Essen. . Essener Leser besuchen den RWE-Tower. Ihnen bot sich ein atemberaubender Blick. Danach ging es zur Ampa-City, einem Innovations-Projekt der Konzerns.
Der RWE-Tower ist eine der Landmarken Essens. Einmal ins Innere zu schauen und vor allem den Ausblick aus 120 Meter Höhe vom Dach aus über das Ruhrgebiet zu genießen, wird aber außer Mitarbeitern nur wenigen zuteil. 16 WAZ-Leser hatten im Zuge der Serie „WAZ öffnet Pforten“ Glück – am Mittwoch im doppelten Sinn: Wetter und damit Aussicht hätten nicht besser sein können.
In einem der neun Aufzüge des RWE-Turms, den das Unternehmen seit dem Verkauf 2014 mietet, geht es mit 2,5 Meter pro Sekunde ins 27. Stockwerk. Einige Treppenabsätze später öffnet sich die Tür zum Dach. Die Zeche Zollverein, die Veltins-Arena und das Gasometer in Oberhausen fallen sofort ins Auge.
Was noch auffällt? Was von unten wie ein Helikopterlandeplatz aussieht, entpuppt sich lediglich als schattenspendende Lamellenkonstruktion. Der Leiter des Immobilienmanagements Kai Herle erklärt den technischen Nutzen des Aufbaus: „Der runde Ausleger ist drehbar. Die Gondel, die darauf aufliegt, ist für die Fassadenreiniger.“
Die weltweit längste Supraleiterkabel
Wenn der RWE-Tower ein architektonisches Ausrufezeichen des Energieriesens ist, ist Ampa-City ein innovatives. Richtung Nord-Osten liegt im Schatten des Hauptbahnhofs das RWE-Zukunftsprojekt, das weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung gefunden hat. Nach kurzem Marsch ist die Umschaltanlage an der Herkulesstraße erreicht. Am Mittwoch das zweite Ziel der Leser-Gruppe.
Von dort führt das mit einem Kilometer weltweit längste Supraleiterkabel Richtung Innenstadt. Supraleiter sind Leiter auf keramischer Basis. Mit flüssigem Stickstoff wird das leitfähige Material auf rund minus 200 Grad Celsius gekühlt. So kann der Strom nahezu verlustfrei transportiert werden. Sie sind normalen Kupferkabeln überlegen, weil sie bei gleichem Leiterquerschnitt viel höhere elektrische Ströme transportieren können.
RWE transportiert so von der großen Umschaltanlage außerhalb der Innenstadt den Strom mit 10.000 statt 110.000 Volt. „Wir brauchen in der City daher keinen Platz mehr für eine ganze Turnhalle, sondern nur für eine Doppelgarage“, erklärt Marius Storp von der Abteilung Forschung und Entwicklung bei RWE. Anfang des Jahres endete die seit April 2014 laufende Testphase.
Eine Erkenntnis: „Schon ab 50 Prozent Auslastung ist das Kabel energetisch besser als das konventionelle System“, sagt Storp. Leser Rudolf Siepmann ist Verfahrensingenieur, ihn fasziniert die Technik: „Wie das Kabel aufgebaut ist und wie die Kühlung funktioniert, interessiert mich ganz besonders“, sagt er. Allein ist er damit nicht: Seit 2014 waren über 4800 Besucher auf der Anlage, vor allem von anderen Energiekonzernen und Stadtwerken.