Die fünf Mitarbeiter der Hunde-Abteilung des Essener Tierheims brauchen Hilfe bei den bis zu 80 Gassigängen täglich. Dafür gibt’s ein Seminar.
- Die Mitarbeiter der Hundeabteilung des Tierheims brauchen Hilfe bei den täglich bis zu 80 Gassi-Gängen
- Ein-bis zweimal im Monat gibt das Heim „Gassigänger“-Seminare, um die Freiwilligen darauf vorzubereiten
- Der Ansturm ist groß, aber am Ende bleiben nur wenige Gassigänger dem Tierheim treu.
Fünf Betreuer müssen sich im Albert- Schweitzer-Tierheim um bis zu 80 Hunde kümmern – zu viele, um mit jedem spazieren gehen zu können. Deshalb benötigt das Tierheim freiwillige Helfer, die die Vierbeiner für eine halbe Stunde im Nordpark hinter dem Tierheim ausführen. Damit dabei alles glatt geht, bietet es dafür ein kostenloses „Gassigänger-Seminar“ an.
Jetzt am Wochenende kamen sogar doppelt so viele Interessierte wie erwartet. 40 Hundeliebhaber wollten sich schulen lassen. Am Ende werden aber nur wenige das Tierheim regelmäßig unterstützen, so die Erfahrung. „Wir sind glücklich, wenn von den 40 Personen heute vier dabei bleiben“, sagt Stefanie Kranjc, stellvertretende Tierheim-Leiterin.
Vor den Spaziergängen steht ein Sachkundetest
Dann erklärt sie den Grund für die niedrige Quote:„ Vor dem ersten Gassi gehen muss der Sachkunde-Test bestanden werden. Das ist vom Gesetzgeber so vorgeschrieben.“ Den kleinen gebührenpflichtigen Sachkundenachweis brauche man für Hunde, die schwerer als 20 Kilo seien, oder eine Schulterhöhe von über 40 Zentimeter erreicht hätten.
Der große Nachweis sei für „Listenhunde“ die per Landeshundegesetz vom Jahr 2000 als gefährlich eingestuft wurden. Zur Zeit sei zwar nur ein Rottweiler als Listenhund im Albert-Schweitzer-Heim aufgeführt, es bietet aber als einziges Tierheim das Gassigänger-Training an, mit dem man sich kostenlos für den großen Nachweis bei der Stadt anmelden kann. Dieser gilt dann für alle Hunde, deshalb wollen so viele zum Training.
Die Teilnehmer haben verschiedene Motivationen
Udo Karlscheid will auch später dem Tierheim helfen. Er freut sich darauf, mit den Hunden spazieren gehen zu dürfen. „Ich habe schon zweimal einen Hund aus dem Tierheim zu mir nach Hause geholt, aber es hat dann doch nicht mit uns gepasst und die Hunde mussten zurück ins Heim“, erzählt der 58-Jährige. Sowas sei natürlich schlecht für Mensch und Tier. „Deshalb lasse ich mir nun ganz bewusst mit der Auswahl des neuen Familienmitgliedes Zeit und will die Hunde erstmal über einen längeren Zeitraum als Gassigänger kennenlernen.“
Barbara Hofmann hingegen kann es gar nicht schnell genug gehen: Sie möchte gerne das Tierheim mit Tatkraft unterstützen und sei nun etwas enttäuscht, dass man nach dem Seminar nicht sofort Gassi gehen darf. „Aber eigentlich ist es ja auch sinnvoll, dass man erst den Test macht“, gibt die 60-Jährige zu.
Manchmal wird aus dem Ehrenamt echte Zuneigung
Christina Peper ist nach zwei Jahren als Gassigängerin bereits einen Schritt weiter gegangen: Sie nahm die krebskranke Labradorhündin „Funny“ bei sich zu Hause auf. „Ich wollte, dass sie in einer schöneren Umgebung als im Tierheim sterben darf, aber jetzt geht’s ihr zum Glück wieder super“, so die 45-Jährige.
Die Augen richten sich wieder auf Stefanie Kranjc, sie gibt weitere Gassigänger-Tipps: „Halten Sie immer einen Sicherheitsabstand zu anderen Menschen und Hunden, sie kennen ja den Hund noch nicht und können ihn nicht einschätzen.“ Und: Das Spiel mit Stock und Stein sei zu gefährlich, das Tier kann sich dabei verletzen. Das Tierheim leiht stattdessen geeignetes Hundespielzeug aus. Auch wichtig: „Benutzen Sie bitte immer Kotbeutel!“
Vor der Liebe schützt keine Versicherung
Die Tierheim-Mitarbeiter suchen pro Gassigänger jeweils einen passenden Hund aus, damit alle Hunde drankommen. Positiv: Während des Spaziergangs sind die Ehrenamtlichen durch die Tierheim-Haftpflichtversicherung abgesichert. „Bringen Sie anfangs zur Runde unbedingt ihren Ausweis als Pfand mit“, bläut Kranjc den Anwesenden zum Schluss ein. Früher hätten sich einige Gassigänger so in die Hunde verliebt, dass sie sie gleich mit nach Hause nahmen – ohne dem Heim Bescheid zu geben. Vor der Liebe schütze eben keine Versicherung.
Weitere Termine auf der Internetseite: www.tierheim-essen.de