Essen. . Beim Start in die Theater-Saison versprach Intendant Christian Tombeil eine besondere Premiere. Er sieht das Grillo-Theater als moralische Instanz.
Es pufft und kracht auf der Bühne des Grillo-Theaters. Licht flackert, Laser schießen, Stichflammen lodern. Was wie eine Inszenierung eines Weltuntergangsstücks klingt, ist die volle Ladung dessen, was die Bühnentechniker des Hauses mit Lampen, Effektgeräten und Chemikalien zaubern können. Sie standen am Wochenende bei der Eröffnung der neuen Spielzeit im Vordergrund – neben zahlreichen anderen Kollegen aus den Bereichen Maske, Ausstattung, Kostüm oder Dekoration.
Als „Mischung aus Bürgerfest und Tag der Offenen Tür“ bezeichnet Schauspielintendant Christian Tombeil das Theaterfest, das traditionell eine gute Adresse für alle ist, die hinter die Kulissen schauen wollen. Bei Führungen durch die sonst nicht zugänglichen Bereiche des Schauspielhauses lernten die Besucher die Arbeit im Rampenlicht hautnah kennen. Höhepunkt: Die Begehung der Hauptbühne. Lastzüge mit unterarmdicken Seilen, die sonst tonnenschwere Bühnenaufbauten tragen, eine Phalanx von Lichtern und meterweise Kabel, die sonst vor den Zuschauern verborgen bleiben, sorgten nicht nur bei den jüngsten Besuchern für leuchtende Augen.
Während seine Gäste das Theater durchstreiften oder einfach ein kühles Bier genossen, war Tombeil gedanklich schon in der neuen Spielzeit: „Das Theaterfest ist für uns eine gute Gelegenheit, uns in Erinnerung zu rufen.“ Vieldeutig kommt das Motto der neuen Saison daher: „Einer muss dran glauben“ - eine Anspielung an aktuelle Themen: „Wir haben ja nicht nur Reformationsjahr, auch in den Nachrichten wird Religion und Glaube immer präsenter – ein Stichwort wäre zum Beispiel der religiöse Fanatismus.“ Große Fragen sollen gestellt werden und auch vor politischen Statements wird das Grillo-Theater nicht zurückschrecken. „Wir haben letztes Jahr 5000 Karten mehr verkauft als im Vorjahr – mit politischen Stücken. Diese Linie verfolgen wir nun weiter“, so der Intendant.
Mit der ersten Premiere, „Das Prinzip Jago“, ein Stück, das auf Wunsch Tombeils extra für das Grillo-Theater auf der Basis von Shakespeares „Othello“ verfasst wurde, will das Haus ein Ausrufezeichen setzen: „Das Stück wird einen Tumult auslösen, davon bin ich überzeugt“, so Christian Tombeil. Was genau die Inszenierung mit dem schockierenden Foto eines ertrunkenen Flüchtlingsjungen an einem türkischen Strand zu tun hat, wird die Premiere zeigen. Eines ist schon klar: In der nächsten Spielzeit soll das Theater noch stärker als bislang seine Aufgabe als moralische Instanz und Spiegel der Gesellschaft erfüllen. Tombeil: „Genau das ist unsere Aufgabe.“ .