Essen. . Die mittelständische Brauerei Stauder braucht den Nachwuchs, um sich den eigenen Personalbestandzu sichern. Deshalb gilt es, schnell zu sein.
- Die Brauerei Stauder bildet jedes Jahr fünf neue Azubis aus und sichert sich so den Nachwuchs
- Das mittelständische Unternehmen überlässt dabei nichts dem Zufall und beginnt früh mit der Suche
- Und schließlich gilt es, die jungen Leute dann auch bei der Stange zu halten
3500 junge Leute haben dieses Jahr einen Ausbildungsplatz in Essen gesucht. Knapp 3000 Lehrstellen haben die Unternehmen bislang angeboten. Da muss man nicht viel rechnen, um zu erkennen: Das reicht nicht aus, um alle in einem Lehrbetrieb unterzubringen. Es kommt also, wie schon in den vergangenen Jahren, auf den Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt an und darauf, ob sich der eine oder andere Unternehmer doch noch einen Ruck gibt, einen Azubi einzustellen. Zwar sind zur Zeit auch noch über 800 Ausbildungsstellen frei. Doch oftmals kommen Azubis und Chefs nicht zusammen, weil beide unterschiedliche Vorstellungen haben.
Die Privatbrauerei Stauder überlässt es nicht dem Zufall, den passenden Nachwuchs zu finden. Wie wichtig der für das mittelständische Unternehmen ist, zeigt diese Zahl: 80 Prozent der Belegschaft hat in dem Betrieb gelernt. „Wir sichern uns mit Ausbildung unseren eigenen Personalbestand“, unterstreicht Ausbildungsleiterin Kathrin Löbbert, die selbst vor 14 Jahren bei Stauder in die Lehre ging. Auch dieses Jahr stellte das Unternehmen wieder fünf neue Azubis ein – zwei als Brauer und Mälzer und drei als Industriekaufleute. Über alle drei Lehrjahre gerechnet sind es damit 15 Azubis. Bei 100 Mitarbeitern insgesamt kommt Stauder auf eine ansehnliche Ausbildungsquote. Wenn möglich, werden sie übernommen.
260 Bewerbungen für fünf Lehrstellen bei Stauder
Während andere Unternehmen vermehrt darüber klagen, dass die Zahl und die Qualität der Bewerbungen zurückgehen, kann Stauder nicht klagen, versichert Kathrin Löbbert. 200 junge Leute hätten sich dieses Jahr auf die drei kaufmännischen Stellen beworben, immerhin 60 wollten Brauer werden. Eine komfortable Auswahl. Natürlich zieht bei den jungen Leuten der Name Stauder und das Produkt, die in Essen und darüber hinaus bekannt sind. Dennoch ruhe sich das Unternehmen darauf nicht aus, betont Kathrin Löbbert. „Auch wir müssen aktiv sein.“ Die Ausbildungsleiterin geht in Schulen und erklärt den Schülern die Ausbildungsberufe, bietet Praktika an und ist auch in den sozialen Medien aktiv. „Unternehmen müssen heute dort sein, wo die jungen Leute sind“, sagt sie.
Auch Lisa Danzebrink ist über Facebook auf Stauder aufmerksam geworden. Sie will Industriekauffrau werden und ist nun im zweiten Lehrjahr. Die 22-Jährige hatte zuvor ihr Wirtschaftsstudium abgebrochen und sich für die Lehre in der Brauerei entschieden. Kein Einzelfall bei Stauder, wo auch Studienabbrecher gern gesehen sind. Sie sind in Zeiten immer weiter steigender Abiturienten-Zahlen ein gutes Beispiel dafür, dass nach dem Abi auch eine Ausbildung attraktiv sein kann.
Eisstockschießen auf den Kennedyplatz
Um sich rechtzeitig die passenden Azubis zu sichern, muss Stauder dennoch schnell sein. Kathrin Löbbert wundert sich daher, dass es Betriebe gibt, die jetzt noch einstellen. Bei ihr sind in der Regel bis Ende des Jahres alle Lehrverträge für den kommenden Sommer unter Dach und Fach. Und dann gilt es, die Neuen bei der Stange zu halten, so dass sie sich nicht doch noch einen anderen Betrieb suchen.
Deshalb lernen die angehenden Azubis schon früh ihre künftigen Kollegen kennen. Im vergangenen Winter ging es zum Beispiel zum gemeinsamen Eisstockschießen auf den Kennedyplatz. Und zum Schluss verrät Kathrin Löbbert noch, wie sie im Vorstellungsgespräch versucht, zu punkten: Jeder Mitarbeiter bekommt pro Monat vier Kästen Bier oder Fassbrause als Deputat. Und in der Kantine gibt es eine Standleitung zur Brauerei. Ein Bierchen mittags ist erlaubt.