Essen. . In der Kreisliga C haben Fatihspor-Spieler Gegner geschlagen und den Schiedsrichter attackiert. Nun wurden der Verein und die Schläger bestraft.

  • Spruchkammer des Fußballkreises sperrt drei Spieler des C-Kreisligisten Fatihspor bis zu zwei Jahre
  • Verein muss 3000 Euro Strafe zahlen, Offizielle an Training zur Gewaltprävention teilnehmen
  • Anlass: Gewalttätige Übergriffe auf Schiedsrichter und Gegenspieler. Verein kündigt Berufung an

Önür Adam pfeift im vierten Jahr in den unteren Amateurligen. Aber was sich da im November bei der Partie zwischen Fatihspor III und Atletico II abgespielt hat – so etwas hatte der Schiedsrichter in seiner jungen Karriere noch nicht erlebt. „Die wollten mich verprügeln“, schilderte Adam am Dienstagabend vor der Spruchkammer des Fußballkreises Essen sein schockierendes Erlebnis.

Beim Kellerduell zwischen dem Letztplatzierten und dem Vorletzten der Kreisliga C hatte die Gewalt im Essener Amateurfußball einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht. Fatihspor-Spieler gingen auf den Schiedsrichter und auf Gegenspieler los. „Ich habe drei Schläge abgekriegt“, berichtete Adam. Ein Atletico-Spieler erlitt eine Gehirnerschütterung, als Fatihspor-Kicker auf den am Boden liegenden Mann eintraten. Ein starkes Polizeiaufgebot eilte schließlich zur Sportanlage an der Seumannstraße, um die Rüpel-Kicker von Fatihspor in den Griff zu bekommen.

Nach der mehr als dreistündigen Verhandlung zog die Spruchkammer am späten Dienstagabend Konsequenzen: Das Sportgericht schließt drei Fatihspor-Spieler wegen Tätlichkeiten gegen den Schiedsrichter und Gegenspieler vom Spielbetrieb aus: einen Spieler bis zum 1. Februar 2019, zwei bis zum 2. Juli 2018.

Geldstrafe und Anti-Aggressionstraining

Vier weitere beschuldigte Fatih-Kicker waren zu der Sitzung im Franz-Sales-Haus nicht erschienen, gegen sie und einen weiteren Mitspieler wird später verhandelt. Nach Angaben von Zeugen hatten beim Skandalspiel nur der Trainer, der Torwart und der Mannschaftskapitän versucht, ihre Mitspieler zu besänftigen.

Die Spruchkammer um den Vorsitzenden Lothar Dittert verdonnerte Fatihspor Essen zudem wegen grober Unsportlichkeit zu einer Geldstrafe in Höhe von 3000 Euro. 1500 Euro davon sind zur Bewährung ausgesetzt; zwei Jahre darf der Verein sich nichts zu Schulden kommen lassen. Vorstand, Trainer und Betreuer müssen bis Ende März an einem Anti-Aggressionstraining beim Fußballverband Niederrhein (FVN) teilnehmen. Letzteres sei nicht als Strafe zu verstehen, sondern als Versuch, dem Verein zu helfen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Kammer, Leo Kentsch.

Fatihspor kündigt Berufung an

Der 1. Vorsitzende von Fatihspor, Saldiray Karaeli, kündigte allerdings unmittelbar nach der Urteilsverkündung an, in Berufung gehen zu wollen. Dann müsste sich die Bezirksspruchkammer des Verbandes des Falls annehmen.

Die Geldstrafe sei zu hoch , sagte Karaeli im Gespräch mit der Redaktion. „Wenn wir diesen Betrag zahlen müssen, kann ich den Laden dicht machen.“ Außerdem sei er sich sicher, dass einer der drei verurteilten Spieler „nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte“. Karaeli war selbst nicht Augenzeuge des Geschehens gewesen. Einer seiner Spieler hatte eingeräumt, Gegenspieler geschlagen zu haben, ein weiterer sprach von einem Gerangel. Der dritte Beschuldigte stritt jede Beteiligung ab.

Tatsächlich hatte die Kammer Mühe, das Geschehen aufzuarbeiten. Die Erinnerung von Zeugen stimmte nicht mit den auf dem Spielberichtsbogen verzeichneten Namen und Trikotnummern überein. Für das Urteil war letztlich die Aussage des Schiedsrichters ausschlaggebend. Önür Adam hatte die Beschuldigten identifiziert. Seine Darstellung und die eines Atletico-Spielers wertete die Kammer als „sehr glaubwürdig“.

Spielabbruch in der 92. Minute

Der Unparteiische hatte die Partie zwischen dem Tabellenletzten, Atletico II, und dem Vorletzten Fatihspor III beim Stand von 4:4 abgebrochen. Vorausgegangen war eine rote Karte für einen Fatihspor-Spieler wegen Schiedsrichterbeleidigung in der 92 Minute. Vorausgegangen war ein vermeintliches Foul eines Atletico-Spielers, das der Schiedsrichter als Zweikampf wertete. Zeugen beschrieben die Stimmung als aufgeheizt. Die Mannschaft von Fatihspor hatte zuvor einen Drei-Tore-Rückstand aufgeholt und wollte unbedingt gewinnen. „Von außen wurde reingerufen. Die Spieler wurden gepusht“, beschreibt Önür Adam die Atmosphäre.

Die Kammer wertete die Partie nun mit 2:0 für Atletico. Noch bevor das Sportgericht zusammentrat, hatte Fatihspor die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet. Was den Vorstand dazu bewogen habe, wollte das Schiedsgericht wissen. „Ich war sauer“, sagte Karaeli. Und: „Ich kann nicht garantieren, dass so etwas nicht noch einmal passiert.“

Auf die Frage der Redaktion, ob die drei verurteilten Spieler Mitglieder des Vereins bleiben, antworte der Funktionär: „Erst einmal ja.“