Essen. . Roger Rumpel legte beim Stadtradeln-Wettbewerb in Essen die meisten Kilometer zurück. Er kritisiert den Zustand vieler Radwege und lobt den neuen RS1.

Er zählte jeden Kilometer. Tag für Tag. Und am Ende war er der Sieger. Insgesamt 2030 Kilometer legte der Elektrotechniker Roger Rumpel aus Huttrop beim „Stadtradeln 2016“ in nur drei Wochen zurück und hatte damit unter den insgesamt 1145 Radfahrern, die in Essen am Städtewettbewerb teilnahmen, die meisten Kilometer geschafft. Durchschnittlich rund 100 Kilometer am Tag. So weit kommt man schon nach Bonn.

Im Rathaus am Porscheplatz wurden nun die Teams und Einzelpersonen, die in ihren jeweiligen Kategorien einen Gewinnerplatz erstrampelt hatten, von Bürgermeister Franz-Josef Britz und Dezernentin Simone Raskob ausgezeichnet. Roger Rumpel wollte aber nicht nur einen Preis entgegen nehmen, er selbst hatte etwas mitgebracht und drückte der Baudezernentin seine noch einmal polierte Fahrrad-Felge in die Hand: „Die ist dreimal gerissen, weil hier die Radwege so schlecht sind.“

Die drei Wochen auf dem Fahrrad hat er selbst gut überstanden, seine Felge nicht. Rumpel appelliert an die Stadt, das Radroutennetz besser auszubauen und ärgert sich darüber, wenn ein Radweg im Nichts endet, im baulich „grausigen Zustand“ ist oder von Falschparkern blockiert wird. „Aber ich will nicht absteigen und schieben. Dann wechsle ich auf die Straße.“

Und setzt an dieser Stelle seine Kritik fort. Nur weil er „gute Bremsen“ habe und sein Rad beherrsche, habe er manche gefährliche Situation meistern können. Der junge Mann klagt über Autofahrer, die zu knapp an ihm vorbeifahren, rücksichtslos sind, ihm gar die Vorfahrt nehmen. „Die Autofahrer müssen lernen, dass die Radfahrer zum Straßenverkehr gehören“, fordert Rumpel.

Die besten Erfahrungen machte er auf den ehemaligen Bahntrassen, die für die Biker umgebaut wurden. „Die kann ich wirklich empfehlen. Die Gruga-Trasse und der Radschnellweg RS1 nach Mülheim sind einfach super“, lobt er.

Aufs Rad umgestiegen ist Roger Rumpel erst vor zwei Jahren. Bis dahin fuhr er Bahn. „Dann war ich mit meinem Studium fertig. Und hatte kein Semesterticket mehr.“ Ein anderes Ticket war ihm zu teuer, ein Auto besaß er nicht. „Also bin ich immer mit dem Rad gefahren.“

In der Stadt sei das trotz der Steigungen kein Problem. „Man kommt in Essen überall hin“, muntert der Elektrotechniker auf. Auch dann, wenn er zu seinem Fixie-Bike greift, das keine Gangschaltung hat. Während des Wettbewerbes nutzte Roger Rumpel jede freie Minute , um auf den Sattel zu steigen. „Ich habe die Wetterprognosen ignoriert und bin einfach losgefahren.“ Mal schneller, mal etwas langsamer. „Aber ein Rentner mit seinem E-Bike sollte mich nicht überholen.“ Und seine Mutter hatte ihn diesmal auch nicht eingeholt. Beim Stadtradeln vor einem Jahr, damals starteten beide in Velbert, kam Roger Rumpel nur auf 500 Kilometer, Ingrid Rumpel auf doppelt so viele Kilometer.

Für Ute Zeise von der städtischen Klimaagentur und Organisatorin des Stadtradeln in Essen, zeigt das Engagement der vielen Teilnehmer auch: „Das Fahrrad ist auf den alltäglichen Wegen zu einer echten Alternative zum Auto geworden.“

Roger Rumpel will für seine Rechte als Radler weiter in die Pedale treten – und zwar bei der über Facebook organisierten Radfahrer-Aktion „Critical Mass“, bei der Biker jeden 2. Freitag im Monat um 19 Uhr am Willy-Brandt-Platz starten. Letztes Mal waren es über 140.