Essen. . Grundsätzlich ist das Schwimmen in der Ruhr untersagt. Doch für den „1000 Herzen Triathlon“ machte die Bezirksregierung eine Ausnahme.

• Grundsätzlich ist das Schwimmen in der Ruhr untersagt, doch die Bezirksregierung machte jetzt eine Ausnahme
• 1982 richtete Essen den ersten Triathlon in Deutschland aus, jetzt kehrte die Legende an die Ruhr zurück
• 720 Hobby-Athleten gingen an den Start – darunter die 12 Jahre alte Sina und Schwimmstar Christian Keller

Noch vor wenigen Tagen hat Christian Keller als ZDF-Experte die Olympischen Spiele live in Rio kommentiert. Jetzt stürzt er sich an diesem frischen und verregneten Sonntagmorgen mit 719 anderen Hobby-Triathleten bei Kettwig in die ziemlich kühle Ruhr.

Immer wieder bemühen die Verantwortlichen vom „Starlight Team Essen 91“ die historische Dimension dieser Veranstaltung, die sie „1000 Herzen Triathlon Essen“ getauft haben. „Der erste offizielle Triathlon in Deutschland hat am 26. April 1982 in Essen stattgefunden“, sagt der Vorsitzende Jens Eißmann und fügt augenzwinkernd hinzu: „34 Jahre später kehrt die Legende nach Essen zurück“.

Christian Keller schwimmt jeden Tag 2000 Meter

Eine Legende ist auch Christian Keller. 1996 bei Olympia in Atlanta holte er Bronze und auch heute noch schwimmt er aus Spaß täglich 2000 Meter. Gleich beim Start auf der Schnupper-Distanz (250 Meter Schwimmen, 8 km Rad, 2,5 km Laufen) dreht der 44-Jährige mächtig auf. Schon nach wenigen mächtigen Kraulschlägen hat er mehrere Längen Vorsprung und am Ende wird er mühelos als Erster durchs Ziel laufen. Aber es ist etwas anderes, das ihn heute so heiter stimmt. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung, weil ich endlich wieder in der Ruhr schwimmen konnte.“

Für die Rückkehr der Legende haben die Veranstalter eine der schönsten Ecken Essens ausgesucht: das südliche, waldreiche Ruhrufer (Werdener und Laupendahler Land-Straße) mit dem Campingplatz Cammerzell als Start und den Ruhrwiesen am Kettwiger See als Ziel. „Grundsätzlich ist Schwimmen in der Ruhr verboten, doch für unseren Triathlon hat die Bezirksregierung eine Ausnahme gemacht“, frohlockt Starlight-Team-Vorsitzender Jens Eißmann. Durchweg loben die Teilnehmer die Organisation und natürlich auch das hundertköpfige Helferteam – von DLRG und DRK bis zu Maltesern, Feuerwehr, TV Kupferdreh TRC, THW und dem Starlight-Team.

1000 Herzen Triathlon

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Expertentipp: Fleißig trainieren und langsam anfangen

Zu den Stars zählen an diesem Morgen nicht nur die schnellen Cracks, die auf der Olympia- und Sprint-Distanz unterwegs sind, sondern auch Hunderte von Hobby-Athleten, die zum ersten Mal im Leben diesen kräftezehrenden Dreikampf bestehen wollen. Zum Beispiel Sina Jakoby, die mit 12 Jahren zu den jüngsten Teilnehmerinnen zählt und zusammen mit Bruder Fynn (13) und Mama Heike (48) auf die Schnupper-Distanz geht. Oder Markus Ziegler (47), der Sportlehrer von der Gesamtschule Bockmühle. „Die Idee kam uns nach dem Zollverein-Lauf beim Bier danach.“ Nun ja, die Vorbereitung für den Triathlon sei recht bescheiden gewesen. „Aber wir probieren es jetzt“, lachen Ziegler und sein Kumpel Andreas Brions vor dem Start.

Am Ziel werben die beiden Kardiologen Christoph Naber und Oliver Bruder, ihres Zeichens Chefärzte des Contilia-Herz- und Gefäßzentrums, für diese Art von Dreikampf. Sie haben die „1000 Herzen für Essen mitinitiiert“ und sind selbst an den Start gegangen. „Es geht gar nicht so sehr um Bestzeiten“, findet Bruder. „Wenn man fleißig trainiert und langsam anfängt, ist Triathlon ein idealer Ausgleichssport.“ Und was empfiehlt Christian Keller, der ehemalige Schwimmstar und Medaillengewinner? „Wichtig ist der Spaß an der Sache – kein Risiko eingehen, nur nicht übertreiben“, erwidert er. Wer für den nächsten Essen-Triathlon2017 trainieren möchte, finde in Essen exzellente Bedingungen vor, sagt Christoph Naber. „Tolle Freibäder, hervorragende Radwege und Laufstrecken.“

Als alle 720 Starter längst im Ziel sind, räumt Team 91-Helferin Judith Wendler den Elodea-Haufen („Wasserpest“) beiseite, den die Schwimmer ohne Murren Stück für Stück aus der Ruhr mit ans Ufer gebracht haben. „Nächstes Jahr wird es eine deutlich sichtbare Startlinie in der Ruhr geben, Matten, die nicht so glatt sind und auf jeden Fall mehr Pfeile und Markierungen auf der Straße“, verspricht Jens Eißmann.