Essen. Zum ersten Male bietet ein Automobilclub auch in Essen Radlern einen Mobilitätsschutz an – mit Reparatur vor Ort und sogar einen Abschleppdienst.

  • Der erste Automobilclub wirbt jetzt auch um die Radfahrer in Essen
  • Auch der Fahrradclub ADFC baut seinen neuen Pannendienst weiter aus
  • Von dem neuen Angebot profitieren auch Pedelec-Fahrer

Für die Autofahrer sind meist die „Gelben Engel“ des ADAC die Rettung, wenn plötzlich auf dem Weg zur Arbeit oder in den Urlaub der Wagen schlapp macht. Radfahrer müssen bisher meist selbst zusehen, wie sie klar kommen. Mehrere Versuche in Essen, bei einer Panne für Biker einen Vor-Ort-Service zu bieten, scheiterten in der Vergangenheit. Seit Jahresbeginn baut nun der Fahrradclub ADFC deutschlandweit einen Pannendienst für seine Mitglieder auf (in Essen sind es 760), da prescht jetzt – man staune – ein Automobilclub vor und bietet seinen Mitgliedern ab sofort ohne Aufpreis ein Rundum-Paket für Fahrrad und E-Bike an – mit Pannenhilfe, Abschleppdienst, und – bei Urlaubsreisen mitunter erforderlich – Unterbringung im Hotel oder schnelle Beschaffung eines Ersatzrades. In Essen profitieren davon 6000 Radfahrer.

Sie alle sind Mitglied im Automobilclub-Verkehr (ACV), dem drittgrößten in Deutschland, zahlen knapp 60 Euro Jahresbeitrag, können dafür bei einer Autopanne die Hilfe der „Silbernen Flotte“ und mehr in Anspruch nehmen. Seit dieser Woche wurde das Leistungsangebot auf Radfahrten für Mitgliedsfamilien ausgeweitet.

"Mobilitätsverhalten ändert sich"

Der ACV hat mehrere Partner (u.a. den Fahrradhandel Bike & Co) beauftragt, mobile Pannenhilfe für die Radfahrer zu leisten, die bei einem Schaden über die 24-Stunden-Hotline oder eine App und auch mit GPS-Ortung Hilfe holen können. Lässt sich der Defekt vor Ort nicht beheben, wird das Fahrrad in einem Großraumtaxi oder in einem Fahrzeug der „Silbernen Flotte“ zur nächsten Fahrradwerkstatt oder zum Zielort abgeschleppt. Der Schutzbrief für Radfahrer beinhaltet dann auch die Erstattung der Kosten für die Weiterfahrt, oder für die Übernachtung oder für ein Leihfahrrad.

„Wir versuchen, bei einer Panne innerhalb von 30 Minuten vor Ort zu sein“, berichtet ACV-Sprecherin Annabel Brückmann. Ob es immer gelingt, wird sich in der Praxis noch zeigen.

Die Initiative für den Fahrradschutzbrief ging von den Mitgliedern selbst aus. Bei den letzten beiden Befragungen wünschte sich eine „deutliche Mehrheit“ Angebote auch für Radfahrer. „Das Mobilitätsverhalten ändert sich“, betont Annabel Brückmann. „Es reicht nicht mehr aus, nur ein Automobilclub zu sein. Wir sind auf dem Weg zu einem Mobilitätsclub.“ Und der schließt auch Radfahrer ein.

Frühere Pannendienste hielten sich nicht lange

Das sind Worte, die der Vorsitzende des Essener Fahrradclubs ADFC gerne hört. „Für mich ist das ein Signal, dass der Radverkehr auch für Automobilclubs eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Man will sich breiter aufstellen“, sagt Jörg Brinkmann. Er begrüßt Initiativen, um Pannenhilfen für Radler zu ermöglichen. „Das ist eine Lücke, die auch unser Bundesverband zu schließen versucht.“ Der nahm in der Ruhr-Region bisher elf Werkstatt-Partner unter Vertrag. „Und wöchentlich kommen neue Werkstätten hinzu“, so Stephanie Krone, Sprecherin des ADFC-Bundesverbandes.

In Essen hielten sich früher mobile Pannendienste nicht lange. Wolfgang Schmidt gab den Vor-Ort-Service bereits vor drei Jahren auf. „Das war einfach zu aufwendig.“ Heute holt der Betreiber von „Cycle Ambulance Essen“ an der Breslauer Straße die Fahrräder von zu Hause oder vom Büro des Kunden ab und berechnet eine geringe Anfahrtpauschale. Das funktioniert. Auch „Fahrradschrauber“ Frieder Busch hat den Pannendienst vor Ort längst aufgegeben. „Den Kunden war die Anfahrt damals zu teuer.“ Er repariert defekte Räder lieber auf den Wochenmärkten Frohnhausen, Margarethenhöhe und Haarzopf.