Essen. . Kleingruppen fallen nachts heimlich in der Gruga ein. Ansonsten halten sich die Freunde und Sammler der virtuellen Tierchen in der Stadt meist an die Regeln.
- Pokémon Go“ spielen Millionen von Menschen auf ihren Handys - inzwischen auch viele Essener
- Grugapark ist einer der Hotspots für Pokémon-Jagd – neben Innenstadt, Zeche Zollverein und Zeche Carl
- Problem: „Leute lassen sich abends in der Gruga einschließen oder klettern nachts über den Zaun des Parks
„Pokémon Go“ spielen im Moment Millionen von Menschen auf ihren Handys, das heißt sie suchen Pokémon, Pokémon-Bälle, Pokémon-Münzen, Pokémon-Arenen, Pokémon-Eier. Die virtuellen Tierchen und ihr Zubehör sind der Renner. Sammler erkunden ihre Umgebung und entdecken, wo die bunten Wesen so rumhängen. In manchen Städten werden die Aktivisten bereits zur Plage. In Essen hält sich das noch in Grenzen. Aber es gibt erste Auswüchse.
Unerwünschte Eindringlinge im Grugapark
Im Grugapark sieht man den Pokémon-Hype differenziert. „Wir freuen uns auf Besucher-Zuwachs. Es spricht ja nichts gegen Pokémon-Spielen in der Gruga“, sagt „Grün und Gruga“-Sprecher Eckhard Spengler, der allerdings auch Kritik parat hat.
„Leute lassen sich abends in der Gruga einschließen. Und Kleingruppen klettern nachts über den Zaun des Parks und jagen außerhalb der Öffnungszeiten Pokémon. Das können wir nicht durchgehen lassen. Die Delinquenten werden deshalb einkassiert und von unserem Wachpersonal entfernt.“
Gründer der Facebook-Gruppe "Pokémon Go Essen"
Michael Grigat, 29, aus Frillendorf ist Gründer der Facebook-Gruppe „Pokémon Go Essen“ und ausgewiesener Insider: „Der Grugapark ist einer der Hotspots für die Pokémon-Jagd in Essen – neben der Innenstadt, der Zeche Zollverein und der Zeche Carl.“ Dass das Pokémon-Spielen gelegentlich ausartet, hat auch er mitbekommen: „Viele meiner Freunde spielen sogar beim Autofahren. Meiner Meinung nach hat Pokémon am Steuer und auch am Arbeitsplatz nichts zu suchen.“ Dass Essener Firmen ihren Mitarbeitern das Spielen verbieten, findet Michael Grigat okay.
Verbot bei der Arbeit
Spiele-Verbot gibt es bei Unternehmen. „Don’t Pokémon and work“, heißt es bei Thyssen-Krupp. Für alle 155000 Mitarbeiter weltweit. Auf dem dienstlichen Handy ist die App mit dem Spiel ebenso wenig erlaubt wie auf dem Werksgelände. „Arbeitssicherheit hat Vorrang“, sagt Sprecherin Heike Neumeister. Die sieht allerdings im Quartier an der Altendorfer Straße durchaus Pokémon-Sammler, die auf ihr Handy starrend herumlaufen. In die dekorative Wasserachse ist bislang noch niemand gefallen.
Auch Evonik bittet seine Mitarbeiter, mit Hinweis auf die Sicherheitsrichtlinien des Konzerns, auf dem Werksgelände, auf das Spielen zu verzichten.
Eigene Pokémon Go-Bustour
Die Verantwortlichen der Stiftung Zollverein freuen sich über den Pokémon-Hype: „Besonders im Bereich des Färbergartens beobachten wir häufig Besucher, die offensichtlich Pokémon spielen“, erklärt Sprecherin Anna Thelen. „Dagegen haben wir absolut nichts. Solange die Pokémon hier glücklich leben, sind wir es auch – vorausgesetzt, die Spieler betreten keine gesperrten Flächen.“
Mit einer E-Bus-Tour über das Gelände am heutigen Freitag von 18 bis 21 Uhr wollen die Zollverein-Verantwortlichen ihren Pokémon-verliebten Gästen ein Angebot machen. Für eine 25-minütige Fahrt entlang der Pokémon-reichsten Stellen auf dem Zechengelände zahlt man fünf Euro pro Person.
Kliniken werden nicht gestört
Auf dem ziemlich großen Gelände der Uniklinik in Holsterhausen gibt es vier Pokémon-Spots. „Allerdings habe ich erst wenige Jäger gesehen und die stören unsere Abläufe nicht“, sagt ein Uniklinik-Sprecher. Bei den Kliniken Essen-Mitte in Huttrop zieht es Patienten und Mitarbeiter (in der Pause) in die Umgebung. Am Ruhrturm, an der Pfarrkirche St. Hubertus und Raphael und am Kinderspielplatz im Moltkeviertel sind beliebte Pokémon-Arenen.
Die Stadt kennen lernen
„Wir haben im Rathaus noch keine Pokémon gesichtet“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz mit einem Lächeln. Bislang gibt es auch sonst kaum Auffälligkeiten, wie beispielsweise Verwarnungen oder Bußgelder für zu eifrige Pokémon-Jäger und -Sammler. Auch die Essener Polizei gibt Entwarnung: „Bei uns ist es noch nicht zu Unglücken gekommen, bei denen Pokémon Go der Auslöser war“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Für die Stadt ist das Spiel durchaus interessant: Jeder Bürger kann mitmachen und wird in Essen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geführt. „Wer mit offenen Augen durch die Stadt läuft und nicht nur auf den Handy-Bildschirm schaut, der entdeckt neue und schöne Plätze“, ist Stadtsprecherin Silke Lenz ganz sicher.