Freie Stellen sind oft schwer zu besetzen. Nur das Universitätsklinikum spürt von der Entwicklung noch nichts.
In den Kliniken der Stadt hinterlässt der Ärztemangel ein differenziertes Spurenbild. So hat das Universitätsklinikum bislang keine Probleme, freiwerdende Stellen zu besetzen. „Es gibt keine Engpässe”, erklärt Prof. Dr. Gerald Holtmann, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. „Derzeit sind alle Stellen besetzt.”
In den umliegenden Kliniken zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Das Elisabeth-Krankenhaus hat jährlich rund 25 Arztstellen neu zu besetzen - grundsätzlich ein normaler Vorgang. „Aber wir merken, dass in einzelnen Fachgebieten die Zahl der Ärzte, die sich für einen Krankenhauswechsel interessieren, kleiner wird”, so Dr. Dirk Albrecht, Geschäftsführer der Contilia, Träger des Elisabeth-Krankenhauses.
An den Kliniken Essen-Nord-West - der Verbund von Marienhospital Altenessen, St. Vincenz-Krankenhaus und Philippusstift - sind derzeit neun ärztliche Stellen zu besetzen. „Aber es ist zunehmend schwieriger, geeignete Nachfolger für die Positionen zu finden”, erklärt Manfred Sunderhaus, Geschäftsführer der Kliniken Nord-West. „Diese Entwicklung beobachten wir seit rund drei Jahren. Besonders betroffen sind der internistische Bereich, die Psychiatrie und Neurologie.” Da es oftmals nicht gelingt, die Stellen nahtlos wieder zu besetzen, bekommen auch die Patienten die prekäre Situation zu spüren. „Die Arbeitsbelastung der verbleibenden Ärzte ist höher, und sie sind gestresster”, so Sunderhaus.
Die Kliniken Süd suchen momentan einen Assistenzarzt für die Chirurgie und einen Oberarzt für die Gynäkologie. „Grundsätzlich besetzen wir die Stellen im normalen Zeitrahmen von zwei bis drei Monaten”, erklärt Geschäftsführer Raimund Hüppe. „Während wir aber früher auf zahlreiche Bewerbungen zurückgreifen konnten, sind wir heute auf Stellenausschreibungen angewiesen.”
In Hinblick auf die wachsenden medizinischen Möglichkeiten und die zunehmend älter werdende Bevölkerung sieht Prof. Holtmann die große Herausforderung jedoch nicht darin, mehr Ärzte auszubilden, sondern eine „intelligente Arbeitsteilung” im Gesundheitswesen zu schaffen. Holtmann: „Nicht alles, was heute der Arzt macht, muss zwingend ein Arzt machen.”