Essen. . Trotz großem Aufwand ist es der Stadt Essen bislang nicht gelungen, die Trinkerszene vom Willy-Brandt-Platz zu verdrängen. Nun soll das Ordnungsamt mehr Handhabe bekommen.

  • Die geplante Verdrängung der Trinkerszene am Willy-Brandt-Platz hat bislang keinen Erfolg gezeigt
  • Nun soll das Ordnungsamt mehr rechtliche Möglichkeiten an die Hand bekommen
  • Stadt will das Lagern auf öffentlichen Plätzen per Verordnung verbieten

Das Ordnungsamt soll mehr Druckmittel zum Verdrängen der Trinkerszene auf dem Willy-Brandt-Platz bekommen. Die Stadt will das Lagern auf öffentlichen Wegen und Plätzen in Essen verbieten und arbeitet an einer entsprechenden Änderung der ordnungsbehördlichen Verordnung. „Wir prüfen das“, bestätigte Ordnungsdezernent Christian Kromberg auf Nachfrage und verweist auf die Nachbarstadt Mülheim, die das Lagern schon länger untersagt. Geplant ist, dass die Verordnung bis Anfang 2017 entsprechend um diesen Punkt ergänzt ist.

Bislang schaut das Ordnungsamt wie ein zahnloser Tiger auf die Trinkerszene auf dem Willy-Brandt-Platz. Seit Monaten wachen dort nahezu täglich die Ordnungshüter über das Wohlverhalten der dort Versammelten. Diese Art der erhofften Verdrängungstaktik ist bislang aber nicht aufgegangen. Denn: Solange die Szene dort ohne Pöbeleien und Auffälligkeiten ihren Alkohol konsumiert, solange können die Ordnungskräfte nur zuschauen.

Wildpinkler weiter ein Problem

Der seit Monaten betriebene Aufwand steht längst nicht mehr im Verhältnis zum Ergebnis. Bereits begonnen haben deshalb bauliche Veränderungen an dem beliebten Treff. Die Verordnung über verbotenes „Lagern“ könnte darüber hinaus der rechtliche Hebel sein, um unerwünschte Ansammlungen aufzulösen. Es wäre quasi ein Alkoholverbot „light“, nachdem der Plan, ein striktes Alkoholverbot auf dem Platz zu erlassen, politisch gescheitert war. Kromberg hatte gemahnt, dass eine Verdrängung der Szene ohne ein scharfes Schwert kaum gelingen würde.

Ob nun der neu ersonnene ordnungsrechtliche Kniff, der übrigens fürs ganze Stadtgebiet gelten würde, ausreicht, darüber möchte Kromberg nicht spekulieren. Denn klar ist auch: Wenn mehrere Personen zusammenstehen, um ein Bierchen zu trinken, dann ist das noch lange kein Lagern. Schon eher, wenn sich auf öffentlichen Plätzen zum längeren Verweilen mehr oder weniger eingerichtet wird. Am Ende wird es auf die Formulierung in der Verordnung ankommen.

Anrainer klagen über „unangenehme Gerüche“

Die umliegenden Geschäftsleute am Willy-Brandt-Platz und am benachbarten Heinrich-Reisner-Platz dringen derweil weiter auf die baldige Verdrängung der Szene hin zum neuen Treff an der Hollestraße, wo es auch ein Urinal gibt. Denn seit das so genannte „Open-Air-Klo“ vor dem Handelshof dicht gemacht wurde, verrichtet die Szene ihre Notdurft offenbar in unmittelbarer Nähe zwischen Handelshof und Haus der Technik. Zum Ärger der dortigen Anrainer.

Margret Schulte, Leiterin der ansässigen Verbraucherzentrale, berichtet von „unangenehmen Gerüchen“, die bei geöffnetem Fenster in die Räume ziehen. Der Hoteldirektor vom Essener Hof, Maximilian Bosse, bestätigt: „Es ist nun bei uns schlimmer geworden“. Auch die Eingänge am Haus der Technik würden jetzt als Ersatztoilette genutzt. Bosse stellt klar: „Wir begrüßen es sehr, dass der Schacht am Handelshof geschlossen wurde. Doch nun hat sich für uns die Situation verschärft.“