Essen. . Die Essener Verkehrs-AG will ihre Spurbusse doch nicht ausmustern. Die Trasse Wasserturm- Kray soll für 3,8 Millionen Euro saniert werden.
- Spurbus galt bis vor kurzem wegen hoher Wartungskosten als Auslaufmodell
- Doch jede andere Alternative zum Spurbus in der City wäre noch teurer
- Deshalb soll die Trasse zwischen Wasserturm und Kray für 30 Jahre fit gemacht werden
Der Spurbus war fast schon abgeschrieben. Die Strecke auf der Wittenbergstraße wird gerade zurückgebaut. Doch jetzt erlebt das angebliche „Auslaufmodell“ eine Renaissance. Dieses Fahrzeug, das mit speziellen Führungsrollen auf einer Betonspur fährt, ohne dass der Fahrer lenken muss, wird trotz hoher Wartungskosten doch nicht ausgemustert. Im Gegenteil: Die einzige noch verbliebene Spurbus-Trasse zwischen Wasserturm und Kray soll für 30 Jahre fit gemacht werden, so will es die Verkehrsgesellschaft Evag.
Eine Prüfung des Unternehmens ergab, dass es zu der vier Kilometer langen Spurbus-Trasse in der Mittellage der A 40 derzeit keine Alternative gibt. Zwar könnte die schmale Strecke für normale Busse umgebaut werden, dann reicht der Platz aber nur noch für eine einzige Zweirichtungsspur.
Umbau für normale Bus- und Bahnen wäre sehr teuer
Busse stattdessen auf die A 40 umzuleiten, hätte nicht nur zur Folge, dass sie immer wieder im Stau stecken bleiben, sondern auch, dass die Stadtteile Südost, Huttrop und Frillendorf nicht mehr angefahren werden könnten. Und eine neue Linienführung südlich der A40 würde die Fahrtzeit gar verdoppeln.
Theoretisch wäre es zwar möglich, auf der Trasse wieder Straßenbahnen fahren zu lassen, die vor mehr als 30 Jahren durch den für Bahnstrecken entwickelten Spurbus verdrängt wurden. Doch dafür müssten neue Gleise und Fahrleitungen gebaut werden. Davor schreckt die Evag wegen der „sehr hohen Kosten“ zurück. Und: Der Umbau in eine normale Bus- oder Straßenbahnstrecke würde Jahre dauern und einen Dauerstau auf der A40 auslösen, weil den Autofahrern zumindest zeitweise je Richtung eine Spur gestrichen werden müsste. Eine Sanierung der Spurbustrasse und der maroden Haltestellen könnten den Individualverkehr dagegen deutlich weniger belasten.
Künftig 15 statt 31 Spurbusse im Einsatz
Vor allem: Die Kosten wären um ein Mehrfaches geringer: 2,5 Millionen Euro für die Betonspur, weitere 1,3 Millionen für die Haltestellen. „Dies könnten wir aus eigenen Mitteln finanzieren“, betont Evag-Sprecher Nils Hoffmann.
Mit ausschlaggebend für den Stimmungswandel bei der Evag war die Antwort eines Herstellers, dass die Möglichkeit besteht, „erneut spurgeführte Gelenkbusse“ zu liefern. Damit hat sich die Befürchtung zerschlagen, dass die Evag zwar über eine der schnellsten Busverbindungen in die City (vier Kilometer in acht Minuten) verfügt, sie aber eines Tages wegen ausgedienter Spurbusse nicht mehr bedienen kann. Jetzt weiß man: Ersatz ist möglich. Um Kosten zu sparen, will die Evag künftig 15 statt 31 Spurbusse einsetzen – und diese nur auf einer Linie zwischen Hauptbahnhof und Kray. Derzeit fahren die Linien 146 und 147 mit Spurbussen.
Sind Spurbusstraßen die Zukunft?
Ein Problem bleibt: Egal ob Bus oder Bahn – für einen Lift oder eine Rolltreppe sind die Haltestellen der Spurbustrasse zu klein. Die Kunden müssen weiter die Treppe nehmen.
Spurbustrasse: Zukunftsobjekt für Fahren ohne Fahrer?
Die Spurbustrasse könnte eines Tages als Referenzstrecke für automatisches Fahren genutzt werden. Nils Hoffmann: „Das wird kommen.“
Für ein mögliches Zukunftsprojekt will die Evag gewappnet sein. Die Busse würden nicht mehr mit Rollen an Führungsschienen gelenkt.
Diese Aufgabe würden Kameras/Sensoren übernehmen, die die Daten an den Computer senden, der den Bus millimetergenau lenkt.