Essen. . Während mancher Orts Einsatzkräfte bereits mit Schutzwesten arbeiten, hält die Essener Feuerwehr die stichfeste Schutzkleidung nicht für erforderlich.
- Erklärung der Feuerwehr: zielgerichtete Angriffe auf Retter seien „bei uns in der Stadt ganz selten“
- Stellvertretender Feuerwehr-Chef sieht Gefahr, dass sich Keime in Westen einnisten
- Einziger Vorfall mit Messer: Reifen eines Notarztwagens in Steele wurden zerstochen
Immer mehr Einsatzkräfte sollen mit Schutzwesten ausgestattet werden. Die NRW-Polizei bekommt 10.000 neue Westen. Für den Rettungsdienst in Essen wird das aber abgelehnt. Die Feuerwehr hält hier stichfeste Schutzwesten nicht für erforderlich, weil zielgerichtete Angriffe auf die Retter „bei uns in der Stadt ganz selten sind“, betont Thomas Lembeck, stellvertretender Feuerwehr-Chef in Essen. Während in Bayern hier und da Rot-Kreuz-Sanitäter bereits mit Schutzwesten arbeiten, glaubt die Essener Feuerwehr, dass Westen die Arbeit der Rettungsteams behindern könnten.
Westen kommen aus praktischen Gründen nicht in Frage
„Die sind zu schwer“, findet Thomas Lembeck. Und könnten die Bewegungsfreiheit einschränken, zumal es im Rettungswagen ohnehin eng sei. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich in diesen Westen Keime einnisten. „Im Rettungsdienst müssen aber unbedingt die hygienischen Voraussetzungen erfüllt werden“, gibt Lembeck zu bedenken. Sein Fazit: Stichfeste Westen kommen schon aus praktischen Gründen nicht in Frage.
Was nicht heißt, dass sich die Feuerwehr nicht mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen muss. „Das ist auch bei unseren Kollegen Gesprächsstoff. Und es wäre falsch zu sagen, dass das Problem nicht existiert“, berichtet Lembeck. Beispielsweise bei der Behandlung von Patienten, die aufgrund ihrer Sucht plötzlich um sich schlagen. Auch klagen Retter landesweit über die Zunahme von aggressivem Verhalten. Aber: Gezielte Messerangriffe gegen Rettungssanitäter „hat es bei uns Gott sei Dank“ noch nicht gegeben, so Lembeck.
Unbekannter zerstach Reifen eines Notarztwagens
Der einzige Vorfall mit einem Messer ereignete sich vor einigen Wochen in Steele, als ein Unbekannter einen Reifen des Notarztwagens zerstach. Die beste Hilfe für die Retter sei laut Feuerwehrführung, sie gezielt in der Deeskalation von brenzligen Situationen zu schulen.
Auch beim Deutschen Roten Kreuz greifen hier keine Helfer zu einer Schutzweste. „Das gibt es bei uns nicht“, erklärt Stefanie Amonat, Sprecherin des Essener Kreisverbandes.
Selbst für die Essener Taxifahrer „ist das kein Thema“, sagt Michael Rosmanek, Vorstandsvorsitzender von Taxi Essen. Ebenso sind der Essener Verkehrsgesellschaft Evag keine Fälle bekannt, dass Mitarbeiter sich Schutzwesten zulegen. Pro Jahr gebe es 20 bis 40 Vorfälle – von Beleidigungen bis zu Tätlichkeiten gegen Evag-Bedienstete, berichtet Unternehmenssprecher Nils Hoffmann.