Essen. . Der Energiekonzern spaltet sich auch örtlich auf: Die alte RWE AG verlässt den Opernplatz, die neue bleibt. Damit verliert die bekannte Landmarke ihren Inhalt.
- Der Energiekonzern spaltet sich auch örtlich auf
- Die alte RWE AG verlässt den Opernplatz, die neue Gesellschaft bleibt
- Damit verliert die bekannte Landmarke, der RWE-Turm ihren Inhalt
Es ist nicht bekannt, ob Peter Terium und Rolf Martin Schmitz letztendlich ausgewürfelt haben, wo die neue und wo die alte RWE künftig sitzen werden. Angeblich hat sich keiner der beiden darum gerissen, weiterhin im Turm zu bleiben. Zu teuer und zu unkommunikativ sei das Gebäude am Opernplatz hatte RWE-Chef Terium noch vor wenigen Wochen vor Journalisten gewettert und in Richtung seines Vorstandskollegen Schmitz gestichelt, man müsse noch klären, wer nicht in den Turm muss.
Doch nun ist die Entscheidung gefallen und mit ihr treibt der Energieriese RWE seine Aufspaltung voran: Die „alte“ RWE AG, die Schmitz führen wird, wird den Turm verlassen und bis 2020 an die Altenessener Straße ziehen. Dort sitzt bereits die Handelstochter Supply & Trading, die mit der Aufspaltung weiter zur RWE AG gehören wird. Bis zum endgültigen Umzug wird es Zwischenlösungen geben und RWE Flächen anmieten.
Blick vom RWE-Turm auf Essen
Terium hingegen bleibt mit der neuen Gesellschaft, die derzeit noch unter dem Namen RWE International SE firmiert, am Opernplatz. Vielleicht muss man sagen: vorerst. Denn der Mietvertrag für den Turm, den RWE vor zwei Jahren verkauft hat, läuft 2024 aus. Was danach kommt, darüber sei keine Entscheidung gefallen, sagte ein Sprecher.
Das Eltingviertel wird aufgewertet
Fakt ist aber: Der RWE-Turm wird zwar eine wichtige Landmarke in Essen bleiben, die aber nicht mehr das beherbergt, was bislang quasi drauf steht. Denn die RWE International SE soll bis Sommer einen neuen Namen erhalten. In der neuen Gesellschaft bündelt RWE das Geschäft mit den erneuerbaren Energien, den Vertrieb und das Netzgeschäft. Kaum vorstellbar, dass darauf künftig das Label RWE klebt, das bisher für Atom- und Kohleverstromung – eben der alten RWE – steht.
Für Essen ist die Aufspaltung und somit der Umzug der alten RWE AG an die Altenessener Straße dennoch ein Gewinn: Der Konzern deutete gestern an, dass er auf dem Gelände zwischen Eltingviertel und Universität auch über Neubauten nachdenkt. Der Bau und die Finanzierung sollen durch Fremdinvestoren erfolgen. Die Fertigstellung ist in der zweiten Jahreshälfte 2020 geplant.
Damit würde das Gelände im Nordviertel deutlich aufgewertet und würde einen wichtigen Brückenschlag zwischen Uni und Eltingviertel bilden, das derzeit mit Millionenaufwand städtebaulich entwickelt werden soll. Entsprechend selbstbewusst kommunizierte RWE gestern die Entscheidung: „Die RWE AG trägt mit dem Standortkonzept erheblich zur nachhaltigen Entwicklung und Aufwertung des Eltingviertels bei.“ Planungsdezernent Hans-Jürgen Best bestätigt: „Die Mischung aus Büros und Wohnungen ist eine hervorragende Entwicklung nördlich der Innenstadt.“
Auf dem Gelände an der Altenessener Straße liegt die Keimzelle des Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerkes. Dort baute das RWE 1889/1890 sein erstes Kraftwerk auf dem Boden der Zeche Victoria Mathias, die der Familie Stinnes gehörte. Hugo Stinnes war es, der RWE von einem lokalen Energieversorger zu Deutschlands größtem Stromversorger machte.
Bis heute sind an der Altenessener Straße neben der Handelstochter weitere RWE-Gesellschaften ansässig. Von den Anfängen zeugt auch noch das ehemalige Direktionsgebäude von Victoria Mathias mit der Hausnummer 35. Die alte Verwaltung soll laut RWE eine dauerhafte und prominente Nutzung bekommen.