Essen. Der junge Mann und das Opfer stammen aus Mülheim und waren am Samstag offenbar bei Verwandten in Stoppenberg zu Besuch. Am Sonntag erging Haftbefehl.
- Bluttat erschüttert Nachbarschaft in Essen-Stoppenberg
- Mülheimerin und ihr Sohn waren zu Besuch bei Verwandten
- Notfallseelsorger mussten Nachbarn und Angehörige betreuen
Bei einem Familiendrama in Stoppenberg soll ein 21-Jähriger am Samstagnachmittag seine Mutter (57) erstochen haben. Der mutmaßliche Täter und das Opfer stammen aus Mülheim und hatten in dem Mehrfamilienhaus an der Grabenstraße offenbar Verwandte besucht. Der junge Mann konnte von der Polizei auf der Straße überwältigt werden. Einige Familienmitglieder und Nachbarn mussten nach der Bluttat und dem Großeinsatz von Notfallseelsorgern betreut werden.
„Es muss da sehr laut und heftig zugegangen sein, denn es riefen nicht nur die Verwandten des Opfers bei uns an, sondern auch Nachbarn, die von Hilfeschreien berichteten“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Der erste Notruf ging gegen 17.30 Uhr ein: In der Erdgeschosswohnung befinde sich eine schwer verletzte Frau, der Täter sei möglicherweise noch bewaffnet. Streifenwagen, Rettungsdienst und ein Notarzt fuhren zum Tatort.
Straße war abgesperrt
Als erste trafen dort die Beamten der Hundertschaft ein. „die in einer solchen Situation entschlossen und rigoros vorgehen“, erklärt Elke. Schließlich könne ein Täter, der möglicherweise unter Drogen stehe oder sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinde, womöglich auch Rettungskräfte angreifen. Es sei aber gelungen, den 21-Jährigen relativ zügig zu überwältigen. „Das haben viele Anwohner mitbekommen und teils mit Handys fotografiert.“
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Auch Erika Dorn, die im Nachbarhaus lebt, eilte wegen des Tumults zum Fenster. „Ich hörte, wie eine Frau zu den Polizisten sagte: ,Er steht dort am Auto.’“ Da habe auch sie den Mann gesehen, der an dem Fahrzeug mit Mülheimer Kennzeichen am Kofferraum hantierte. „Die Polizisten riefen ihm mehrmals zu, er solle sich hinlegen, aber er tat das nicht, ging rückwärts weg. Da haben sie ihn zu Boden gedrückt und festgenommen.“
In dieser Situation habe sie keine Angst mehr gehabt, sagt Erika Dorn. „Die ganze Straße war ja abgesperrt und voll von Polizisten. Da dachte ich: Die haben das schon im Griff.“ Erschreckt hatte sie sich vorher, als sie Getöse aus dem Nachbarhaus hörte: „Lautes Schimpfen, Schreie und dann einen Hilferuf!“
Da habe sich ein Familienbesuch plötzlich zum Drama entwickelt, bestätigt Peter Elke. „Warum der Mann so unvermittelt auf die Mutter losgegangen ist, ist noch unklar.“ Klar ist, dass die 57-Jährige zahlreiche, schwere Stichverletzungen erlitt, denen sie trotz der sofortigen Hilfe des Notarztes am Tatort erlag.
Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl wegen Mordes erlassen
Ob der 21-jährige alkoholisiert war, unter Drogen stand oder psychisch krank ist, wird noch untersucht. „Wir vernehmen jetzt den Beschuldigten und befragen die Zeugen“, sagte Elke am Sonntag. Der Mann machte jedoch zunächst keinerlei zur Tat. Unterdessen legte die zuständige Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens beim Amtsgericht einen Haftbefehl wegen Mordes vor. Der Haftrichter folgte dem Antrag und ordnete Untersuchungshaft gegen den jungen Mann an.
Die getötete Frau wird nun gerichtsmedizinisch untersucht, die Mordkommission ermittelt, Beweise werden gesichtert. So waren auch Sonntagfrüh Polizisten mit Kamera an der Grabenstraße. „Ich glaube, die suchen die Tatwaffe“, mutmaßt ein 74-Jähriger, der nebenan wohnt. „Die liefen hier auch gestern Abend noch lange ‘rum. Unfassbar, was hier passiert ist, sehr traurig.“