Essen. . Die Emschergenossenschaft plant eine millionenschwere Maßnahme in Frohnhausen. Dort lebt aber ein seltener und geschützter Vogel. Für den wurde extra ein neues Wohn-Revier in der Nähe errichtet.
- Die Emschergenossenschaft plant in Frohnhausen einen millionenschweren Umbau am Borbecker Mühlenbach
- Dort wohnt die seltene wie geschützte Wasserralle, die aber noch niemand gesehen hat
- Die Emschergenossenschaft hofft, dass der Vogel in ein eigens errichtetes Habitat umzieht, sobald gebaut wird
Die Emschergenossenschaft plant in Frohnhausen einen millionenschweren Umbau am Borbecker Mühlenbach. Allerdings wird die Vorbereitung des Projekts von seltenen wie geschützten Wasserrallen gestört, die derzeit an der künftigen Baustelle leben (wir berichteten). Jetzt deutet sich eine Lösung an: Die Vögel sollen spätestens dann umziehen, wenn die Bagger anrücken.
Am Frohnhauser Weg soll in den nächsten Jahren ein unterirdisches Rückhaltebecken entstehen. Eineinhalb Jahre Bauzeit und ein Millionenbetrag sind eingeplant. Die Emschergenossenschaft führt gerade finale Abstimmungsgespräche mit der Bezirksregierung Düsseldorf. Danach wird der Antrag auf den Weg gebracht. Bei den Vorbereitungen für die Großbaumaßnahme wurde aber ein Wasserrallen-Paar im Baubereich in Frohnhausen entdeckt. Tobias Rautenberg, Diplom-Biogeograph von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, legte sich auf die Lauer. Er konnte den seltenen sowie gut getarnten Vogel zwar nie sehen, aber den besonderen Gesang am Frohnhauser Weg mehrfach hören. „Der ist markant und unüberhörbar. Aufgeregt klingt der Vogel wie ein quiekendes Ferkel“, erklärt Rautenberg. Das reicht als Nachweis für das Phantom.
Emschergenossenschaft und Biologische Station verständigten sich darauf, dem geschützten Tier, von dem es in Essen geschätzte sechs Paare gibt, wenige hundert Meter entfernt mit einem Anfang 2015 gebauten Ersatz-Habitat ein Umzugsangebot zu machen. Ein Tümpel im Winkhauser Tal mit Schilf, Grünzeug, Ruhe und Idylle. Dazu ein grünes Warnschild mit Hinweis „Naturschutzgebiet“, das vor allem Hundehalter von einem Badebesuch mit Vierbeinern abhalten soll.
Abstimmungsgespräche werden geführt
Nur ist die Wasserralle auch in diesem Sommer wieder nicht von Frohnhausen nach Schönebeck umgezogen. Tobias Rautenberg war erneut auf die Pirsch gegangen. Erfolglos am neuen Habitat. Erfolgreich an der künftigen Baustelle, wo er die Vögel hörte. „Warum sollen die auch jetzt umziehen?“, fragt man sich bei der Emschergenossenschaft. „Es ist ja noch ruhig.“
Bei dem Verband ist man indes optimistisch, dass das Bauprojekt durch den Vogel nicht ausgebremst wird. „Ein Gutachten muss den Nachweis erbringen, dass sich Tiere am neuen Habitat angesiedelt haben“, erklärt Sprecher Ilias Abawi. Deshalb gab es dort Mitte Juli schon eine Begehung mit Vertretern der Biologischen Station, der Emschergenossenschaft, der Bezirksregierung und der Unteren Landschaftsbehörde samt Tierkontrolle vor Ort. Der logische Schluss, mit dem wohl auch die Bezirksregierung leben könnte: Wenn erst mal laut und kräftig gebaut und gebaggert wird, dürfte sich die Wasserralle in ihrem Stammrevier nicht mehr wohlfühlen. Und dann weiter ins idyllische wie ruhige Ersatz-Habitat ziehen. Schönebecker finden ja eh, dass es bei ihnen schöner ist, als in Frohnhausen.
Wann der Plan umgesetzt wird? Das ist die Frage. Weder Emschergenossenschaft noch Bezirksregierung Düsseldorf wollen sich zeitlich festlegen. Derzeit befinden sich Verband und Behörde in Abstimmungsgesprächen. Es geht darum, ob der saubere Regenwasseranteil aus dem unterirdischen Regenüberlaufbecken direkt in den Borbecker Mühlenbach eingeleitet werden darf. Die Bezirksregierung wünscht sich ein zusätzliches Becken. Die Emschergenossenschaft sieht keine Notwendigkeit. Sobald dieser Sachverhalt geklärt ist, geht das Verfahren seinen Gang. Auf Antrag folgt die Genehmigung, dann stehen Ausschreibung und Vergabe an. Schließlich kommen die Bagger in den Essener Osten. Und dann, so die Hoffnung, packt die Wasserralle langsam ihre sieben Sachen.