Essen. . Nach einem Wasserschaden geht der neue Betreiber im Rathaus-Theater, René Heinersdorff, verspätet an den Start – und lobt doch das Engagement der Stadt.
- Defekte Sprinkleranlage hatte das Theater am Tag der geplanten Premiere unter Wasser gesetzt
- Die Bühne und ein Teil der Elektronik mussten in wenigen Wochen erneuert werden
- Totalausfall zum Spielzeitstart hat dem privaten Bühnenbetreiber hohe Einnahme-Ausfälle beschert
Es gibt Geschichten, die schreibt das Leben immer noch schräger als jeder gewiefte Theaterautor. In solchen Geschichten macht sich am Tag der geplanten Premiere plötzlich die Sprinkleranlage selbstständig, flutet die Bühne und verhagelt dem neuen Theaterchef den Start.
Zwei Produktionen mussten ausfallen
René Heinersdorff hat diese Geschichte erlebt und versucht seit Ende September, die Folgen des Wassereinbruchs zu beheben. Im Notfall greift der Bühnenchef und Regisseur dabei auch selber zu Eimer und Feudel. Aber das ist eher dem Fotomotiv geschuldet, das vom Ende der Flut künden soll.
Heute nämlich soll es nach etwa dreiwöchiger Renovierung im Rathaus-Theater endlich losgehen mit dem Spielbetrieb. Kollegen wie Hugo-Egon Balder und Dorkas Kiefer werden kommen und Oberbürgermeister Thomas Kufen, über den der Düsseldorfer Theater-Mann nur Gutes zu berichten hat. Regelmäßig habe sich die Stadtspitze über den (Wasser-)Stand des privaten Theater-Pächters im Erdgeschoss informiert. Baudezernentin Simone Raskob sei noch am Tag der Sprinkler-Attacke an den Unglücksort geeilt, die Handwerker hätten auf Hochtouren gearbeitet. „Ich werde die Kollegen aus Düsseldorf hier mal in die Lehre schicken“, flachst Heinersdorff.
„Wir sind die Neuen“
„Wir sind die Neuen“ ist die Theater-Fassung der gleichnamigen Kino-Komödie von Ralf Westhoff. Sie erzählt von Alt-68ern, die als Oldies an die guten alten WG-Zeiten anknüpfen.
Die Komödie mit Simone Rethel, Joachim H. Luger und Lutz Reichert läuft bis zum 13. November. Karten: 24 555 55.
Doch bei allem Hang zu Witz, Ironie und gelassener Haltung hat der Spielzeit-Start doch ziemlich gelitten. Dabei habe man ja noch Glück im Unglück gehabt, erklärt Heinersdorff. Die zwei jetzt ausgefallenen Produktionen „Adieu und bis gleich“ und „Alles über Liebe“ waren nämlich noch vom früheren Rathaustheater-Betreiber Joachim Landgraf eingekauft worden und nicht Teil des aktuellen Abonnements. „Hätten wir die Leute alle umsetzen müssen, das hätten wir nicht mehr gedreht bekommen“, seufzt Heinersdorff. Trotzdem hat der Totalausfall zum Spielzeitstart gekostet: Rund 140 000 Euro an entgangenen Einnahmen hat der Theatermann errechnet. Für die Regulierung soll nun die städtische Versicherung eintreten. 26 Vorstellungen konnten schließlich nicht gespielt werden, die Verträge waren aber längst gemacht. Nun müsse auch die Verunsicherung beim Publikum schleunigst aus den Köpfen, hofft Heinersdorff.
Zum Auftakt: hausgemachte Essener Produktion
Ab Donnerstag soll es richtig losgehen. „Wir sind die Neuen“ heißt das Auftaktstück, eine echte, hausgemachte Essener Produktion, prominent besetzt mit Simone Rethel und Joachim H. Luger, den meisten bekannt als „Vater Beimer“. Das Bühnenbild von Thomas Pekny musste nach dem Wassereinbruch erneuert werden. Genauso wie die Elektronik und ein Teil des Teppichs und der Bestuhlung im Zuschauerraum. Bei der Premierenfeier darf es ruhig wieder ein wenig feucht zugehen, dann aber nur in Form von Sektgläsern. Die Taufe mit Löschwasser, lacht Heinersdorff, habe man ja schon hinter sich.