Essen.. Weil für das Rangieren im Bus der Platz zu eng ist, durfte Rollstuhlfahrer Stefan Schwedler nicht mit. EVAG verweist auf den nötigen sicheren Stand.
Stefan Schwedler aus Bergerhausen ist schwer behindert. Ihm fehlt ein Arm, er kann kaum gehen, er leidet unter Epilepsie und ist rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Er möchte in Essen von A nach B kommen wie jeder andere Bürger auch. Dafür braucht er seinen elektrischen Rollstuhl, dafür braucht er die EVAG.
Doch am vergangenen Dienstag weigerte sich der Busfahrer, ihn mitzunehmen, als er am Hauptbahnhof mit dem Schnellbus SB 15 Richtung Burgaltendorf fahren wollte, um in der Bibliothek etwas abzugeben. Der Rollstuhl ist zu groß, so dass er ihn nicht drehen kann, um exakt in die vorgesehene Parkposition zu steuern. Stefan Schwedler musste den Bus wieder verlassen.
Die Verkehrsgesellschaft EVAG geht davon aus, dass es bei diesem Einzelfall nicht bleiben wird. Sprecher Nils Hoffmann: „Wir bauen immer mehr Haltestellen barrierefrei aus, und wir wecken damit auch mehr Erwartungen.“ Die die EVAG hier und da nicht erfüllen kann.
Evag gibt Busfahrer recht
Wie in diesem Fall. Denn der Rollstuhl, den Stefan Schwedler nutzt, kann sich nicht auf der Stelle drehen. Er muss ihn im Bus rangieren. Das hat er einmal versucht und dabei seinen „Optimus 2000“ beschädigt. Seitdem rollt er immer vorwärts durch die Tür rein, bleibt mit dem Gesicht zum Fenster stehen. Am Dienstag hat der Fahrer aber darauf bestanden, dass er genau entgegen der Fahrtrichtung sitzt.
Die EVAG gibt dem Mitarbeiter Recht. „Wenn der Busfahrer eine Notbremsung machen muss, wird der Mann aus dem Rollstuhl geschleudert. Das ist zu gefährlich“, sagt Nils Hoffmann. Deshalb soll der Rollstuhl um 90 Grad Richtung Heck gedreht werden, so würde der Körper bei einem plötzlich Bremsmanöver in den Rollstuhl hinein gedrückt.
Fahrer haftet bei Unfall
Stefan Schwedler hat die Beförderungsbedingungen der EVAG gelesen. „Da stand nichts darüber drin“, betont er. Die EVAG verweist auf die grundsätzliche Verantwortung ihres Fahrpersonals: „Wenn der Fahrer trotz eines nicht sicheren Standes des Rollstuhles die Mitfahrt gestattet, dann haftet er bei einem Unfall. Es obliegt ihm, das Risiko einzugehen“, berichtet Hoffmann.
Dass Stefan Schwedler im Bus nicht mitfahren durfte, ist auch für den EVAG-Sprecher absolut unbefriedigend. „Das Thema werden wir auch bei anderen Kunden häufiger haben. Wir müssen uns dieser großen Herausforderung stellen.“ Auch deshalb, weil in Zukunft der Anteil der älteren Fahrgäste weiter steigen wird und damit die Zahl der Mobilitätsbehinderten.
Was tun? Die Evag lotet bei Bus-Neuanschaffungen aus, ob man Rollstuhlfahrern mehr Stellfläche bieten kann. Eine mögliche Lösung für Nils Hoffmann wäre auch, dass der Busfahrer im Falle des Falles eine Fahrbereitschaft mit einem Sonderfahrzeug ordern kann. Doch das alles ist Zukunftsmusik. Für Stefan Schwedler bleibt derzeit nur die Hoffnung, dass die EVAG-Fahrer bei ihm ein Auge zudrücken. Bisher habe das fast immer geklappt.