Essen. . Essen und Mülheim wollen ihre Verkehrsbetriebe 2017 in eine gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft überführen. Die Hängepartie um „Via“ steht vor dem Ende.
- Essen und Mülheim streben eine gemeinsame Nahverkehrsgesellschaft an
- Die Evag und die MVG sollen darin aufgehen – und auch „Via“. Duisburg steigt allerdings aus
- CDU und SPD in Essen sprechen von einem Durchbruch. Auch Verdi ist gesprächsbereit
Die Stadt Essen nimmt gemeinsam mit ihrer Nachbarstadt Mülheim einen neuen Anlauf zur Gründung einer gemeinsamen Nahverkehrsgesellschaft. Einer Gesellschaft, die dem Anspruch Nahverkehr aus einer Hand zu liefern, diesmal auch gerecht wird.
Zum 1. Januar kommenden Jahres soll die Essener Verkehrs-AG (Evag) dafür mit der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) zu einer noch zu gründenden GmbH verschmelzen. Deren Arbeitstitel lautet: Verkehrsgesellschaft Essen/Mülheim. Der endgültige Name wird noch gesucht. Fest steht: Die Evag, 1893 als Süddeutsche Eisenbahngesellschaft gegründet, steht nach einer 123-jährigen Firmengeschichte vor einer Zäsur.
Im September sollen Stadträte grünes Licht geben
Auch Via, die 2010 von Essen, Mülheim und Duisburg aufs Gleis gesetzt, soll in dem neuen städteübergreifenden Betrieb aufgehen; allerdings wird Duisburg den Verbund wie im vergangenen Jahr angekündigt, verlassen.
Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) informierte am Mittwoch Vertreter der Ratsfraktionen über diese Pläne. Im September sollen die Stadträte grünes Licht geben. Kufen und sein Mülheimer Amtskollege ließen sich in einer am Nachmittag verbreiteten Mitteilung wie folgt zitieren: „Mit einer Einigung der beiden Städte kommen wir dem Ziel einer gemeinsamen Verkehrsgesellschaft endlich ein entscheidendes Stück näher.“ CDU und SPD sprechen von einem Durchbruch.
Eine Mehrheit im Rat wäre damit sicher, die Hängepartie um Via bald beendet. Zur Erinnerung: Nach anfänglichen Erfolgen kam Via nicht mehr vom Fleck. Zwar ließen sich Einsparungen in Höhe von sieben Millionen Euro pro Jahr erzielen; dass sich diese wie geplant bis zum Jahr 2020 nahezu auf das Doppelte erhöhen würden können, galt inzwischen als unrealistisch.
Mitarbeiter sollen in neue Gesellschaft übergehen
Wirtschaftsprüfer attestierten den Beteiligten zuletzt mangelnde Bereitschaft, die Zusammenarbeit zu vertiefen und machten als Gründe dafür unterschiedliche organisatorische Strukturen in den kommunalen Verkehrsgesellschaften aus, aber auch sich teils widersprechende Interessen.
In einer neuen, gemeinsamen Verkehrsgesellschaft soll es solche Reibungsverluste nicht mehr geben. Denn, so betonen Kufen und Scholten: „Bei Via gab es bisher vier Geschäftsführer, vier Betriebsräte und vier Aufsichtsräte – nach dem Ausscheiden der Stadt Duisburg gibt es nur noch einen Geschäftsführer, einen Betriebsrat und einen Aufsichtsrat.“ Wobei das neue Unternehmen wohl von einer Doppelspitze geführt werden dürfte, besetzt mit einem Geschäftsführer aus Essen und einem aus Mülheim. Evag-Chef Michael Feller dürfte einer der beiden im Steuerstand bleiben.
Die insgesamt rund 2700 Mitarbeiter von Evag, MVG und Via sollen bei Wahrung ihrer Arbeitnehmerrechte in die neue Nahverkehrsgesellschaft übergehen. Verdi-Sekretär Rainer Sauer signalisierte für seine Gewerkschaft Gesprächsbereitsschaft: „Wir brauchen einen sehr gut funktionierenden Nahverkehr in der Region.“
Essen soll 74,9 Prozent der Anteile an der neuen GmbH halten, Mülheim 25,1 Prozent. Wichtig aus kommunaler Sicht: Der steuerliche Querverbund mit den Stadtwerken zur Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrsverbundes bliebe erhalten.