Essen-Südviertel. . Ein Essener Ärztepaar gibt Start-up-Firmen im Südviertel ein Zuhause. Die jungen Unternehmer wünschen sich ein besseres Netzwerk.
Die Start-up-Szene im Ruhrgebiet ist ein zartes Pflänzchen, das mit Hilfe des vom Land NRW aufgelegten, millionenschweren Förderprogramms „Ruhr Hub“ nun an Größe gewinnen soll. Eine kleine Keimzelle hat sich dabei schon vor knapp einem Jahr am Isenbergplatz gegründet – nicht mit öffentlicher, dafür aber mit privater Hilfe.
Das Essener Ärztepaar Dr. Shabnam Fahimi-Weber und Dr. Dirk Weber hatte im vergangenen Frühjahr kreative Köpfe als Mieter für ihren restaurierten Altbau an der Rellinghauser Straße gesucht. „Wir wollten Start-ups zu günstigen Konditionen eine Chance bieten, die sich geeignete Räume sonst kaum leisten könnten“, erklärt Shabnam Fahimi-Weber die Idee. Wenige Wochen später war das gesamte Gebäude vermietet, teilen sich seither allein die obere Etage drei junge Unternehmen.
Hoffnung auf Effekte durch den Ruhr Hub
Darunter etwa die im März 2016 gegründete „Calumia UG“, die sich auf LED gestütztes Marketing spezialisiert hat und beispielsweise T-Shirts mit Hilfe hunderter Ionen zum Leuchten bringt. Die beiden Geschäftsführer Nicolaj Meß und Daniel Spengler sind bis heute dankbar für das große Gemeinschaftsbüro. Gleichzeitig hoffen sie auf schnelle Effekte des Ruhr Hubs: „Wir haben uns vor der Gründung Hilfe in Düsseldorf und in Köln gesucht, etwa, was die rechtliche Beratung angeht. In Essen gab es dafür keine zentrale Stelle, deswegen ist es gut, wenn sich dort jetzt etwas bewegt“, sagt Nicolaj Meß.
Was den jungen Unternehmen in Essen am meisten fehle, seien Kontakte und ein funktionierendes Netzwerk zu den größeren Unternehmen, sagt Tobias Mähl, Mit-Gründer der „Lekio UG“, die ebenfalls am Isenbergplatz sitzt. Das im vergangenen Jahr ins Leben gerufene Unternehmen hat eine App entwickelt, mit deren Hilfe sich ein persönliches Audioprogramm zusammenstellen lässt, und visuelle Beiträge hörbar gemacht werden. „In Bochum und Dortmund ist die Start-up-Szene besser vernetzt als in Essen, wir brauchen mehr Veranstaltungen, die die bislang noch kleine Gründerszene hier zusammenbringen“, so Mähl.
Ärztin arbeitet selbst an Start-up-Idee
Ebenso wie seine Mitstreiter hat der Mittzwanziger nicht selten 60-Stunden-Arbeitswochen. „Ich bin beeindruckt, wie viel Energie alle in ihre Projekte stecken, sie alle haben parallel zum Start-up noch einen Job oder studieren“, sagt Shabnam Fahimi-Weber, die gemeinsam mit dem Programmierer Hans-Peter Vietzke derzeit selbst in der Gründungsphase steckt: So tüftelt die HNO-Ärztin an der Software „Dubidoc“, die die Prozesse in Arztpraxen verbessern soll und es Patienten ermöglicht, Termine bei ihrem Arzt online zu buchen.
„Die ganze Atmosphäre hier ist total bereichernd und motivierend“, sagt die Ärztin, die hofft, mit ihrem Modell Nachahmer zu finden: „Was diese Start-ups brauchen, ist mehr Unterstützung. Der Ruhr Hub ist ein Anfang, generell aber muss die Kultur in den meisten Essener Unternehmen offener werden, etwa für Patenschaften zu Gründern.“