Essen. . 14 Teams arbeiten bei der Hundestaffel der Essener Polizei. Wir stellen die Kommissare auf vier Pfoten und ihre Arbeit vor.

Wenn 35 Kilo reine Muskelmasse mit einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern auf flüchtende Personen zugeschossen kommen, dann gibt es kein Entkommen: Das beweist Frieda eindrücklich beim Training auf der Wiese der alten Polizeischule. Die zweijährige Malinoishündin, die gerade ihre Ausbildung zum Schutzhund bestanden hat, wirft Marco Ueberbach glatt um. Gott sei Dank hat der Polizeisprecher einen dicken Schutzanzug an, um gefahrlos zu demonstrieren, wie professionell die Vierbeiner der Hundestaffel ausgebildet sind.

14 Teams gibt es in der Hundestaffel, jedes besteht aus einem Polizeibeamten mit seinem Hund. Die Beziehung, die Hund und Herrchen haben, geht weit über die Arbeit hinaus: „Fast alle Beamten nehmen ihren Hund nach Dienstschluss mit nach Hause. Dort bleibt er auch, wenn er nicht mehr dienstfähig ist“, erklärt Polizeihauptkommissar Thorsten Brüschke, der in der Hundestaffel die Vierbeiner trainiert.

Hunde verbringen Ruhestand bei den Polizisten

Oft kommen die Hunde schon als Welpen zu den Polizisten. So wie bei Michael Koch, dem stellvertretenden Dienststellenleiter, und Frieda: Die Hündin ist bei ihm aufgewachsen und wird die Nachfolgerin seines langjährigen Partners Fred. „Fred ist jetzt neun und geht Ende des Jahres in Rente. Dann kann er den ganzen Tag bei uns auf dem Sofa liegen“, sagt Michael Koch.

Für alle Beamten der Hundestaffel ist der Umgang mit ihrem Tier mehr als ein Job – es ist eine Passion. In der Regel sind sie 24 Stunden mit dem Tier zusammen, so entstehen starke Bindungen. „Finbar ist nicht nur mein Partner, er ist mein Freund“, sagt Rüdiger Oer, der seit 28 Jahren zur Hundestaffel gehört und damit der dienstälteste Beamte ist. Finbar ist mittlerweile sein fünfter aktiver Hund und hat gerade erst wieder bewiesen, wie fein seine Nase ist: In einer laufenden Waschmaschine hat der Malinoisrüde während einer Hausdurchsuchung Rauschgift erschnüffelt, „das ist schon eine Leistung“, sagt Oer mit Stolz in der Stimme.

Essener Polizeihunde im Porträt

Malinois Fred (9) war der älteste Schutz- und Rauschgiftspürhund – er ging im Dezember 2016 in Rente. Seine Vorlieben: Räuber jagen und Truthahn fressen.
Malinois Fred (9) war der älteste Schutz- und Rauschgiftspürhund – er ging im Dezember 2016 in Rente. Seine Vorlieben: Räuber jagen und Truthahn fressen. © Polizei Essen
Das ist Freds Nachfolgerin:  Malinois Frieda ist mit gerade zwei Jahren die jüngste im Team und hat erst ihre Ausbildung zur Schutzhündin bestanden. Sie liebt Schutzanzüge und Rind.
Das ist Freds Nachfolgerin: Malinois Frieda ist mit gerade zwei Jahren die jüngste im Team und hat erst ihre Ausbildung zur Schutzhündin bestanden. Sie liebt Schutzanzüge und Rind. © Polizei Essen
Finbar ist ein sechs Jahre alter Malinois. Er ist ein ausgebildeter Schutz- und Rauschgiftspürhund, mag Schlägereien und frisst am liebsten Pommes.
Finbar ist ein sechs Jahre alter Malinois. Er ist ein ausgebildeter Schutz- und Rauschgiftspürhund, mag Schlägereien und frisst am liebsten Pommes. © Polizei Essen
Malinoisrüde Schiwago (5) ist ein Schutzhund und ein Rauschgiftspürhund. Seine Vorlieben: Drogenrazzien und Nierchen.
Malinoisrüde Schiwago (5) ist ein Schutzhund und ein Rauschgiftspürhund. Seine Vorlieben: Drogenrazzien und Nierchen. © Polizei Essen
Jopie ist ein Herder, ein holländischer Schäferhund. Der drei Jahre alte Schutzhund stellt am liebsten Navi-Diebe und mag Salami.
Jopie ist ein Herder, ein holländischer Schäferhund. Der drei Jahre alte Schutzhund stellt am liebsten Navi-Diebe und mag Salami. © Polizei Essen
Malinoishündin Mila (6) ist ausgebildete Schutz-, Rauschgift- und Personenspürhündin. Ihre Vorlieben: Drogenkuriere „festnehmen“ und Bratwurst.
Malinoishündin Mila (6) ist ausgebildete Schutz-, Rauschgift- und Personenspürhündin. Ihre Vorlieben: Drogenkuriere „festnehmen“ und Bratwurst. © Socrates Tassos
Schutzhund Arjan mag polizeiliche Zugriffe aller Art. Der drei Jahre alte Malinois steht noch am Anfang seiner „Karriere“.
Schutzhund Arjan mag polizeiliche Zugriffe aller Art. Der drei Jahre alte Malinois steht noch am Anfang seiner „Karriere“. © Polizei Essen
Schutzhund Angie ist eine vier Jahre alte holländische Schäferhündin. Sie ist oft bei Großeinsätzen dabei und  kann Leberwurst nicht widerstehen.
Schutzhund Angie ist eine vier Jahre alte holländische Schäferhündin. Sie ist oft bei Großeinsätzen dabei und kann Leberwurst nicht widerstehen. © Polizei Essen
Bona (5) ist die einzige Deutsche Schäferhündin im Team. Die Schutz- und Rauschgiftspürhündin jagt gerne Ausbrecher.
Bona (5) ist die einzige Deutsche Schäferhündin im Team. Die Schutz- und Rauschgiftspürhündin jagt gerne Ausbrecher. © Polizei Essen
Malinoishündin Zita (5) ist eine Schutzhündin und Spezialistin darin, Sprengstoff zu erschnüffeln. Ungewöhnlich sind ihre kulinarischen Vorlieben: Zita mag Fisch.
Malinoishündin Zita (5) ist eine Schutzhündin und Spezialistin darin, Sprengstoff zu erschnüffeln. Ungewöhnlich sind ihre kulinarischen Vorlieben: Zita mag Fisch. © Polizei Essen
Drago (3) hat in diesem Jahr die Ausbildung zum Schutzhund bestanden. Der Rottweiler hat keine Angst vor Gewalttätern. Am liebsten frisst er Pulled Pork. Drago ist seit März 2017 Rauschgiftspürhund.
Drago (3) hat in diesem Jahr die Ausbildung zum Schutzhund bestanden. Der Rottweiler hat keine Angst vor Gewalttätern. Am liebsten frisst er Pulled Pork. Drago ist seit März 2017 Rauschgiftspürhund. © Polizei Essen
Santos (4) ist ebenfalls ein belgischer Malinois. Er ist ein Schutz- und Sprengstoffspürhund, erschnüffelt Waffen und Munition und steht sonst auf Käse.
Santos (4) ist ebenfalls ein belgischer Malinois. Er ist ein Schutz- und Sprengstoffspürhund, erschnüffelt Waffen und Munition und steht sonst auf Käse. © Polizei Essen
Wenn der dreijährige Malinoisrüde Vin Diesel, ein ausgebildeter Schutzhund,  nicht gerade Autoknacker jagt, dann spielt er am liebsten mit seinem Frisbee.
Wenn der dreijährige Malinoisrüde Vin Diesel, ein ausgebildeter Schutzhund, nicht gerade Autoknacker jagt, dann spielt er am liebsten mit seinem Frisbee. © Polizei Essen
Malinois Amber (5) ist eine Schutz-, Rauschgift- und Personenspürhündin. Wenn sie mal nicht Einbrecher jagt, dann schwimmt sie am liebsten im Pool.
Malinois Amber (5) ist eine Schutz-, Rauschgift- und Personenspürhündin. Wenn sie mal nicht Einbrecher jagt, dann schwimmt sie am liebsten im Pool. © Polizei Essen
Malinois Bambam (7) ist der zweitälteste Diensthund der Staffel. Er ist Schutzhund und Rauschgiftspürhund und jagt am liebsten Drogendealer.
Malinois Bambam (7) ist der zweitälteste Diensthund der Staffel. Er ist Schutzhund und Rauschgiftspürhund und jagt am liebsten Drogendealer. © Polizei Essen
Polizeisprecher Marco Ueberbach und Polizeihund Frieda demonstrieren eindrücklich, wie schnell die Malinoishündin auf Befehl zubeißt. Frieda ist seit März 2017 Rauschgiftspürhund.
Polizeisprecher Marco Ueberbach und Polizeihund Frieda demonstrieren eindrücklich, wie schnell die Malinoishündin auf Befehl zubeißt. Frieda ist seit März 2017 Rauschgiftspürhund.
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Alle Vierbeiner durchlaufen zunächst die gleiche Grundausbildung zum Schutzhund: Dort lernen sie, auf Streife zu gehen, bei großen polizeilichen Einsätzen wie Demos oder Fußballspielen dabei zu sein, Diebe oder Einbrecher zu verfolgen und zu stellen. Richtig gefährlich werden Schutzhunde, wenn sich der Verfolgte wehrt: „Dann beißen unsere Hunde zu und lassen nicht mehr los, auch wenn der Angreifer auf sie einprügelt“, so Thorsten Brüschke.

Diensthunde trainieren täglich

Wie lange die Ausbildung zum Schutzhund dauert, hängt vom Hund ab. Trainiert und geübt wird täglich, auch nach bestandener Prüfung. Die Konditionierung der intelligenten und lernbegierigen Tiere erfolgt nur über den Spieltrieb: Macht der Hund etwas richtig, wird er übers Spielen belohnt, macht er etwas falsch, dann gibt es eben nichts.

Daneben spielen auch die Teamfähigkeit und der Charakter des Vierbeiners eine große Rolle. „In der Regel merkt man ziemlich schnell, ob ein Hund für die Ausbildung geeignet ist oder nicht“, sagt Michael Koch. Nach der Grundausbildung können die Hunde noch speziell konditioniert werden: Zum Beispiel um Rauschgift, Sprengstoff, versteckte Munition und Waffen aufzuspüren oder um gezielt Personen zu finden.

Die Ausbildung erfolgt übrigens immer gemeinsam mit dem zweibeinigen Diensthundeführer. So werden die Teams zusammengeschweißt und bilden eine perfekte Einheit im Kampf gegen das Verbrechen. „Für uns alle gilt: Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos“, zitiert Dieter Fischer, Leiter der Hundestaffel, ein berühmtes Bonmot von Vicco von Bülow, bekannt als „Loriot“. Der Humorist bezog das allerdings auf den Mops.

Polizeihunde können zwischen Dienst und Freizeit trennen

Die meisten der zur Zeit 15 Diensthunde sind belgische Schäferhunde. Die Malinois sind sogenannte Gebrauchshunde und eignen sich besonders gut für die Ausbildung zum Polizeihund. Zur Hundestaffel gehören noch drei Herder, das sind holländische Schäferhunde, ein Deutscher Schäferhund und ein Rottweiler. Welches Geschlecht der Hund hat, ist für die Ausbildung völlig unerheblich.

Alle vierbeinigen Ordnungshüter sind Schutzhunde, zwei sind zusätzlich als Sprengstoffspürhunde ausgebildet, sieben sind Rauschgiftspürhunde und zwei Personenspürhunde.

Leistungsfähigkeit wird regelmäßig überprüft

Ein Rauschgiftspürhund ist in der Lage, alle auf dem Markt befindlichen Drogen aufzufinden und anzuzeigen. Er kann bis zu sieben Intervalle à 20 Minuten Spürleistung pro Einsatztag erbringen. Der Sprengstoffspürhund findet alle gängigen gewerblichen und militärischen Sprengstoffe sowie Waffen, Waffenteile und Munition. Auch er schafft sieben Intervalle à 20 Minuten Spürleistung.

Dem Personenspürhund gelingt es, einer bis zu 400 Meter langen, bis zu 60 Minuten alten Fährte über den Individualgeruch zu folgen. Eine weitere Spezialisierung, die es allerdings nicht in Essen gibt, ist das Erspüren von Leichen und Brandmitteln. Die Leistungsfähigkeit der Hunde wird regelmäßig überprüft.

Übrigens: Die Hunde können sehr gut zwischen Dienst und Freizeit trennen: Zuhause sind sie ein nettes Familienmitglied, im Einsatz hochkonzentriert und, wenn nötig, gefährlich.