Essen. Die Uni Duisburg-Essen achtet auf die Gesundheit ihrer Angestellten. Mit 15 Minuten „Pausenexpress“ bewegen sich die Mitarbeiter, ohne zu schwitzen.

  • Die Universität Duisburg-Essen bietet in Pausen 15-minütige Sport-Kurse zur Gesundheitsförderung an
  • 300 Universitätsmitarbeiter konnten einen Platz in einem der 60 Kurse des Fitness-Programms ergattern
  • Sport-Pause wird auf die Arbeitszeit angerechnet, Thyssen-Krupp versucht sich an ähnlichem Modell

Den Kaktus in der Hand. Ausfallschritt, das vordere Bein steht auf der Hacke, das hintere auf den Zehen. Arme zur Seite ausstrecken und „Minimoves“ machen. Abwechselnd ruckeln die Hände ein wenig nach oben, nach unten, nach oben... und bringen die bewegliche Granulatfüllung im kaktusähnlichen Sportgerät „Brasils“ in Bewegung.

Die 15 Minuten „Pausenexpress“ pro Woche gehören ganz diesem Büroteam. Gerade eben saßen die vier Angestellten der Universität noch in ihren Büros, bevor es eine Tür weiter ging, zum Arbeitszeit-Sportkurs, der den Besprechungsraum zum Sportraum macht.

Für Universitätsmitarbeiter werden Kurse angeboten

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60 Kurse sind soeben angelaufen. 300 Angestellte konnten einen Platz ergattern: am Essener oder Duisburger Campus, aber auch im Colonia-Haus in Rüttenscheid, am Uniklinikum, an der Schützenbahn, im Weststadt-Carree und den Weststadttürmen. Eben dort, wo Universitätsmitarbeiter arbeiten.

Seit 2012 koordiniert Katrin Hertel diese bewegte Pause. Hertel ist Lehrbeauftragte für Gymnastik, eine Diplomsportlehrerin mit Zusatzstudium in Prävention und Rehabilitation. Sieben Trainer lernt sie an und unterstützt sie, alles Sportstudenten ab dem dritten Semester. Wie Dominik Ehler, der an diesem Tag neun Kurseinheiten hintereinander gibt und je 15 Minuten dazwischen Zeit hat, um quer durch Essen zu fahren und das Gebiet abzudecken.

Ins Schwitzen soll bei den Übungen keiner geraten

„Anfangs haben wir noch viel Werbung gemacht“, erinnert sich Hertel, „im Moment haben wir aber gar keine freien Kapazitäten für weitere Interessierte“. Hat sich einmal eine vier- bis sechsköpfige Bürogemeinschaft gefunden, buchen diese einfach durch. Drei Mal im Jahr wird der „Pausenexpress“ angeboten. Arbeitszeit für die Bewegungsarbeit wird den Angestellten nicht abgezogen. Teilnehmer zahlen lediglich je einen Euro pro 15-Minuten-Einheit, also zwölf Euro für eine gesamte Kurslänge.

Dehnübung am Bürostuhl, was für den Rücken tun. Mit Alltagsmaterialien wie gefüllten Wasserflaschen oder Handtüchern ein „Workout“ gestalten. Oder der Trainer bringt kleine Sportgeräte mit. Dabei geht es ums Mobilisieren, Kräftigen und Dehnen. Ins Schwitzen soll keiner geraten und in Sportkleidung kommt auch keiner vorbei, schließlich wird nach den 15 Minuten weitergearbeitet. Selbst auf High Heels wird der Kopf durch die Bewegung wieder frei und das sei schließlich das Ziel.

Bei Thyssen-Krupp gehört Büro-Sport zur Arbeitszeit

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Auch Thyssen-Krupp bringt in der Konzernzentrale den Sport direkt an den Arbeitsplatz. „Einige Angebote sind nach der Arbeitszeit wie der Lauftreff, andere sind ganz bewusst während der Arbeitszeit“, erklärt Sprecherin Heike Neumeister. Die Mitarbeiter sollten die Bewegung in ihren Arbeitsalltag integrieren können und nicht „zu spät“ nach Hause kommen. Das Gesundheitsmanagement reiche von Lauftreffs über Rückenschule und Tai Chi bis hin zu Pilates oder eben auch bewegten Pausen.

Wenn die anfallende Arbeit trotzdem erledigt werde, könne ein Mitarbeiter nach Rücksprache mit seiner Führungskraft die Sportangebote nutzen. „Die Zeit muss nicht nachgearbeitet werden“, erklärt Neumeister das Konzept.

Stadt Essen plant keine Zeit für Fitness der Mitarbeiter

Genauso breit aufgestellt ist die Stadt Essen. Deren Mitarbeiter können seit 2015 das Kursangebot des Hochschulsports nutzen, zum vergünstigten Preis. Oder mit Kollegen in einer Betriebssportgruppe aktiv sein, beispielsweise beim Volleyball, Bogenschießen, Klettern oder Boule-Spielen. Dafür muss allerdings stets der Arbeitsplatz verlassen und die eigene Freizeit genutzt werden. Zwar baut das sogenannte betriebliche Gesundheitsmanagement das Angebot aus, doch „eine bewegte Pause gibt es bei uns nicht zentral organisiert und ist auch derzeit nicht geplant“, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling.