Essen. . Die Essener Verkehrsgesellschaft Evag will ihre Flotte auf abgasfreie Motoren umstellen und gibt bald eine Machbarkeitsstudie für E-Busse in Auftrag.
- Die Evag will sich langfristig von den Diesel-Bussen verabschieden und abgasfrei fahren
- Eine Studie soll zeigen, ab die Flotte auf Elektrobetrieb umgestellt werden kann
- Elektrobusse sollen an den Endhaltestellen für die nächste Fahrt aufgeladen werden
Die Essener Verkehrsgesellschaft Evag will sich von ihren Diesel-Motoren verabschieden und ihre Bus-Flotte innerhalb der nächsten 15 Jahre auf abgasfreie Antriebe umstellen. Eine Machbarkeitsstudie in Zusammenarbeit mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen soll klären, ob in Zukunft Elektro-Busse den Linienverkehr übernehmen können und welche Teststrecke sich in Essen für einen Probelauf eignet, der nächstes Jahr starten soll.
Der von der Evag kontaktierte Gutachter, Professor Adolf Müller-Hellmann, früherer Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, setzt dabei darauf, die Busse mehrmals tagsüber an den Endhaltestellen in Minutenschnelle aufzuladen und dafür das Stromnetz der Straßenbahnen anzuzapfen. In Deutschland wird das bisher in Dresden und Oberhausen versucht.
Elektrobusse fahren leise
„Wir wollen ohne Abgase durch Essen fahren“, wirbt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Und: Elektrobusse fahren leise, nerven Anwohner nicht.
Christoph Lademann, Leiter des Verkehrsmanagements, ist der Mann, der bei der Evag die Umstellung der 187 Busse auf alternative Antriebe deichseln soll. Eine große Herausforderung – und momentan kann er noch nicht ausschließen, ob vielleicht doch eines Tages der Bus mit der Brennstoffzelle auf die Überholspur geht. Fest steht aber von vornherein: Die finanziell klamme Evag darf sich nicht übernehmen, sie muss die Kosten stets im Blick behalten. „Wir wollen einen Technologiesprung vollziehen, ohne dass es teurer wird“, markiert Lademann die rote Linie. Unterm Strich dürfen die Betriebskosten nicht steigen.
Die Evag will Förderprogramme nutzen, aber auch auf ihr Know-How und ihr Potenzial zurückgreifen. Diese beiden Umstände sprechen derzeit für den Einsatz von Elektrobussen. „Unsere Leute können mit Strom umgehen. Und wir haben die Infrastruktur“, betont der Verkehrsmanager.
Evag verfügt über ein eigenes Stromnetz
Denn: Die Evag betreibt ein dichtes Straßenbahnnetz und verfügt damit über ein eigenes Stromnetz, das sie auch für Elektrobusse nutzen kann, die wie die Trams mit Gleichstrom fahren. 31 große Trafos (Unterwerke) sind dafür im Stadtgebiet verteilt. Von dort aus könnten Leitungen zu den Bus-Endhaltestellen gelegt werden. Dort, so der Plan, stoppt der Bus unter einer bogenlampenförmigen Schnellladestation, fährt (wie die Tram) einen Stromabnehmer zum Kontakt hoch. Fertig. Bis zum Ende der Wendezeit, also nach der zehn- bis 20- minütigen Pause, hat die Batterie mehr als genug Saft für die nächste Fahrt.
Der Vorteil wäre, dass dann kleinere Batterien eingesetzt werden können und damit die Busse wirtschaftlicher fahren. Überhaupt spielt das Gewicht eine wesentliche Rolle. Vor 30 Jahren scheiterte die Düsseldorfer Rheinbahn mit einem Großversuch mit mehreren Elektrobussen. Die Batterie, für die ein Anhänger hinter dem Bus nötig war, war mit zwölf Tonnen viel zu schwer. Die E-Busse wurden wieder ausgemustert. Ein teuer Flop. Das war damals. Jetzt aber hat sich die Entwicklung der Batterietechnologie geradezu beschleunigt. „Das könnte der Schlüssel zum Erfolg werden“, hofft Lademann.
Er gebnisse derStudie im März oder April 2017
Die Gutachter sollen speziell für das Essener Liniennetz die Möglichkeiten ausloten, wieviel zusätzlicher Strom benötigt wird und wo Kapazitäten ausgebaut werden müssen, um einen Gau bei der Stromversorgung auszuschließen. Derzeit verbrauchen die 120 Bahnen jedes Jahr 34,3 Millionen Kilowattstunden für rund fünf Millionen Euro. Die 187 Busse schlucken pro Jahr 5,8 Millionen Liter Diesel für 5,4 Millionen Euro.
Mit ihrem Projekt will die Evag das Rathaus dabei unterstützen, die städtischen Klimaschutzziele (Einhaltung der Stickoxid-Grenzwerte, drastische Senkung der CO2-Emissionen) zu erreichen. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie liegen im März oder April 2017 vor und werden dann im Sommer den Besuchern der „Grünen Hauptstadt Europas 2017“ präsentiert. Im Herbst 2017 wollen Evag und Stadt auf einem Mobilitätsgipfel die Marschroute festlegen.