Essen. . Die Behörden rüsten zu Karneval massiv auf. Es gibt eine Dienstfreisperre bei der Polizei, aber auch eine gute Nachricht für die Jecken.
- An sensiblen Zufahrtsstraßen werden Fahrzeuge der Stadt und der Polizei als Sperren aufgestellt
- Die Kosten für die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen werden nicht den Karnevalisten aufgebürdet
- Bei der Polizei gilt die Devise der größtmöglichen Verfügbarkeit für alle Einsatzkräfte
Zahlreiche Terror-Barrieren an sensiblen Zufahrtsstraßen und alle verfügbaren Einsatzkräfte auf den Beinen: Die Stadt und die Polizei rüsten nach dem Lastwagen-Anschlag von Berlin massiv auf, um Essens bevorstehende Karnevalszüge vor denkbaren Angriffen schützen zu können. Die Behörden sind sich einig: „Wir brauchen zusätzliche Maßnahmen“, sagt Hans-Dieter Schmitz nach der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises Sicherheit.
Essens neuer Co-Dezernent für Umwelt und Bauen hat aber trotz allen Ungemachs und Unwohlseins, die eine latente Terrorgefahr bei Großveranstaltungen per se mit sich bringt, auch eine gute Nachricht parat, auf die alle Verantwortlichen „sehr stolz“ sind, so Schmitz: Während die Karnevalisten in anderen Städten Zugausfälle befürchten, weil sie die erhöhten Sicherheitsauflagen nicht bezahlen zu können, werden die Essener Jecken nicht zur Kasse gebeten – jedenfalls in diesem Jahr noch nicht. Das sei kurzfristig so beschlossen worden, sagt Schmitz: „Wir legen großen Wert auf Brauchtumsveranstaltungen.“
21 große Fahrzeuge werden benötigt
Für die Ausstattung der benötigten Sperrstellen – immerhin sind es 16 an der Zahl – komme allein die Stadt auf. Und zwar in Gestalt von 21 großen Einsatzfahrzeugen des Amtes für Straßen und Verkehr und der Polizei, die massiv genug sind, um einen Terror-Anschlag etwa mit einem Lastwagen abzuwehren, aber gleichzeitig auch mobil genug sind, um möglichen Rettungseinsätzen der Feuerwehr fix Platz zu machen.
Allein für den Rüttenscheider Rosenmontagszug halten Polizei und Stadt acht Sperren mit elf Fahrzeugen für notwendig. Den jeweiligen Besucherzahlen und der Länge des närrischen Lindwurms angepasst ist die Anzahl der geplanten Barrieren für den Straßenkarneval in Kupferdreh (3 Sperrstellen), Heisingen (1), Freisenbruch (2), Werden (1) und Frohnhausen (1). Auch für das notwendige Personal auf den Hubsteigern und Lastwagen sorgt die Stadt. Anfängliche Überlegungen, die Müllwagen der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) zur Streckensicherung heranzuziehen, wurden aus Kostengründen wieder verworfen. Als städtisches Unternehmen „hätte sich die EBE das bezahlen lassen“, sagt Schmitz.
Größtmögliche Verfügbarkeit aller Einsatzkräfte
Einen hohen Preis verlangen die tollen Tage auch Essens Polizisten ab – einmal mehr: Die Behördenleitung hat die Sicherheitsdevise der größtmöglichen Verfügbarkeit für alle Einsatzkräfte ausgegeben. Zwischen Altweiber und Aschermittwoch gibt’s demnach dienstfrei „nur in begründeten Ausnahmefällen unter Anlegung eines strengen Maßstabs“, heißt es in einer internen Anweisung.
Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der wiederkehrenden Großeinsätze bei Massenveranstaltungen findet Heiko Müller, Vorsitzender der örtlichen Gewerkschaft der Polizei (GdP), die fortgesetzte Mehrbelastung seiner Kolleginnen und Kollegen „grenzwertig“. Was im vergangenen Jahr mit einem Ausnahmezustand begonnen habe, sei inzwischen zur Normalität geworden. Karneval hin, Karneval her: „Das ist nicht mehr lustig.“