Essen. . Nach Amoklauf von München intensiviert das Präsidium Überlegungen, das System des Bundes zu nutzen. Feuerwehr schon länger auf Smartphones präsent.

  • Die positiven Erfahrungen nach dem Amoklauf in Bayern blieben in Essen offenbar nicht ohne Wirkung
  • Die von Ländern und Bund entwickelte Notfall-App hat sich bei Bombenentschärfungen bereits bewährt
  • „Nina“ ist allerdings nur ein Baustein in einem Warnsystem, das die Stadt zurzeit aufbaut

Es war exakt 20.07 Uhr am Freitagabend, als die Münchener Sicherheitsbehörden während des tödlichen Amoklaufs an die Bevölkerung appellierten, zur eigenen Sicherheit in den Wohnungen zu bleiben. Über das Katastrophenwarnsystem „Katwarn“ konnten so innerhalb kürzester Zeit rund 250.000 Smartphone-Nutzer erreicht und über die Lage auf dem Laufenden gehalten werden. Auch wenn technische Störungen zu beklagen waren: Das Lob für die zeitnahe Informationspolitik der Polizei überwog am Ende – und das blieb in Essen nicht ohne Wirkung.

Die Essener Landesbehörde betritt damit Neuland

„In München haben wir gesehen, wie gut so etwas funktionieren kann“, sagt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken. Deshalb werde die Essener Behörde ihre bisherigen Überlegungen nach den Erfahrungen der bayerischen Kollegen jetzt noch einmal intensivieren, eine solche Technik bei entsprechenden Lagen ebenfalls zu nutzen, wenn auch innerhalb eines anderen Systems: in dem der Notfall-, Informations- und Nachrichtenapp „Nina“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die seit kurzem in einer aktualisierten Fassung zum kostenlosen Download aufs Handy zur Verfügung steht.

Die Landesbehörde betritt damit Neuland, während die Essener Feuerwehr schon länger auf „Nina“ setzt. Die App lässt sich über das von Bund und Ländern entwickelte so genannte „Modular aufgebaute Warnsystem“ (MoWas), das seit 2013 in Betrieb ist, direkt aus der Leitstelle an der Eisernen Hand ansteuern und hat sich nach Auskunft der Behörde bei zurückliegenden Bombenentschärfungen bereits bewährt. Unter anderem habe man sich aus Kostengründen für „Nina“ erwärmt und gegen „Katwarn“ entschieden, das von öffentlichen Versicherern betrieben wird, sagt Ulrich Bogdahn. Der Chef der Essener Feuerwehr legt den Bürgern ans Herz, „Nina“ ebenfalls zu nutzen – zumal die Informationen kostenlos sind.

Schallgutachten liegt nun vor

Für Bogdahn ist die Notfall-App jedoch nur ein Baustein in dem Sicherheitssystems, das die Stadt zur Zeit aufbaut. Wie berichtet, sollen übers gesamte Stadtgebiet Sirenen verteilt werden, um die Bevölkerung vor Gefahrenlagen warnen zu können. Wer die Heuler hört, soll künftig Radio, Fernsehen oder das Internet einschalten, um weitere Infos zu erhalten.

Nach Jahren der Planung liegt das Schallgutachten nun vor, erste Standorte werden akquiriert und am Ende deutlich mehr Sirenen installiert als zunächst geplant. Ursprünglich war die Stadt von 50 Exemplaren ausgegangen, am Ende werden’s über 80 sein. Was die Kosten angeht, „werden wir wohl an der Million-Euro-Marke kratzen“, sagt Bogdahn. Aber dafür dann voraussichtlich nach dem Jahreswechsel auch die Bürger erreichen, die kein Smartphone nutzen.