Essen. . Das Schauspiel Essen thematisiert den grausamen Nahost-Konflikt. In „IchglaubeaneineneinzigenGott“ spielt Stephanie Schönfeld drei Rollen zugleich.

  • „IchglaubeaneineneinzigenGott“ konfrontiert drei Frauen mit den Auswirkungen des Nahost-Konflikts
  • Erzählt wird aus Sicht von jüdischer Professorin, palästinensische Märtyrerin und US-Soldatin
  • In der Aufführung der Box des Schauspiel Essen verschwimmt die Linie zwischen Täter und Opfer

Angst richtet Zäune auf. In der Box des Schauspiel Essen ist die Absperrung aus stabilem Gitterdraht. Dahinter konfrontiert der junge Regisseur Sascha Flocken in „IchglaubeaneineneinzigenGott“ drei Frauen mit den eigenen Dämonen und mit den blutigen Auswirkungen des Nahost-Konflikts. Drei Frauen, drei Weltanschauungen, ein Tag, der das Leben aller Beteiligten verändern wird.

Mit dramaturgischem Geschick hat der italienische Autor Stefano Massini seinen eindringlichen Theatermonolog auch als Polit-Thriller angelegt, der nicht nur erzählt, wie sich der Konflikt mit explosiver Kraft tief in die Biografie jedes Einzelnen eingeschrieben hat. Der Text schafft es auch, die unterschiedlichen Perspektiven und Haltungen nebeneinander stehen zu lassen, ohne eindeutig Partei zu ergreifen. Stephanie Schönfeld gelingt bravourös der Spagat, alle drei Figuren gleichermaßen glaubwürdig zu verkörpern.

„Krieg der Standpunkte“

Sie ist die liberale, welterfahrene jüdische Geschichts-Professorin Eden Golan, die diesen „Krieg der Standpunkte“ anfangs noch unverbittert und differenziert betrachten kann. Bis sie die Trümmer des von einem Selbstmordattentats zerstörten Supermarktes eines Tages aus der Sicherheit reißen und damit auch die Liberalität unter der Sprengkraft des TNT einknickt.

Schönfeld ist auch die junge Palästinenserin Shirin, die fiebernd ihren Bewährungsproben als künftige Märtyrerin entgegensieht und kaum weiß, was ihr mehr den Schlaf raubt: die Angst vor der Tat oder die Angst vor dem Versagen? Und Schönfeld ist die abgebrühte, desillusionierte US-amerikanische Soldatin Mina, die als westliche Gesandte in diesem „durchgeknallten Teil der Welt“ befehlsmäßig für die Seite kämpft, die politisch gerade opportun erscheint.

Drei Leben treffen aufeinander

Mit großer Intensität verwandelt sich die Schauspielerin in die drei unterschiedlichen Figuren. Anfangs ist da noch der elegante rote Mantel, das über dem Kopf geknotete Tuch oder die große Sonnenbrille, die die Frauen kennzeichnen. Doch bald werden die Übergänge in Sascha Flockens dichter, hochkonzentrierter Inszenierung fließend, die Körpersprache dringlicher, wird die Angst in jedem Winkel dieser kleinen, gitterumstellten Bühne von Jens Dreske spürbar.

Erst zum Show-down lässt das Stück diese drei parallel verlaufenden Leben unversehens aufeinandertreffen und stellt die Sicht auf Opfer und Täter vollends auf den Kopf. Dass ausgerechnet das westliche Eingreifen am Ende zum Todesurteil der beiden Frauen wird, ist die bittere, freilich auch ein wenig konstruierte Finte des Stücks, das dabei weit über die Grenzen des Nahen Ostens deutlich macht, wie leicht aus Angst eine bedrohliche Waffe werden kann. Großer Applaus.

Termine und Tickets

Weitere Vorstellungen von „Ichglaubeaneineneinzigengott“ in der Box des Schauspiel Essen gibt es am 7. und 23. Oktober sowie am 1. und am 17. November, 19 Uhr.


Um 18.30 Uhr findet im Casa-Foyer jeweils eine Einführung statt. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es ein Publikumsgespräch. Am 1. November, 19 Uhr, gibt es ein Publikumsgespräch, aber keine Einführung.


Tickets sind unter 8122-200 und www.theater-essen.de erhältlich.