Tokio. Yuki hat auch einen richtigen Freund. Doch die 27-jährige Büroangestellte aus Tokio unterhält zugleich eine heiße Affäre mit einem virtuellen Boy in ihrem Handy. Die Geschichte des Spiels „Palm“ hat sie gleich nach dem Herunterladen in ihren Bann gezogen: Ein junger Mann mit sehr heller Haut, großen Augen und unglaublich langen Beinen befindet sich nach einem Gedächtnisverlust auf einer einsamen Insel. Warum? Spielt keine Rolle. Wichtig ist aber: Die Spielerin ist seine Tutorin. Sie kann ihm Textnachrichten schicken und beobachtet ihn.

Yuki hat auch einen richtigen Freund. Doch die 27-jährige Büroangestellte aus Tokio unterhält zugleich eine heiße Affäre mit einem virtuellen Boy in ihrem Handy. Die Geschichte des Spiels „Palm“ hat sie gleich nach dem Herunterladen in ihren Bann gezogen: Ein junger Mann mit sehr heller Haut, großen Augen und unglaublich langen Beinen befindet sich nach einem Gedächtnisverlust auf einer einsamen Insel. Warum? Spielt keine Rolle. Wichtig ist aber: Die Spielerin ist seine Tutorin. Sie kann ihm Textnachrichten schicken und beobachtet ihn.

Das Ziel ist, ihn verliebt zu machen. „Am Ende kann ich ihn bestimmt auch ausziehen“, glaubt Yuki. Sie kennt sich bestens mit Dating-Videospielen aus. „Palm“ ist bereits ungefähr das zehnte Spiel dieser Art, das sie süchtig gemacht hat. Sie spielt schon morgens früh im Bett und abends vor dem Einschlafen. Ihr Freund sei manchmal eifersüchtig – als betrüge sie ihn mit dem Handy.

Partnerschaftssimulationen erleben in Japan derzeit einen neuen Boom: Nach Umsatz und Zahl der Downloads sind sie zum Top-Genre unter den Videospielen geworden. In Deutschland sind sie eine Randerscheinung. Noch.

Totale Kontrolle über den virtuellen Dating-Partner

Derzeit bringt das Unternehmen die 32. App aus ihrer beliebten Reihe „Bad Boys Do It Better!“ heraus. Die Spielerin ist darin – warum auch immer – die einzige weibliche Schülerin an einer Jungenschule. „Du kannst das Herzklopfen im japanischen Schulalltag erleben – mit reichlich rauflustigen, heißen Jungs!“, verspricht das Unternehmen. „Die Entwickler konzentrieren sich zunehmend auf Frauen als Zielgruppe“, sagt Ökonom Toshihiro Nagahama vom Forschungsinstitut der Versicherungsgesellschaft Dai-ichi Life. „Dating-Spiele sind zu Bestsellern geworden, weil die Spielfiguren den Kundinnen geben, was sie auch im wirklichen Leben von Männern erhoffen.“

An dem Szenario mit Gedächtnisverlust in „Palm“ reizt die Spielerinnen offenbar die totale Kontrolle über den hilflosen jungen Mann. Es geht aber auch noch deutlich bizarrer. In einem der Spiele beginnt der Spieler eine Beziehung zu einem Fabelwesen, halb Mensch, halb Katze.

So unterschiedlich sie daherkommen: Etwas ist all diesen Handy-Apps gemeinsam. Es kommt immer eine Stelle, ab der die Spielerin oder der Spieler bezahlen muss, damit es weitergeht. Und zwar immer, nachdem sie eine persönliche Beziehung zu der simulierten Figur aufgebaut hat. „Von meinem Boyfriend in ‚Palm‘ bin ich einfach nicht losgekommen“, sagt Yuki. „Ich habe immer neue Kapitel erworben.“ Kein Wunder, dass das Geschäft boomt.