Essen.. Stahlstelen sollen den Aufenthalt der Trinker-Szene auf dem Willy-Brandt-Platz in Essen demnächst unmöglich machen. Kosten von rund 50.000 Euro.

Die Tage des Trinker-Treffs auf dem Willy-Brandt-Platz sind gezählt: Bauliche Veränderungen am wichtigsten Eingangstor zur Essener Innenstadt sollen den Aufenthalt der Szene künftig unmöglich machen. Bereits in der übernächsten Woche wollen die Stadt und die Evag mit den Arbeiten beginnen. In wenigen Tagen bereits wird der Platz eingezäunt und die Baustelle vorbereitet. Was für die Trinker heißt: Sie sollen endgültig umziehen. Doch ob sie den neuen, von der Stadt für immerhin rund 20.000 Euro hergerichteten Standort an der Hollestraße, wenige hundert Meter weiter, dann besser annehmen werden als bisher, kann noch niemand sagen.

Neues Informationsangebot

So sollen die neun Stahlstelen aussehen.
So sollen die neun Stahlstelen aussehen. © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services

Wie Ordnungsdezernent Christian Kromberg jetzt in einem Gespräch mit dieser Zeitung berichtete, soll auf dem Areal rund um den U-Bahn-Zugang eine dauerhafte Installation von neun über den Platz verteilten Stahlstelen ein neues Informationsangebot der Stadt Essen verkörpern und gleichzeitig einen Raum „mit einer gewissen Aufenthaltsqualität“ schaffen. Bürger und Besucher sollen dort verweilen und beim Studieren der Info-Tafeln mit kratzfester Glasfront Wissenswertes über Essen oder von besonderen Veranstaltungen in der Stadt, etwa im Rahmen des „Grüne Hauptstadt“-Jahres, erfahren. „Anderweitige Nutzungen des neugestalteten Areals können wir dann untersagen“, erläutert Kromberg das ordnungsrechtliche Kalkül dahinter: Da auf dem Willy-Brandt-Platz ein Angebot zum Verweilen im Sinne eines „Gemeingebrauchs“ geschaffen werde, ließen sich andere unerwünschte Nutzungen grundsätzlich leichter unterbinden, auch ohne dass die Szenegänger sich unangemessen verhalten. Was bedeutet: Wer sich künftig trotz Aufforderung nicht entfernt, dem droht ganz schnell ein Platzverweis, sagt Kromberg: „Und das funktioniert in der Regel.“

Sechsstellige Summe

Rund 50.000 Euro investiert die Stadt in die Anschaffung und den Einbau der ein Meter breiten und 2,20 Meter hohen Stahlstelen, die in Nord-Süd-Richtung drapiert werden, damit sie den Blick über den Platz nicht verstellen. Rechnet man die Abdeckelung des Open-Air-Klos vor dem Handelshof und die Kosten für den neuen Standort an der Hollestraße inklusive Edelstahl-WC hinzu, hat Essen inzwischen eine nunmehr fast sechsstellige Summe in einen Umzug investiert, aus dem bis heute nichts geworden ist.

Mehrere Wochen Bauzeit sind für die Arbeiten auf dem Willy-Brandt-Platz eingeplant. Danach, so Kromberg, wird sich zeigen, ob die neue Rechnung aufgegangen ist und wo sich die Szene künftig treffen wird. Doch egal, was passiere – man habe sich ein strategisches Ziel für die Innenstadt gesetzt: Es sollen sich künftig „nicht mehr als vier bis fünf Leute an einem Ort“ zum Trinken in der Öffentlichkeit treffen.

Die Pläne für den Willy-Brandt-Platz wurden der Politik bereits vorgestellt und die ersten Reaktionen sollen positiv ausgefallen sein, auch wenn sich der ein oder andere eine Frage dann doch nicht verkneifen konnte: Wieso denn niemand früher auf diese Lösung gekommen sei.