Essen.. Die Politik begrüßt, dass die Rotstiftpläne für den Nahverkehr vom Tisch sind. Spurbus fährt häufiger. Projekt Bahnhofstangente wird vorangetrieben.
Noch vor zwei Jahren plante die Verkehrsgesellschaft Evag den Ausstieg aus ihrem Spurbus-Projekt, weil die Reparatur- und Wartungskosten auf Dauer zu hoch seien. Doch jetzt wird der totgesagte Spurbus, der mit speziellen Rollen auf einer Betontrasse zwischen den A 40-Autobahnspuren fährt, zu einem aktuell wichtigen Pfeiler, um den Nahverkehr attraktiver zu machen.
Die Stadt hält die Trasse der Linien 146 und 147 zwischen Kray und Wasserturm für so wichtig, dass die Spurbusse dort in Zukunft alle fünf Minuten verkehren sollen. Die schnellste Buslinie der Stadt müsse gestärkt werden, um die hohe Nachfrage nach Verbindungen in die Innenstadt zu decken. Deshalb soll auch für die Straßenbahn-Linie 107 nach Katernberg der Fünf-Minuten-Takt eingeführt werden.
Allerdings sollen – wie der städtische Verwaltungsvorstand mitteilte – Linien mit geringerer Auslastung gekürzt oder gar gestrichen werden. Rolf Fliß (Grüne), Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses, befürchtet, dass die Buslinien 167 (Steele-Horst), 176 (Kupferdreh-Velbert) und 193 (Hauptbahnhof-Versorgungsamt) auf der Kippe stehen. Friedhelm Krause, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sieht auch die See-Buslinie 181 in Gefahr.
Planungen für die Bahnhofstangente voranbringen
Die ein oder andere Linie wird zu Kontroversen bei den Beratungen zum neuen Nahverkehrsplan führen. Insgesamt aber begrüßen SPD, CDU, Grüne und Linke, dass die von einem beauftragten Gutachter entwickelten Kürzungsszenarien von bis zu zehn Millionen Euro vom Tisch sind. „Darüber bin ich wirklich froh“, sagt CDU-Ratsherr Friedhelm Krause. Und Rolf Fliß freut sich, „dass der städtische Verwaltungsvorstand sich dazu durchgerungen hat.“
Auf besonders positive Resonanz stößt die Ankündigung der Rathaus-Spitze, die Planungen für die Bahnhofstangente wieder voranzubringen – eine oberirdische Straßenbahn-Trasse von der Steeler Straße über Holle- und Hache-straße zum Berthold-Beitz-Boulevard. Damit kann die Tunnelstrecke in der City entlastet werden, so SPD-Ratsherr und Evag-Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Weber. „Ich bin optimistisch, dass wir mit den Planungen für die Bahnhofstangente in fünf Jahren fertig sein können.“
Zusätzliche Investitionen geplant
Und: Mit der neuen Zielausrichtung können die Diskussionen und Beschlüsse für den Nahverkehrsplan noch rechtzeitig erfolgen, der Voraussetzung für die nächste langfristige Direktvergabe der Verkehrsleistungen an die Evag ist. Ohne die wäre die Zukunft der Verkehrsgesellschaft gefährdet.
Dass nur zusätzlich 1,3 Millionen Euro pro Jahr in den Linienverkehr investiert werden sollen, hält CDU-Verkehrsexperte Krause unter den derzeitigen finanziellen Rahmenbedingungen für „einen gangbaren Weg“ – auch wenn er sich mehr gewünscht hätte. Rolf Fliß (Grüne) gibt aber zu bedenken, dass so die Klimaschutzziele, die sich Essen gesetzt hat, bei weitem nicht zu erreichen sind, soll doch der Anteil von Bussen und Bahnen am Essener Verkehr bis zum Jahre 2030 von derzeit 19,6 Prozent auf 25 Prozent steigen.
Wolfgang Freye von den Linken meint dazu: „Eine bessere Weiterentwicklung wäre nur mit einem deutlichen Kapazitätsausbau möglich.“