Essen. . Im nächsten Jahr erhält die Essener Verkehrsgesellschaft Evag 37 neue Gelenk-Busse mit deutlich mehr Raum für Mobilitätsbehinderte.

  • Verkehrsgesellschaft Evag kauft nächstes Jahr 37 Busse für rund zwölf Millionen Euro
  • In den neuen Linienbussen haben künftig zwei Rollstuhlfahrer Platz
  • Für die zusätzliche Mehrzweckfläche fallen nur vier Sitzplätze im Fahrzeug weg

Die Essener Verkehrsgesellschaft EVAG schafft in ihren Bussen mehr Raum für Mobilitätsbehinderte. In Zukunft werden alle neuen Linienbusse über einen zweiten Platz für Rollstuhlfahrer verfügen.

Damit reagierte das Unternehmen auf Kritik von Behindertenvereinen, weil die Sondernutzungsfläche für Rollstuhlfahrer in den Fahrzeugen oft nicht ausreiche. „Der zweite Platz stand bei ihnen ganz oben auf der Wunschliste“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann.

Zudem reiche es nicht aus, lediglich die Haltestellen barrierefrei zu machen, so Hoffmann: „Wenn wir den Zugang erleichtern, müssen wir auch dafür sorgen, dass im Fahrzeug genug Platz ist.“

Positive Erfahrungen in Mülheim

In Mülheim fahren bereits neun Solobusse mit zwei Rollstuhl-Plätzen – die Erfahrungen seien durchweg positiv. Deshalb hat die Evag den Anforderungskatalog für neue Bus-Bestellungen entsprechend geändert und ins sogenannte Lastenheft geschrieben. Dort steht detailliert drin, wie die Fahrzeuge ausgestattet sein müssen. Bereits Mitte nächsten Jahres werden 37 neue Gelenkbusse, die die älteren Modelle ersetzen sollen, mit doppelt so großer Sondernutzungsfläche im Linienverkehr eingesetzt. In den künftigen Linienbussen verzichtet die Evag auf drei Sitzreihen, dafür gibt es zwei weitere Notsitzklappen.

Die Neuanschaffungen waren eh geplant. Die Investition kostet nach groben Schätzungen rund zwölf Millionen Euro. „Die Ausschreibung läuft bereits. „Wir warten stündlich auf die Angebote der Hersteller“, so Hoffmann. Die gesamte Busflotte (187 Fahrzeuge) kann aber erst im Laufe des nächsten Jahrzehntes ausgetauscht werden.

So lange wird es wohl weiter hier und da Engpässe für Mobilitätsbehinderte geben. Die derzeit kleineren Sondernutzungsflächen sind oft belegt, klagt unsere Leserin Monika Blöcker, die seit zehn Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist und den Bus der Linie 170 nutzt. „Einmal konnte ich nicht mit, weil Fahrräder im Bus standen, das andere Mal kam ich nicht rein, weil Fahrgäste die Klappsitze nutzten“, erzählt sie.

Arbeitskreis "Barrierefreier ÖPNV"

Udo Vogel, selbst Rollstuhlfahrer, kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. „Wenn ein Rollator oder ein Kinderwagen auf der Mehrzweckfläche steht, habe ich keine Chance mehr, mit dem Rollstuhl reinzukommen und muss 20 Minuten auf den zweiten Bus warten. Der öffentliche Nahverkehr muss sich darauf einstellen, dass immer mehr Mobilitätsbehinderte mit Bahn und Bus fahren“, mahnt Vogel. Deshalb hatte er im Evag-Arbeitskreis „Barrierefreier ÖPNV“ auch den zweiten Platz gefordert – letztendlich mit Erfolg.

Kundin Monika Blöcker will noch mehr Aufklärung und noch mehr Sensibilität bei den Fahrern. Über einen Vorfall ärgert sie sich besonders: „Der Bus fuhr schon los, bevor ich nachschauen konnte, ob noch Platz für mich war. Der Fahrer hatte einfach die Türen zugemacht.“

Die Evag sagt dazu generell: „Wenn jemand von uns sich nicht an die Regeln hält, müssen wir die Möglichkeit bekommen, dies genau zurückverfolgen zu können.“ Betroffene können sich zum einen an das Beschwerdemanagement der Evag ( 826 1234) wenden oder möglichst präzise Angaben auf der Evag-Internetseite unter der Rubrik „Lob und Kritik“ eintragen. Der Evag-Sprecher versichert: „Wir gehen dann jedem einzelnen Fall nach.“