des Discounters Lidl, auch die Drogeriekette DM hat dort eine Niederlassung. 

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Kassen gibt es in der Lidl-Filiale, 54 Mitarbeiter arbeiten dort, 1600 Produkte sind im Angebot. Mehr will die Pressestelle des Unternehmens nicht über das Geschäft verraten.

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Bahnhofskneipen gibt es im Hauptbahnhof. Die Traditionskneipe „Bierfass“ mit ihrer rustikalen Eichenholzeinrichtung überlebte den Umbau zur Kulturhauptstadt nicht, passte nicht mehr ins Konzept.

170 000

Besucher hat der Essener Hauptbahnhof am Tag. Gemessen an dieser Zahl gehört er zu den zehn größten in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen zählen lediglich die zentralen Bahnknotenpunkte in Köln (280.000) und Düsseldorf (250.000) mehr Besucher.

81 Prozent

der Deutsche-Bahn-Kunden denken beim Stichwort Bahn zuerst an den Bahnhof. Das hat zumindest eine Kundenumfrage der Bahn ergeben. Demnach ist der Bahnhof der Identifikations-Faktor Nummer eins für Zugreisende, deutlich vor dem ICE.

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Bahnhöfe werden insgesamt vom Bahnhofsmanagement Essen betreut. Dazu gehören insgesamt 26 Bahnhöfe auf Essener Stadtgebiet, zuvorderst der Hauptbahnhof. Hinzu kommen unter anderem die Hauptbahnhöfe in Bochum, Gelsenkirchen, Wanne-Eickel oder Witten. Das Bahnhofsmanagement kümmert sich um Organisation und Service.

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Millionen Euro hat der Umbau des Hauptbahnhofes rechtzeitig zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gekostet. Gearbeitet und saniert wurde insgesamt 16 Monate lang.  Zum Vergleich: Für die im kommenden Jahr beginnende Modernisierung des Duisburger Hauptbahnhofes sind rund 150 Millionen Euro veranschlagt.

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Stunden am Tag ist der Bahnhof für die Öffentlichkeit zugänglich. Es halten auch die gesamte Nacht über Züge im Bahnhof. Wer mitten in der Nacht Hunger verspürt: Das McDonalds-Restaurant schließt seine Türen nie.

800

Züge im Linienverkehr halten durchschnittlich am Bahnhof – und das jeden Tag: 400 S-Bahnen, 220 Regionalzüge und 180 Fernverkehrszüge.

664

Meter misst der längste Bahnsteig in Essen - der Bahnsteig an Gleis 4. Essen ist damit in der Rangliste der längsten Bahnsteige in Deutschland weit vorne, angeblich hat Mainz den längsten mit über 700 Meter. Zum Vergleich: Der neue ICE 4 ist 346 Meter lang.

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Gleise gibt es im  Hauptbahnhof insgesamt. Gleis drei hat keinen Bahnsteig, acht Gleise sind Durchgangsgleise, außerdem gibt es fünf sogenannte Stumpfgleise. Diese Gleise enden am Hauptbahnhof. Die abgetrennten Seitenbahnsteige 21/22 weichen von der durchgehenden Nummierung ab. Die Bahnsteige 13 bis 20 fehlen deshalb komplett.

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Stellwerke im Stadtgebiet sind ständig besetzt. Neben dem am Hauptbahnhof  noch die in Steele und Altenessen. Vom großen Stellwerk aus wird nicht nur der Bahnhofsverkehr gesteuert, sondern unter anderem die S6-Strecke bis Ratingen.

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Jahre musste die Essener Bundespolizei darauf warten, wieder in den Bahnhof einziehen zu können. Während des Umbaus wurde die Wache 2009 an die Herkulesstraße verlegt, 800 Meter vom Ort des Geschehens entfernt. Eigentlich war der Rückumzug früher geplant, doch weil eine bei den Arbeiten beteiligte Firma pleite ging, verzögerte er sich bis Juli 2016.

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Außerdem unterscheiden die Gebühren sich je nach Bundesland. In Essen beträgt das Stationsentgelt derzeit 16,07 Euro. Für jeden Zug, der im Bahnhof hält, müssen die Betreiber diese Gebühr bezahlen. Im Regionalverkehr wird die einfache Summe fällig, für Fernverkehrszüge erhöht sie sich um den Faktor 1,4. Die Einnahmen aus den Stationsentgelten fließen in den laufenden Betrieb des Bahnhofs – also vor allem die Instandhaltung und Reinigung (ebenfalls mit den dazugehörigen Kosten für Personal und Energie) der Bahnsteige.

Fördermittel von Land, Bund und EU

Die dritte Einnahmequelle sind Fördermittel von Land, Bund oder der Europäischen Union. Dieses Geld darf von der Bahn nur in einem geringen Umfang ins Empfangsgebäude oder die Verkaufsflächen investiert werden, sondern steht überwiegend für sogenannte gemeinwirtschaftliche Aufgaben zur Verfügung, etwa für den Bau von Aufzügen oder die Erneuerung eines Bahnsteiges.

Wie hoch der Umsatz des Essener Hauptbahnhofes ist, darüber macht die Bahn keine Angaben. Zahlen gibt es nur deutschlandweite: Da nahm das Unternehmen im Jahr 2014 gut 781 Millionen Euro durch Stationsentgelte und 361 Millionen Euro durch Vermarktungen ein.

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