Essen-Rüttenscheid. . Ende September schließt die Bank an der Klarastraße nach 57 Jahren, weitere Filialen werden folgen. Kunden haben nun 475 Unterschriften gesammelt.
Die für Ende September angekündigte Schließung der Sparkassen-Filiale an der Klarastraße in Rüttenscheid treibt vor allem treue Stammkunden auf die Barrikaden: 475 Unterschriften sind in weniger als zwei Wochen gesammelt worden, um sich für einen Erhalt des Standorts einzusetzen, der bereits seit 1959 besteht. Dabei ist die Klarastraße die erste einer Reihe von Filialen, die die Sparkasse in den nächsten vier Jahren in Essen einsparen will.
„Seit 54 Jahren bin ich Kundin hier und jetzt soll ich künftig in die Innenstadt, wenn ich an mein Schließfach will? Das kann doch nicht angehen“, sagt Gabi Strunk (70), die befürchtet, dass „die ganze Intimität jetzt abhanden kommt“. Mit ihrer Angst steht sie nicht allein da: Vielen älteren Kunden aus dem Umfeld ist ein Wechsel zu den nahe gelegenen Nachbarfilialen an der Wittering- und die Rüttenscheider Straße nicht geheuer, Online-Banking kommt für sie nicht in Frage.
Online-Banking ist für viele ältere Kunden keine Option
„Hier leben viele ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, zum Beispiel im Stift St. Andreas. Mein Vater ist 95 Jahre alt, für ihn ist der Weg an die Witteringstraße zu weit“, sagt Wilfried Beils, der ebenfalls seit 54 Jahren Kunde der Sparkasse an der Klarastraße ist. Online-Banking ist für ihn keine Option: „Ich möchte meine Bankgeschäfte persönlich erledigen.“ Beils bemängelt das fehlende Fingerspitzengefühl, der Schließungstermin sei viel zu kurzfristig bekannt gegeben worden. „Zumindest ein Jahr Vorlauf wäre wünschenswert gewesen. Jetzt mit ein paar Zeilen zu schreiben, man wolle die Kompetenzen bündeln, verhöhnt die Kunden doch nur, die der Sparkasse seit Jahrzehnten die Treue gehalten haben.“
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Die Unterschriftensammlung organisiert hat Ri Matthieu, die ein Kosmetikstudio an der Klarastraße betreibt: „Mich haben unglaublich viele Menschen angesprochen, die alle traurig und enttäuscht, zum Teil auch wütend sind. Mit den Unterschriften wollen wir ein Zeichen setzen“, sagt Ri Matthieu, für die die Sparkasse genauso fest zum Quartier dazu gehört, wie die Eule, das Soul Hell Café und der Edeka-Supermarkt. Dessen Filialleiter Christian Haseke bedauert die bevorstehende Schließung ebenfalls: „Nicht nur, dass viele unserer Kunden Einkauf und Bankbesuch verbinden. Auch wir nutzen die Filiale natürlich für Einzahlungen und Münzgeld.“
Dass der Weg künftig weiter wird, ist trotz der Unterschriften unstrittig: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und wissen um die Verbundenheit. Im Fall der Klarastraße aber sind zwei Filialen in lediglich 450 beziehungsweise 900 Meter Entfernung. Eine solche Dichte finden sie anderswo kaum. Und irgendwo müssen wir anfangen“, sagt Sparkassen-Sprecher Volker Schleede. Rund 4000 Kunden werden nun auf die benachbarten Filialen verteilt, ebenso wie die vertrauten Ansprechpartner von der Klarastraße, verspricht Schleede. Gleichwohl ließe sich nicht wegdiskutieren, dass das Filialnetz in den nächsten Jahren einige Löcher bekomme: „Manche Kunden suchen ihre Filiale nur noch einmal im Jahr zur Beratung auf. Gleichzeitig wird unser Online-Banking-Angebot mittlerweile 24 Millionen Mal im Jahr abgerufen. Wir müssen auf diese Entwicklung reagieren.“