Essen. . Der Stoppenberger Lars Förster litt an der tückischen Hormonkrankheit Akromegalie. Durch den schleichenden Verlauf ist diese kaum zu diagnostizieren.
Beim geflügelten Wort „Die Hormone spielen verrückt“ denkt man an verliebte Menschen mit Flugzeugen im Bauch. Beim Stoppenberger Lars Förster spielten die Hormone verrückt. Der 43-Jährige bekam im fortgeschrittenen Alter Wachstumsschübe an Händen und Füßen, die für ihn tödlich hätten enden können. Durch einen Zufall wurde ein Tumor in seinem Kopf gefunden und die seltene Krankheit Akromegalie diagnostiziert. Dank einer Therapie in der Uniklinik geht es ihm wieder viel besser.
Gefährliche Nebenwirkungen
Seit wann Lars Förster an der seltenen Krankheit leidet, kann Prof. Dagmar Führer nicht sagen. „Das kann schon seit zehn oder fünfzehn Jahren so sein“, sagt die Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen an der Uniklinik. Die Akromegalie, deren prominentester Betroffener Ex-James-Bond-Bösewicht Richard „der Beißer“ Kiel war, wird in Essen nur zwei Mal pro Jahr diagnostiziert. Der Verlauf ist schleichend und kann meist nur von Endokrinologen, den Hormon-Experten unter den Medizinern, entdeckt werden.
Bei Lars Förster hatte sich ein Tumor an der Hirnanhangsdrüse festgesetzt. Dort wurden Wachstumshormone produziert. Eigentlich ist unser Körper-Wachstum mit Ende der Pubertät abgeschlossen. Bei Lars Förster wuchsen die Finger und Füße wieder. Die Schuhe waren irgendwann zu eng. „Da passte nur noch Größe 48. Vorher hatte ich 44/45.“ Der Ehering war da schon längst vom dicken Finger geschnitten worden. Der Stoppenberger wunderte sich nicht. „Man nimmt zu, man wird älter. Ich dachte, dass es daran liegt.“ Beim Blick auf ihren Patienten sieht Prof. Dagmar Führer weitere Anzeichen. „Die größeren Ohren, die markante Stirn, das ausgeprägte Kinn, die kräftigen Augenhöhlen. Durch den schleichenden Verlauf sind diese aber kaum auszumachen, wenn Familie und Freunde den Betroffenen täglich sehen.“ Neben äußeren Veränderungen gehen mit der Akromegalie gefährliche wie tückische Nebenwirkungen einher: Gelenkerkrankungen, Diabetes-Risiko, Bluthochdruck. Die Gefahr der Sterblichkeit erhöht sich deutlich.
Zufallsbefund brachte die Rettung
Lars Förster hatte Glück. Viel Glück. Einem Krampfanfall im Mai folgten Untersuchungen in der Uniklinik. Dabei wurde der drei Zentimeter große Tumor an der erbsengroßen Hirnanhangsdrüse entdeckt. „Ein Zufallsbefund zu einem wichtigen Zeitpunkt. Wir konnten helfen“, sagt Prof. Dagmar Führer. Per mehrstündiger Operation und Eingriff durch Nase und Nasennebenhöhlen wurde der tückische Tumor größtenteils entfernt. Mit Erfolg. Der erhöhte Blutdruck, von dem Lars Förster gar nichts wusste, hat sich wieder gesenkt. „Schuhe mit 45 passen wieder“, sagt der 43-Jährige. Auch Gattin Britta geht es spürbar besser, weil es ihrem Mann besser geht: Der schnarcht weniger. Auch eine unangenehme Nebenwirkung der Akromegalie, die Geschichte ist.
Am Samstag, 17. September, lädt die Uniklinik zum „1. Deutschen Hormontag“ ein. Der bietet von 10 bis 13 Uhr in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen im Medizinischen Zentrum (2. OG) ein buntes Programm.
Im Programm: Hormon-Parcours, Meßstationen, Kurzvorträge, der Zauberer von Os(teoporose), Entdeckungsreisen.