Essen. . Gründung eines eingetragenen Vereins setzt vorläufigen Schlusspunkt hinter Monate langen Zankereien. Aktuell gibt’s ein Gezerre um das Suppenfahrrad.
- Vorangegangen waren Monate lange Zankereien, Eingeweihte sprechen von Schlammschlacht und Intrigen
- Aktuell gibt’s ein Gezerre um das Suppenfahrrad, das der „Secret Millionaire“ von RTL gespendet hatte
- Der neue Verein nennt sich „WddN Essen“, die Abkürzung steht für „Warm durch die Nacht“
Gemessen an den zahlreichen Auszeichnungen schreibt das Freiwilligen-Projekt „Essen packt an!“ (EPA) anscheinend tiefschwarze Zahlen. Tatsächlich hängt der Haussegen jedoch schon seit Längerem ziemlich schief. Vorläufiger Tiefpunkt des Zerwürfnisses: Letzten Monat hat die Obdachlosen-Initiative dem EPA-Verband den Rücken gekehrt und einen selbstständigen Verein namens „WddN Essen e. V.“ gegründet. Die Abkürzung steht für das programmatische „Warm durch die Nacht“.
Der Abspaltung vorangegangen sind Monate lange Unstimmigkeiten, für die Eingeweihte Begriffe wie Schlammschlacht, Intrige und üble Nachrede finden. Aktueller Zankapfel ist das so genannte „Suppenfahrrad“, mit dem die Obdachlosen-Initiative schon vor der Abspaltung drei Mal in der Woche durch die Essener Innenstadt gezogen ist. Denn unter den beiden Parteien – hier EPA mit ihrem Sprecher Markus Pajonk, dort „WddN“ mit der Vorsitzenden Veronika Maria Arning – ist umstritten, wer denn nun das Zugriffsrecht auf das Suppenfahrrad hat.
Suppenfahrrad ist das Streitobjekt
Zur Erinnerung: In der RTL-Sendung „Secret Millionaire“ hat der Kölner Unternehmer Frank Böhme der Essener Obdachlosen-Initiative „Warm durch die Nacht“ – damals noch ein EPA-Ableger – das Suppenfahrrad gespendet. Daraus leitet EPA-Sprecher Markus Pajonk den Anspruch ab, über das Gefährt verfügen zu dürfen. „Der Rechte-Inhaber ist eindeutig EPA“, argumentiert Pajonk, der zugleich darauf verweist, dass das Etikett „Warm durch die Nacht“ durch ihn und einen Mitstreiter geprägt worden sei.
Der am 12. Juli beim Amtsgericht eingetragene, unabhängige Verein „WddN“ widerspricht energisch. „Spätestens wenn die Nächte kürzer und wieder kälter werden, möchten wir heiße Suppen und Tees an Bedürftige ausgeben, dafür bräuchten wir das Suppenfahrrad“, sagt Veronika Maria Arning.
Momentan ist das Streitobjekt in der Innenstadt abgestellt in einem Ladenlokal namens „Wiederbrauch-Bar“. Das „WddN“-Kollektiv nimmt für sich in Anspruch, auch zahlenmäßig schlagkräftig zu sein. „Wir sind sieben Gründungsmitglieder und gut ein Dutzend Helfer“, betont die Vorsitzende.
Anwälte sind eingeschaltet
Markus Pajonk, seit dem Pfingststurm „Epalaner“ der ersten Stunde, wirft den Abtrünnigen wiederum schlechten Stil vor: „Die Neugründung des Vereins geschah hinter unserem Rücken, wir sind nicht ordentlich informiert worden.“
Zu klären ist ferner noch, wer auf die zahlreichen Sachspenden (Kleidung, Schlafsäcke, Kosmetikartikel etc.) zugreifen darf, die in einem Lager in Kray aufbewahrt werden. Markus Pajonk zufolge sind Anwälte eingeschaltet. Außerdem soll es diesen Mittwoch ein EPA-Treffen geben, in dem die Weichen für die künftige Obdachlosenarbeit gestellt werden sollen.
Die „Unabhängigen“ um Veronika Maria Arning wollen Obdachlose ungeachtet der Zwistigkeiten weiterhin montags, mittwochs und freitags warm durch die Nacht begleiten. „Gerne mit Suppenfahrrad, zur Not tun’s aber auch Bollerwagen“, sagt die Ehrenamtliche und fügt hinzu: „Zum Wohle derer, die unsere Hilfe benötigen.“