Essen. Die Stadt Essen und Sponsor Innogy verteidigen das „Öko-Schiff“: Das Projekt sei weltweit einmalig. Die Weiße Flotte hat bereits große Pläne.
- Umweltdezernentin Simone Raskob und Sponsor Innogy äußern sich erstmals zum Projekt „Green fuel“
- Sie reagieren auf Kritik der Piraten, das Schiff sei nicht umweltfreundlich: Das Gegenteil sei der Fall
- Weiße Flotte will auch nach 2017 Ruhr aufwärts fahren. Ein Schiff der Flotte wird frei für Kanalfahrt
Umweltdezernentin Simone Raskob und Jens Kanacher vom Energieunternehmen Innogy haben sich am Freitag erstmals öffentlich zu dem methanolbetriebenen Fahrgastschiff als „Leuchtturmprojekt“ der Grünen Hauptstadt geäußert. Als Vertreterin der Stadt und des Hauptsponsors reagierten sie damit auch auf die massive Kritik der Piraten.
Die Ratsgruppe hatte öffentlich in Zweifel gezogen, dass das Projekt umweltfreundlich sei. Das sei es sehr wohl, heißt es nun von Seiten der Initiatoren. Derweil hat die Weiße Flotte Baldeney mit dem Schiff bereits große Pläne.
Kein zweites Kraftwerk am Baldeneysee
Jens Kanacher, Leiter des Kompetenzzentrums für Energiesysteme und Speicher bei Innogy, betonte im Gespräch mit der Redaktion, dass die Technik, die in dem Projekt mit dem Titel „Green fuel“ zur Anwendung kommen soll, in dieser Form weltweit einmalig sei. „Es ist ein Projekt, das im Hier und Jetzt erlebbar macht, wie die Zukunft aussehen kann.“
Wie berichtet , will Innogy am Wasserkraftwerk am Baldeneywehr Methanol erzeugen; auf dem Fahrgastschiff gewinnt eine Brennstoffzelle daraus Strom für den Elektroantrieb. „Wir bauen am Baldeneysee kein zweites Kraftwerk“, betont Kanacher. Die Anlage zur Methanolgewinnung aus erneuerbaren Energien sei nur zwei mal zwei Meter groß.
Innogy wolle das Verfahren der Öffentlichkeit in einem Besucherpavillon erlebbar machen. Kanacher räumt ein, dass die Brennstoffzelle umweltschädliches Kohlendioxid erzeugt, allerdings nicht mehr als zuvor der Luft bei der Methanolherstellung entzogen wird. Die Bilanz sei Co2-neutral.
Innogy will sich, wie berichtet , mit einer Million Euro an dem Projekt beteiligen. Der Umweltschuss hat für den Kauf und Umbau eines Fahrgastschiffes weitere 700 000 Euro bewilligt. Die Piraten hatten sich kritisch dazu geäußert, dass die Umweltpolitiker so kurzfristig entscheiden sollten.
Flacher und wendiger als die anderen Schiffe der Flotte
Umweltdezernentin Raskob entgegnete gestern, die Verwaltung habe bei den Wasserschifffahrtsbehörden zunächst klären müssen, ob Schiff und Antrieb genehmigungsfähig seien. Nun dränge die Zeit, soll das Fahrgastschiff wie geplant im Juli 2017 den Betrieb aufnehmen.
Die Weiße Flotte erwartet zusätzliche Fahrgäste nicht nur im Jahr der Grünen Hauptstadt. „Das Schiff ist wendiger und flacher als unsere Fahrgastschiffe, so dass wir ein neues Einzugsgebiet erschließen können“, sagt Geschäftsführer Franz-Josef Ewers. Nicht zuletzt erlaube der umweltfreundliche Antrieb dem Öko-Schiff durch das Naturschutzgebiet Heisinger Aue weiter Ruhr aufwärts zu fahren bis zum Spillenburger Wehr bei Steele.
Durch das neue Fahrgastschiff werde zudem ein anderes Schiff der Flotte für den Einsatz auf dem Rhein-Herne-Kanal frei, betont Ewers, der sich auch davon zusätzliche Einnahmen verspricht.