Essen-Südviertel. Tobias Papst promovierte an der RWTH Aachen. Seit Montag betreibt er ein Restaurant an der Huyssenallee – weil er sich auf seinen Bauch verlassen hat.

Die Kreationen in „Dr. T’s Burgerlab“ heißen „Scoville & Cheese“, „Gauß’sche Sauerei“ und „Herbaler Humboldt“. Die Bar ist voll mit nostalgisch anmutenden Apothekerflaschen. Und auch der Chef selbst kommt samt karierter Fliege nicht nur wie ein Wissenschaftler rüber: Er ist auch einer. „Irgendwas musste ich mit dem Doktortitel ja anfangen“, begründet Tobias Papst den Namen und die ausgefallene Aufmachung seines Burger-Restaurants, das er Anfang der Woche an der Huyssenallee eröffnete. Denn statt seine Promotion für eine Karriere in der Unternehmensberatung zu nutzen, hat sich der 32-Jährige im Wortsinn für das entschieden, was ihm sein Bauch gesagt hat.

Im Südviertel aufgewachsen, in Aachen studiert

Zwar heißt das Restaurant „Burgerlab“. Von der klinischen Atmosphäre eines Labors fehlt aber jede Spur.
Zwar heißt das Restaurant „Burgerlab“. Von der klinischen Atmosphäre eines Labors fehlt aber jede Spur. © FUNKE Foto Services

Nur einen Steinwurf entfernt ist er im Südviertel aufgewachsen, besuchte das Viktoria-Gymnasium. An der RWTH Aachen studierte Tobias Papst anschließend Markscheidewesen – eine Disziplin aus dem Bergbau, die dessen Auswirkungen auf die Bodenbeschaffenheit erforscht. Dann sattelte er noch ein BWL-Studium obendrauf, ehe er im vergangenen Jahr promovierte.

Sein Großvater und sein Onkel waren Bergmänner, das sei aber nicht der Hauptantrieb für das Studium gewesen: „Das Thema Bergbau ist spannend und bietet auch heute noch gute Jobperspektiven. Für mich wäre eine beratende Tätigkeit der nächste logische Schritt gewesen. Ich habe mich dann aber gefragt, ob ich das wirklich will“, blickt Papst zurück. Noch während er Bewerbungen schrieb, fasste er im vergangenen Jahr den Entschluss, einen Burgerladen in seiner Heimatstadt zu eröffnen: „Ich war einfach schon immer gerne ein guter Gastgeber. Meine Mutter hat mich schon als Kind mit zu Kochkursen genommen.“

„Der Markt für Burgerläden in Essen ist noch nicht gesättigt“

Mit vielen Details unterstreicht Tobias Papst die Identität des Ladens, auf dessen Speisekarte Burger wie die „Gauß’sche Sauerei“ stehen.
Mit vielen Details unterstreicht Tobias Papst die Identität des Ladens, auf dessen Speisekarte Burger wie die „Gauß’sche Sauerei“ stehen. © FUNKE Foto Services

Ob der Burger-Trend nicht mittlerweile ausgereizt sei? „Überhaupt nicht“, sagt Papst, „in Essen ist der Markt noch nicht gesättigt. Vor allem hier an der Huyssenallee ist der Bedarf da“. Woher er das weiß? Natürlich hat der Betriebswirt und Ingenieur eine Marktanalyse vorgenommen, ehe er die ehemalige Bäckerei an der Huyssenallee zu seinem Burger-Labor umbaute. Ganz ohne Zahlen hätte sich der Wissenschaftler auf ein solches Experiment wohl nicht eingelassen. „Vor der Eröffnung habe ich kaum geschlafen und bin immer wieder meine Excel-Tabellen durchgegangen“, sagt Papst und lacht.

Gleichwohl weiß er, dass es vor allem auf den Geschmack ankommt. So hat er für die Burgerbrötchen und Desserts sogar einen eigenen Bäcker eingestellt, ist für seine Weinauswahl auf Reise in die Pfalz gegangen und hat nicht zuletzt sämtliche Rezepte für Soßen und Burger selbst kreiert. „Das Schönste an der Gastronomie ist“, zieht er ein erstes Fazit, „dass man hier ein unmittelbares Feedback bekommt, vor allem aber viel mit Menschen zu tun hat. Das gefällt mir besser, als im stillen Kämmerlein über Ergebnissen zu brüten“.