Essen-Holsterhausen. . Wegen einer Baustelle passt der Müllwagen nicht durch die enge Menzelstraße. Dennoch herrschen in Essen „luxuriöse Verhältnisse“, sagt die EBE.

Überquellende Mülltonnen vor seiner Haustür an der Menzelstraße haben Anwohner Andreas Ludwig dieser Tage zum Telefon greifen lassen. Er wählte die Nummer der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE), wollte wissen, warum die grauen Tonnen zum zweiten Mal in Folge nicht geleert wurden.

„Dort sagte man mir lediglich, dass der Müll wegen einer Kanal-Baustelle in unserer Straße in den nächsten drei Monaten nicht abgeholt werden kann. Wie soll das denn gehen?“, fragt sich der verärgerte Familienvater, der sich eine Vorab-Information gewünscht hätte – und Alternativen, wo der Müll stattdessen entsorgt werden kann. „Es gab kein Schreiben oder Ähnliches. Wir wurden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt der 34-Jährige.

EBE-Teams entscheiden selbst und informieren die Anwohner

Nach Angaben von EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp gab es eine solche Vorabinformation in „mündlicher Form“: „Unsere Teams und Fahrzeugführer entscheiden vor Ort, ob sie mit dem großen Müllwagen trotz der Baustelle durch die Straße passen. Ist dies nicht der Fall, informieren sie den Betriebsleiter und auch die Anwohner. Dieses Mund-zu-Mund-Prinzip hat sich bewährt und ist auch im Fall der Menzelstraße so gehandhabt worden.“ Man arbeite eng mit den Baustellenkoordinatoren der Stadt zusammen und könne die Teams so schon vorab informieren. In diesem Fall erneuern die Stadtwerke auf einer Länge von 120 Meter eine Hauptwasserleitung. Während der Weihnachtsfeiertage würde die Baustelle kurz freigeräumt und zum neuen Jahr fertig gestellt, bestätigt Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun die Dauer von drei Monaten.

Direkt zum Baustellen-Beginn am 24. Oktober hätten die Stadtwerke zwei 1,1 Kubikmeter fassende Müllcontainer an den beiden Straßenenden aufgestellt, die die betroffenen Anwohner nun zur Entsorgung nutzen können, sagt Bettina Hellenkamp. Alternativ könnten die vollen grauen Tonnen auch zu den größeren Containern gestellt werden: „Allerdings sind die Anwohner dann auch selbst dafür verantwortlich, die Tonnen wieder zurückzuholen.“

In vielen anderen Städten müssen Anwohner die Tonnen selbst rausbringen

Grundlage dafür sei die „Abfallwirtschaftssatzung“, die es den EBE-Mitarbeitern nicht erlaube, eine mehr als 15 Meter lange Wegstrecke zurückzulegen, um die Mülltonnen zum Fahrzeug zu bringen. Gleichzeitig verweist Bettina Hellenkamp auf den vergleichsweisen „Luxus“, den sich die Stadt Essen in der Entsorgung noch erlaube. In vielen anderen Städten und Kommunen müssen die Anwohner ihre Tonnen selbst raus- und zurückstellen.

„Einen Vollservice wie hier, bei dem die Tonnen sogar aus dem Keller gehievt werden, lassen sich Städte wie Mülheim zusätzlich bezahlen“, so Hellenkamp. Bei 120.000 grauen Tonnen in Essen bedeute dies für die Mitarbeiter einen enormen Aufwand – zeitlich und körperlich: „Da kommt ganz schön was zusammen in einem Arbeitsleben. Eigentlich ist diese Praxis nicht mehr zeitgemäß.“