Essen. . Mitarbeiter des Tierheims hoffen auf ein Zuhause für ihre Sorgenfälle. Ein Vorsatz für 2017: Aufklärung über illegalen Welpenhandel geht weiter.
- Einige Bewohner des Essener Tierheims haben es wegen Eigenschaften oder Krankheiten bei Vermittlung schwer
- Manche Sorgenfälle unter Hunden und Katzen leben daher bereits seit Jahren an der Grillostraße
- Tierheimleiterin kämpft weiter gegen dubiose Händler, die Welpen Massenzuchten anbieten
Scirocco hat es bereits ins Fernsehen geschafft, weil der Kater klingelt, wenn er ein Leckerchen will. Obwohl er viele Tricks auf Lager hat, findet der schlaue Scirocco kein Zuhause. Seit zweieinhalb Jahren wartet er nun im Tierheim.
Die Gründe: Scirocco lässt sich nicht einfach begrapschen, muss beschäftigt werden und Grenzen aufgezeigt bekommen, beschreiben die Tierpfleger. An der Grillostraße gibt es unter den 140 Hunden, 70 Katzen und 40 Kleintieren so manchen Sorgenfall, für den die Mitarbeiter nur einen Wunsch haben: ein eigenes Zuhause, ein Platz auf dem Sofa – und das am liebsten noch vor Weihnachten.
Warnung vor unseriösem Handel im Internet
Die Anschaffung aber sollten Halter gut überlegen, da Tiere Zeitaufwand, Verantwortung und Kosten bedeuten, sagt Tierheimleiterin Tilly Küsters und rät von spontanen Tier-Geschenken unter dem Baum ab. Auch sie hat einen großen Wunsch, der ihren Kampf gegen den illegalen Welpenhandel betrifft: „Es sollten keine Tiere gekauft werden, die über Internetplattformen angeboten werden“, appelliert die Leiterin, die über dieses Thema im kommenden Jahr in Essen weiterhin aufklären will.
Denn hinter diesen Anzeigen steckten oft unseriöse Händler, die die Tiere unter schrecklichen Bedingungen züchteten. Das Ergebnis seien oftmals kranke, verstörte Tiere, hohe Tierarztkosten und großes Leid.
„Dubiose Händler verkaufen Welpen aus Kofferraum“
Allein im Essener Tierheim landeten in diesem Jahr 40 solcher Hunde, die dann mitunter monatelang allein in Quarantäne saßen. „Es sind oftmals Hunde, die Urlauber aus dem Ausland mitbringen oder die dubiose Händler auf Parkplätzen aus dem Kofferraum verkaufen.“
Schäferhund-Mischling Rex (8) wurde in Essen aus schlechter Haltung beschlagnahmt. “Er war äußerst aggressiv, so dass wir sehr viel mit ihm arbeiten mussten“, berichtet Tierpflegerin Sabine Hoghe. Geblieben ist sein Misstrauen und Unsicherheit Fremden gegenüber, und so wartet Rex seit vier Jahren im Tierheim. Warum er endlich ein Zuhause verdient hat: „Wenn man ihm Zeit lässt und er Menschen vertraut, ist er ein normaler, verspielter und verschmuster Hund.“
Dominik wäre ein ganz normales, liebes Kaninchen, wenn er nicht an einem Virus leiden würde. Der sorgt dafür, dass er den Kopf schräg hält und deshalb liebevoll „Schiefköpchfen“ genannt wird, sagt Pfleger Thomas Schroeder. Das Kaninchen brauche daher etwas Physio und eine Partnerin mit gleicher Erkrankung.
Nacho kam völlig verwahrlost im Tierheim an
Wer die zehnjährigen Kater Pippin und Merry („einfach nur lieb“) in Wohnungshaltung aufnimmt, müsste sich wiederum zutrauen, Blutzucker zu messen und Insulin zu spritzen. Vor allem müssten Halter das gewissenhaft täglich zur etwa gleichen Zeit tun. Die Kosten trägt das Tierheim.
Das gilt auch für Behandlungen oder Medikamente, die die französische Bulldogge Nacho (11) benötigt. Den Elfjährigen zwackt der Rücken, so dass er keine Treppen steigen sollte. Er hat zudem einen bösartigen Tumor, seine Lebenserwartung ist ungewiss. „Nacho soll auf keinen Fall im Tierheim sterben“, wünschen sich die Pfleger so sehr für den Rüden, der im Februar völlig verwahrlost zu ihnen kam, als sein Frauchen obdachlos wurde. Nacho muss erst Vertrauen zu Menschen aufbauen, da er sonst schnappen könnte.
Kater Scirocco hat sich übrigens bereits mit dem Oberbürgermeister angelegt, als dieser eigentlich sein Pate werden sollte. Wenn jedoch eine gestandene Katze in Sciroccos Nähe ist, sagen die Pfleger, „wird er zum Waschlappen.“
>> SPENDENAKTION ZU WEIHNACHTEN
Zu Weihnachten hat sich das Tierheim eine besondere Spendenaktion ausgedacht: Wer den Tieren aus dem Heim einen Wunsch erfüllen möchte, kann dazu einen Zettel von den Wunschbäumen pflücken, die im Tierheim selbst oder im Tierhandel (bei Fressnapf) aufgestellt sind. Zu den Wünschen zählen Dosen Welpenfutter (von Husky-Mix Idefix), Trockenfutter ohne Getreide (von Schäferhündin Amira) oder ein Plastik-Häuschen (von Bartagame Kurt).
Das Tierheim, Grillostraße 64, öffnet: Di-Mi von 13-17 Uhr, Do 13-19 Uhr, Fr 13-17 und Sa 11-14 Uhr. Kontakt: 0201/32 62 62.