Essen. . Die Summe, die Essener an Spielautomaten verdaddeln, steigt weiter. Experten unterstützen daher die schärferen Vorschriften für Spielhallen.

Schuldnerhilfe und Suchtexperten unterstützen die schärferen Regeln für Spielhallen, die noch in diesem Jahr in Kraft treten werden. Unter anderem müssen Spielcasinos ab Dezember einen Mindestabstand von 350 Metern zueinander haben, Mehrfachspielhallen sind ab dann verboten. „Es ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, aber sinnvoll ist es auf jeden Fall“, unterstrich der Geschäftsführer der Schuldnerhilfe Essen, Wolfgang Huber.

Er wünsche sich, dass der Gesetzgeber die möglichen Höchstverluste an Spielautomaten stärker eingrenzen würde. „Dann könnten sich viele nicht so schnell ruinieren“, sagte Huber.

Durch die Abstandsregelung würden gerade Spielsüchtige sicher nicht vom Spielen abgehalten, aber gerade für Gelegenheitsspieler gebe es dadurch weniger Anreize, sagte Bärbel Marrziniak, Geschäftsführerin der Suchthilfe Essen. Die typische Spielerkarriere beginne eben gerade mit Gelegenheitsbesuchen in Spielhallen. In Essen gibt es nach Angaben der Stadt 141 Spielhallen, nur 16 erfüllen derzeit die Mindestabstandsregelungen.

Zahl der Automaten in Spielhallen geht leicht zurück, in Gaststätten wächst sie

Suchthilfe und Schuldnerhilfe stellten am Mittwoch neue Zahlen zum Glücksspiel in Essen vor. Demnach ist zwar die Zahl der Spielautomaten gegenüber 2014 leicht zurückgegangen. Das trifft allerdings nur auf Automaten in Spielhallen zu, in der Gastronomie ist deren Anzahl wieder gestiegen.

Auch die Summe, die Essener an den Spielautomaten verspielt haben, hat weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr verzockten sie fast 51 Millionen Euro. Zwei Jahre zuvor waren es zwei Millionen Euro weniger. Bei den Zahlen stützen sich Schuldnerhilfe und Suchthilfe auf Untersuchungen des Arbeitskreises gegen Spielsucht. Dass die Spielsumme gestiegen ist parallel zur Zahl der Automaten in der Gastronomie zeige, dass „in der Gastronomie viel, viel mehr gespielt wird“, schlussfolgert Bärbel Marriziniak.

Rund 3000 Menschen in Essen sind spielsüchtig, schätzen Suchthilfe und Schuldnerhilfe. Sie betreuen seit zweieinhalb Jahren im Projekt „Fair Play“ Abhängige, um sie aus ihrer Sucht herauszubringen und ihnen gleichzeitig bei finanziellen Problemen zu helfen. 186 Spielsüchtige und 174 Angehörige von Betroffenen wandten sich seither an die Experten. Vielen konnte eine Therapie vermittelt und Wege aus den Schulden aufgezeigt werden. Im Schnitt hat ein Spieler rund 20 000 Euro Schulden angehäuft.

Hilfsangebote für Online-Spieler

Mittlerweile ist das Projekt „Fair play“, das von der Kruppstiftung finanziert wird, erweitert worden. Künftig kümmern sich die Experten auch um Online-Spieler. Meist sind es Jugendliche, die von den neuen Angeboten verführt wurden. Denn viele Spiele, die fürs Handy oder Tablet angeboten werden, sind erstmal kostenlos.

Doch wer schneller und besser vorankommen will, kann sich zusätzliche Funktionen kaufen. Um vor den Gefahren zu warnen, werden die Experten künftig nicht nur beratend an Schulen aktiv sein, sondern auch die Berufsschulen in den Blick nehmen. Auch ein Online-Chat mit einem Experten soll entwickelt werden.