Essen. . Die Stadt Essen erhöht die Sicherheit ihrer Mitarbeiter nach „extremen Gewaltausbruch“ eines Asylbewerbers im Sozialamt Steubenstraße am vergangenen Freitag.

  • Stadt zieht Konsequenzen nach einem „extremen Gewaltausbruch“ am vergangenen Freitag
  • Randalierer sprang auf Tische und warf Dinge zu Boden - drei Mitarbeiterinnen arbeitsunfähig
  • Sozialamtsleiter an Mitarbeiter: Sicherheitsdienst wurde sofort aufgestockt

Den „extremen Gewaltausbruch“ eines Asylbewerbers im Sozialamt Steubenstraße letzten Freitag nimmt die Stadt zum Anlass, die Sicherheit ihrer Mitarbeiter im Kundencenter spürbar zu erhöhen. Als Sofortmaßnahme sei das Security-Personal bereits aufgestockt worden, ferner soll das Kundencenter aufwändig umgebaut werden. Mitarbeiter und Kunden seien demnächst durch eine Panzerglasscheibe und eine verschließbare Tür voneinander getrennt. Außerdem soll ein zweiter Fluchtweg zur Straße hin geschaffen werden. „Die Sicherheit unserer Mitarbeiter genießt oberste Priorität“, betont Sozialamtsleiter Hartmut Peltz. In einem Brief „An alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereichs 50“ (Sozialamt), der dieser Zeitung vorliegt, schildert Peltz detailliert den brutalen Vorfall, der die Mitarbeiterinnen „nachhaltig geschockt“ habe.

Der Randalierer, so informiert Sozialamtsleiter Peltz, sei offenbar psychisch krank und später in die Psychiatrie eingewiesen worden. „Er sprang auf und über die Schreibtische im Kundencenter, warf alles zu Boden und versuchte die technischen Gegenstände zu zerstören. Die im Raum befindlichen vier Mitarbeiterinnen mussten den Gewaltausbruch hilflos mitansehen und konnten nicht ausschließen, selbst angegriffen zu werden. Wir können von Glück sagen, dass sich seine enorme Aggression nicht unmittelbar gegen die Kolleginnen richtete, so dass sie körperlich unversehrt blieben.“ Überwunden hätten die Frauen den traumatischen Vorfall trotzdem nicht. „Drei Mitarbeiterinnen sind nach wie vor arbeitsunfähig“, bestätigt Peltz.

Beamte seien Kunden bei „Waffen Isenberg“

Sicherheit im Amt sei seit dem drastischen Anstieg der Flüchtlingszahlen ein Dauerthema. Wer das Kundencenter aufsucht, komme in der Regel ohne Termin und müsse eine Wartemarke ziehen. Den einen mache womöglich die zunehmende Wartezeit aggressiv, den anderen ein abgelehnter Antrag. „Das Aggressionspotenzial ist seit einem Jahr gestiegen, der Zustrom von Flüchtlingen hat uns personell und räumlich an Grenzen gebracht“, so Peltz.

Dass es in Essener Amtsstuben ungemütlicher geworden ist, kann auch ein Geschäft bestätigen, das eigentlich Jäger und Sportschützen zu seinen Stammkunden zählt. Doch bei „Waffen Isenberg“ bedient Geschäftsführer Christoph Küttner neuerdings auch Beamte, die direkten Kontakt mit Flüchtlingen haben, etwa in Erstaufnahmeeinrichtungen. „Sie haben Angst vor Handgreiflichkeiten und decken sich aus eigener Tasche mit Reizgas ein.“ Bis zu 30 Euro koste Pfefferspray, das besonders schmerzhaft und deshalb das beliebteste Abschreckungsmittel ist. „Mit einem Reizgas kaufe ich aber nicht Sicherheit, sondern ein Sicherheitsgefühl“, betont Küttner.

Pfefferspray in der Schreibtischschublade – zwischen Büroklammern und Bleistiften – davon will Sozialamtsleiter Hartmut Peltz gar nichts wissen. Die Ausrüstung mit Reizgas gehöre keinesfalls zum Sicherheitskonzept der Stadt Essen. „Unsere Mitarbeiter absolvieren ein De-Eskalationstraining, und neben dem Sicherheitspersonal gibt’s Alarmsysteme.“