Essen. Der Deutsche Wetterdienst testet für drei Monate eine Wetterstation am Hauptbahnhof. Warum das Klima im Essener Zentrum dauerhaft erfasst werden soll.

  • Deutscher Wetterdienst testet für drei Monate Wetterstation an der Freiheit
  • Meteorologen wollen Temperaturunterschiede zwischen Innenstadt und Randbezirken analysieren
  • Forscher: ln Essen könnte es im Jahr 2100 im Durchschnitt gut vier Grad wärmer sein

Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) möchten den Klimawandel in der Stadt in der Zukunft genau im Blick haben. Deswegen testet der DWD in Essen seit vier Wochen eine Wetterstation, die Daten aus der Innenstadt aufzeichnet. Für zunächst drei Monate steht die Anlage auf einem Grünstreifen an der Freiheit, zwischen Hauptbahnhof und den Hochhäusern im Südviertel. Mit der neuen Station sollen die Klima-Entwicklungen in der Innenstadt erfasst und ausgewertet werden.

„Wir möchten damit den sogenannten Wärmeinsel-Effekt abbilden“, erklärt Guido Halbig, der Leiter der Essener DWD-Niederlassung. Das heißt: In den dicht bebauten und besiedelten Innenstadtlagen ist es im Schnitt deutlich wärmer als in den Randlagen der Stadt. „Am Ende einer warmen Sommernacht kann es zwischen Stadt und Umland Temperaturunterschiede von bis zu zehn Grad geben“, sagt Halbig. Tagsüber sei der Effekt zwar nicht mehr ganz so groß, im Zentrum sei es aber dennoch zwei bis drei Grad wärmer.

In Altendorf war es morgens vier Grad kälter

Bisher verfügt der DWD über eine Wetterstation an der Wallneyerstraße in Schuir und eine Projektstation an der Hüttmannschule in Altendorf. Zum Vergleich: Am Mittwochmorgen um sieben Uhr zeigte das Thermometer an der Freiheit 18,5 Grad Celsius an, der Wert im immer noch dicht bebauten Altendorf lag mit 14,6 Grad schon fast vier Grad darunter.

Für Großstädte wird der Klimawandel eine stadtplanerische Herausforderung, meint Halbig. Die Zahl heißer Tage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad und tropischen Nächten mit mehr als 20 Grad nimmt zu. Nach Berechnungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung könnte es in Essen im Jahr 2100 im Durchschnitt gut vier Grad wärmer sein.

Meteorologe für Wasserspender an Haltestellen

„Die Hitzebelastung in den Innenstädten“, so Halbig, „steigt an.“ Essen habe darauf bereits reagiert, etwa mit Grünbepflanzung oder durch den Bau von künstlichen Gewässern wie dem Niederfeldsee in Altendorf, im Kruppgürtel und im neuen Univiertel am Berliner Platz. Die Stadt könnte aber noch mehr machen, so der DWD-Chef. „Gerade ältere Menschen müssen sich auch in Zukunft im Sommer in der Stadt aufhalten können.“ Der Weg zum nächsten Supermarkt müsse im Schatten zurückgelegt werden können, an besonders der Hitze ausgesetzten Bahn- oder Bushaltestellen sollte es Wasserspender geben.

Essen bekommt eine von bundesweit zehn Stationen

Die Testphase der neuen Wetterstation an der Freiheit ist Teil eines bundesweiten Programms des Deutschen Wetterdienstes. Bereits im vergangenen Jahr wurde die erste der sogenannten Stadtklimastationen am Berliner Alexanderplatz eröffnet.

Insgesamt sollen in Deutschland zehn Messstationen in den Innenstädten entstehen und die im Umland liegenden Anlagen des DWD ergänzen. Im Ruhrgebiet ist Essen der einzige Standort. Weitere Stationen wird es etwa in Köln oder Hamburg geben.

Die Wetterstation an der Freiheit bleibt definitiv bis Oktober. Dann wird geschaut, ob der Standort die Kriterien des DWD erfüllt und ob die gut zwei Meter hohe Anlage aus Sicht der Stadt keine Verkehrsbehinderung darstellt. Sind alle Bedingungen erfüllt, soll die Station dauerhaft dort stehen bleiben. Wenn nicht, sucht der Wetterdienst in der Stadt eine Alternative. Gemessen wird übrigens nicht nur die Temperatur, die Teststation zeichnet zusätzlich die Windstärke und die Feuchtigkeit auf.